50 Fragen an … Alex Porter, Luzerner Zauberer

«Ein Fotograf wollte mich mit den Rolling Stones auf Tour haben»

Zwischen Licht und Schatten: der Luzerner Alex Porter liebt es magisch.

(Bild: hae)

Auch wenn der Luzerner Zauberer Alex Porter in seinen Programmen immer mal wieder abhebt, dabei Dinge fliegen und verschwinden lässt, bleibt er fest auf dem Boden. Frauen sind wichtig in seinem Leben, er weint oft – und ist laut eigener Aussage zu doof für die Politik. Zeit für 50 Fragen.

1. Alex Porter, welche Zauberer sind Ihre Vorbilder, Ihre Liebe?

Oh, es gibt so viele talentierte Menschen, die ihr Leben der Zauberkunst gewidmet haben. Sie aufzuzählen würde die Seiten sprengen. Ich konnte viel von einzelnen Zauberlehrern lernen, viel aber auch aus der Kunst, aus der Literatur.

2. Wer war das?

Von Menschen wie dem Filmer Neal Slavin und den Musikern von Steely Dan. Mit ihnen habe ich mal eine Woche in New York verbracht, als sie an einem ihrer Alben waren. Dem Jazz-Trompeter Chet Baker, der bei meinem Vater in Luzern zu Besuch war. Musste ihm mal unter der Egg etwas Dope zur Beruhigung holen. Grosse Künstler allesamt. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man in jeder guten Kunst die Auseinandersetzung des Menschen mit der Tiefe des Lebens.

3. Ein anderes Wort für Liebe?

Hingabe. 

4. Eine Lehre, die Ihnen Ihre Mutter punkto Frauen mitgegeben hat?

In der Kindheit hatte ich einen Teller. Darauf stand: «Es ist besser ledig leben, als der Frau die Hosen geben.» Ich habe diesen Satz als Kind nie verstanden. Heute habe ich eine Frau, die die Hosen anhat. Und meine Mutter findet‘s gut.

5. Ihr neues Programm heisst «vielFalter». Was ist da zu erwarten?

Abgesehen davon, dass ich ein Erzähler bin und davon nicht abweiche, bekommen in diesem Programm nebst ein paar ganz neu kreierten Zaubereien und visuellen Spielereien gesangliche Ausflüge eine Bühne. Vielfalter ist ein Abend mit der Idee, meinen eigenen Schatten zu konfrontieren.

6. Ihr Vater Allan Porter war ein berühmter Fotograf und Magazin-Herausgeber. Was verbindet Sie mit ihm?

Die Suche nach Bildhaften, der Lebensenthusiasmus, das Zeichnen. Ich habe mit ihm auf seinen Reisen viele interessante Fotografen kennengelernt: Ansel Adams, Henri-Cartier Bresson, Richard Avedon, Ralf Gibson, Christer Stroholm. Robert Mapplethorpe, der Partner von Patti Smith, wollte mich mit meinem Wuschelkopf immer fotografieren.

Vater und Sohn: Alex auf dem Schoss des weltbekannten Fotografen Allan Porter.

Vater und Sohn: Alex auf dem Schoss des weltbekannten Fotografen Allan Porter.

(Bild: zvg)

7. Waren darunter auch Schweizer Fotografen?

Ja, klar. René Burri und Alberto Venzago, der mich einmal als Assistent zu einer Tour mit den Rolling Stones mitnehmen wollte. Ich war damals 16 und in der Lehre als Hochbauzeichner, aber meine Eltern hatten Angst. Die Stones waren damals Inbegriff für ein wildes Leben. Sex, Drugs und Rock ’n› Roll … Immerhin habe ich aber all den Topfotografen bei ihrer Kunst zugesehen und Menschen erlebt, die ein Leben lang an der Entwicklung ihrer persönlichen Bildsprache gearbeitet haben.

8. Was war für Sie als Kind Ihr Traumberuf?

Zauberer und Clown.

9. Wie kamen Sie zum Zaubern?

Mein Vater hat mir die amerikanischen Magic-Stores gezeigt, in denen es Zauberutensilien zu kaufen gab und wo man einfache Zaubereien vorgeführt bekam. Meine ersten guten Tricks habe ich auf diesen Reisen gelernt. 

10. Ihre Frau Patrizia unterstützt Sie stark dabei?

Genau, sie ist für die Regie zuständig. Und sie ist immer eine äusserst analytische und warmherzige Kritikerin. 

Achtung, Magie: Alex Porter lässt nicht nur Tauben verschwinden.

Achtung, Magie: Alex Porter lässt nicht nur Tauben verschwinden.

(Bild: zvg)

11. Törnt Sie eher Kälte oder Wärme an?

Wärme. 

12. Sie spielen derzeit mit einem Falter auf der Bühne. Mit welchem Tier darf man Sie am besten vergleichen?

Meine Familie vergleicht mich manchmal mit einem Maulwurf, weil ich mich zum Schlafen unter die Decke verkrieche. 

13. Herzig. Macht Erfolg Sie sexy?

Bis anhin interessierten sich die Leute vorwiegend für meine Haare nach der Vorstellung.

Zauberer und Dozent

Seit 1988 ist der Luzerner Alex Porter (54) auf Tournee mit abendfüllenden Theaterstücken. Er ist mit diversen Magic Dinners und Galaauftritten im In- und Ausland als Zauberkünstler und Poet unterwegs. 2013 fand die Uraufführung des magisch-musikalischen Theaterstücks «99 Elefanten» im Luzerner Theater statt. Daneben ist Alex Porter seit zehn Jahren Dozent am MAZ, Medienausbildungszentrum Luzern. Mit seiner Familie lebt er in Udligenswil.

Sein neues Programm ist vom 14. bis 16. Februar im Luzerner Kleintheater zu erleben. In Malters (Kulturschiene) zaubert er am 8. März, im Somehuus Sursee am 9. und 10. Mai, im Gemeindesaal Ballwil am 25. Mai.

14. Wem wollen Sie aktuell besonders gut gefallen?

Mir reicht es schon, wenn meine Kinder mich nicht peinlich finden.

15. Wer leidet am meisten unter Ihnen?

Meine Kinder, wenn ich so peinlich bin.

16. Sind Sie ein Migros- oder ein Coop-Kind?

Das Kulturprozent der Migros steuert einen wichtigen Beitrag zur konkreten Förderung der Kulturszene Schweiz bei. Coop lässt zurzeit das Tropenhaus Wolhusen fallen. Wäre doch ein kleiner Kulturbeitrag gewesen, ein solch grossartiges Projekt aufrechtzuerhalten. Mein Herz pocht also im Moment eher für die Migros.

17. Welches war Ihre erste grosse Leinwandliebe?

Kim Novak aus «Vertigo» von Alfred Hitchcock. Mein Vater hat mir dann aber mit zwölf Jahren erklärt, dass diese Schauspielerin so alt sei wie er (schmunzelt). 

18. Welche Zukunft planen Sie?

Die von morgen. Aber die Zukunft kommt immer von selbst, ohne zu fragen, sie schneit einfach so herein. Das Leben ist und bleibt ein Abenteuer, mit oder ohne Planung. Offen zu bleiben, ist wohl die beste Planung.

19. Was ist Luxus für Sie?

Auf der Bank vor dem Haus zu sitzen und einen Kaffee zu trinken, dabei Zeit für gemeinsame Gespräche zu haben und die Sonne zu geniessen.

20. Wann haben Sie das letzte Mal geweint?

Hmm … das ist schon eine Weile her. Tut aber gut, wenn‘s geschieht!  Ein paar Tränen vor Freude oder weil mich etwas sehr berührt, das kommt öfters mal vor.

21. In welchen Situationen lachen Sie?

Manchmal, wenn meine Frau und ich im Film des Lebens stehend erkennen, dass wir uns dem grossen Theater nicht entziehen können. Dann überkommt es uns plötzlich und wir lachen Tränen. 

22. Wann tanzen Sie?

Meist, wenn meine Frau an einer ihrer Choreografien arbeitet. Dann schleicht sie sich von der Seite an mich heran und sagt: «Kannst du mir nicht schnell, nur ganz kurz ….»  Und schon tanze ich.

Interaktion: Alex Porter bandelt mit dem Publikum an.

Interaktion: Alex Porter bandelt mit dem Publikum an.

(Bild: zvg)

23. Welche Kultur konsumieren Sie?

Da ich mit meinem Material viel im Auto auf Tournee bin, höre ich gerne Hörbücher. Wobei sich das Genre von der Hin- zur Rückfahrt sehr unterscheidet: beim Hinfahren eher Philosophisches, Astrophysikalisches, Literarisches. Bei der Rückfahrt muss es einfach spannend sein, dann ist das Hörbuch meine Wachbleibepille.

24. Was singen Sie unter der Dusche?

Da höre ich meistens meinen Gedanken zu. Dies ist manchmal ziemlich spannend, was man so denkt. Und manchmal entsteht da im fliessenden Nass eine neue Geschichte.

25. Welche Musik hören Sie zum Aufstehen?

Die Musik der Stille, der Vögel, des Windes; wir leben ja auf dem Land.

26. Zum Kochen?

Das Brutzeln in der Pfanne und das Kochen des Wassers vermischen sich dann mit den Sounds unserer Töchter aus deren Handys. Und manchmal spielen sie alte «Schunken» von Smokie, Queen, Falco, Abba, The Doors, die bei mir schon in der Kindheit liefen. Das fühlt sich dann sehr nach Heimat an.

27. Also kein Techno?

Viel lieber Folk! Albin Brun, die französischen Weltmusiker Bratsch, Experimentelles wie Jon Hassell. Oder dann die Luzerner Bruno Amstad und Christian Zehnder, unsere Schweizer Stimmakrobaten. Einfach göttlich!

28. Glauben Sie an Gott?

Die Weltreligionen, die für sich den Anspruch erheben, in Gottes Namen zu handeln, haben aus der Erde einen intoleranten und teilweise grausamen Ort gegenüber Frauen, Minderheiten und Andersdenkenden geschaffen. Sollte es Gott geben, ist er bestimmt nicht religiös.

29. Wie sieht ein Sonntag bei Ihnen aus?

Meistens bin ich sonntags etwas durch den Wind vom Spielen. Gerne koche ich dann in aller Ruhe ein Sonntagsgericht.

30. Welches sind Ihre Lieblingsgerichte?

Etwa einen Auberginenauflauf namens Parmigiana. Oder Zitronenrisotto und gebratene Steinpilze. Am liebsten mag ich es, wenn Regionales verwendet wird, wenn man durch das Essen die Kultur spürt, in der man sich befindet. Es gibt eine ganze Generation von ungemein kreativen Köchen. Ich finde, dass das Essen ganz einfach sein darf. Da bemerkt man die Qualität des Kochens am meisten.

31. Welches wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Vor dem Gehenkt-Werden würde ich nichts mehr essen wollen. Aber anschliessend würde ich im selbstgebastelten Himmel der Monty Phytons an Weihnachten dann eine Parmigiana bestellen. Und dort im Himmel ist ja seit deren Film «Meaning of Life» bekanntlich immer Weihnachten.

32. Ihr Lieblingsgetränk?

Im Winter eine ausgepresste Orange, heisses Wasser mit etwas geraspeltem Ingwer und einem Schuss Honig.

33. Wein oder Bier?

Espresso.

34. Machen Sie Kampfsport?

Ja, ich unterrichte Tai Chi Chuan oder Schattenboxen, das ist Kampfsport in Slow Motion. Das mache ich in Udligenswil in der «bewegerei», wo meine Frau Yoga, Bewegung und Tanz unterrichtet. Meine Kurse sind montags um 18.10 Uhr.

Viele Identitäten: Alex Porter liebt die Verwandlungen, zumal auf der Bühne.

Viele Identitäten: Alex Porter liebt die Verwandlungen, zumal auf der Bühne.

(Bild: zvg)

35. Kampfsport macht stark und sicher. Wovor haben Sie Angst?

Ich halte mich da an die Gallier, wie man es aus den Asterix-Comics kennt: Ich habe Angst, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt.

36. Mit wem würden Sie gerne mal auf der Bühne spielen?

Mit dem deutschen Pianisten und Electro-Musiker Niels Frahm würde ich gerne auftreten, das fände ich spannend.

37. Mit wem unter gar keinen Umständen?

Mit Helge Schneider lieber nicht, Ich wüsste nicht, was ich neben ihm auf der Bühne noch tun könnte – ausser eben danebenzustehen. Aber er bringt mich wirklich zum Lachen.

38. Ihre drei Markenzeichen?

Eins: Ich bin mit einem Theaterstück nie fertig. Zwei: Ich bin andauernd an irgendwelchen Tricks. Drei: Ich fülle meinen Laptop mit Geschichten. 

39. Wollen Sie uns einen Witz erzählen, bitte?

Nein danke. Lieber zeige ich Ihnen ein Zaubervideo:

40. Was bedeutet Ihnen Familie?

Das ist mein Leben, es ist mein Zuhause. Wenn Patrizia und ich mit unseren beiden Töchtern zusammen sind, schwingt die Welt besonders. Meine Familie ist mein Glück, meine Herausforderung, mein Spiegel. 

41. Schreiben Sie Tagebuch?

In den Geschichten, die ich für die Bühne schreibe, steckt viel selber Erlebtes. Ich empfinde das Schreiben als eine grosse Freiheit. Aber Tagebuch? Nein. Meine Programme sind eine Art Kunst-Tagebuch.

42. Was lesen Sie gerade? Was liegt auf Ihrem Nachttisch?

Auf dem Nachttisch liegt zum zweiten Mal das Sachbuch «Das Universum in meiner Hand» von Christophe Galfard, die rechte Hand von Stephen Hawkins, über unsere riesengrosse Welt. Dann der Roman «Honigtot» von Hanni Münzer, sehr berührend und erschreckend zugleich. Und Carlos Ruiz Zafons «Das Spiel des Engels», etwas dunkel, aber mit einem ungeheuren literarischen Sprachwitz. Das alles inspiriert mich sehr.

43. Welche Handy-Apps nutzen Sie am häufigsten?

«iA Writer» eignet sich für mich unterwegs sehr gut, um Gedachtes zu notieren. Und «SBB Mobile» ist sehr praktisch. Meine am meisten gebrauchte App ist allerdings «Paper», ehemals «Paper53», ich visualisiere zeichnerisch alle meine Stücke auf «Paper». 

44. Wie steht es mit dem Zeichnen? Malen Sie uns doch Ihr Lieblingstier!  

Flieg, Falter, flieg: Alex Porters derzeitiges Lieblingstier.

Flieg, Falter, flieg: Alex Porters derzeitiges Lieblingstier.

(Bild: zvg)

45. Sind Sie ein politischer Mensch?

Ich bin, so glaube ich, zu doof für die Politik, ich verstehe sie nicht. Man darf als Politiker keine Vision haben, sonst wird man von den anderen verbal verprügelt. Also macht man Politik mit fadenscheinigen Slogans und mit Seitenhieben und streicht dann noch ein bisschen Geld zusammen, damit man wiedergewählt wird.

46. Was vermissen Sie also?

Wo sind die konstruktiven Diskussionen, die Ideen, die Werte …? Ich sag‘s ja, ich bin zu blöd für die Politik, ich verstehe sie nicht.

47. Gibt es Dinge im Leben, die Sie bereuen?

Das Leben ist sehr kurz für manche Menschen. Ich hätte gerne etwas mehr Zeit mit ihnen verbracht. Das stimmt mich manchmal melancholisch.

48. Worauf sind Sie besonders stolz?

Auf unsere Kinder. Ihnen zuzuschauen, was sie entdecken und wie sie das Entdeckte in ihr junges Leben weben.

49. Haben Sie noch Visionen?

Ich wünschte mir eine Welt ohne Gier. 

50. Ihr geheimster Traum?

Vielleicht doch mal auf einer Welle surfen. 

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