Kanton Luzern bittet um Rücksicht für Kriegsflüchtlinge

Ein Feinstaub-Feuerwerk zum 1. August

Feuerwerk über Luzern – für manche Menschen kann dies schlechte Erinnerungen wecken. (Bild: zVg)

Am Nationalfeiertag darf oder muss man sich auf Raketen und Böller einstellen. Doch die Meinungen von Experten und Politikern gehen auseinander, wie schädlich Feuerwerk für die Gesundheit tatsächlich ist.

Die Zahlen sind eindrücklich: Rund 1800 Tonnen Feuerwerkskörper werden in der Schweiz pro Jahr verkauft. Beim Abbrennen werden verschiedene Schadstoffe freigesetzt. Unter anderem gelangen so rund 320 Tonnen Feinstaub in die Umwelt. Dies entspricht rund zwei Prozent der jährlichen Feinstaubemissionen in der Schweiz.

Damit konfrontiert, verweist das Bundesamt für Umwelt (BAFU) auf den von ihm im Jahre 2014 verfassten Feuerwerksbericht. Die vorhandenen Daten würden zeigen, dass kurzfristige, durch Feuerwerk verursachte Feinstaub-Anstiege für Personen mit Herzkreislauf- oder mit chronischen Atemwegserkrankungen «problematisch» sein können, erklärt ein Sprecher des BAFU.

«Gerade für Menschen, die aus Kriegsgebieten zu uns geflohen sind, muss diese Knallerei besonders belastende Erinnerungen wachrufen.»

Peter Bucher, Dienststelle Umwelt und Energie Kanton Luzern

Für gesunde Personen hingegen dürfte die Belastung «keine oder vernachlässigbare Auswirkungen» auf die Gesundheit haben. Das BAFU präzisiert: «Die zwei Prozent tragen zeitlich und örtlich begrenzt massgeblich zur Feinstaubbelastung bei. Feuerwerk kann Mensch und Umwelt belasten.»

Das Wetter spielt mit

Im Kanton Zug werden Daten zur aktuellen Luftqualität an der Messestelle am Postplatz in Zug gemessen, erklärt der Zuger Baudirektor Florian Weber (FDP) auf Anfrage. Das Amt für Umwelt könne deshalb für den Raum Zug nur für den Postplatz Aussagen zur Feinstaubbelastung machen. Die Modellierungen der letzten Jahre würden zeigen, dass es jeweils am 1. August eine generelle Erhöhung der Feinstaubkonzentration gibt.

Die Feinstaubbelastung aufgrund von Feuerwerkskörpern hänge von verschiedenen Faktoren ab. «Massgebend sind sicher Menge und Anzahl der abgefeuerten Feuerwerke. Daneben spielt aber auch das Wetter und die Schichtung der Atmosphäre eine grosse Rolle.» Bei wenig Wind oder Inversionslagen sammle sich der Feinstaub unter der Inversionsschicht, was jeweils relativ schnell zu hohen Feinstaubkonzentrationen führen könne.

Kein Problem auf dem Zugerberg

«Demgegenüber verdünnt sich der Feinstaub bei Wind und bei Fehlen einer Inversionslage – was im Sommer meistens der Fall ist – relativ rasch», so Weber. Die höchsten Feinstaubkonzentrationen würden jeweils in der Nähe des Feuerwerkspektakels anfallen, also in Stadtnähe, und nicht im Umgelände oder in entfernteren Gebieten wie dem Zugerberg.

In Übereinstimmung mit den Empfehlungen des BAFU rät der Baudirektor, dass Personen mit Erkrankungen der Atemwege oder mit Kreislauferkrankungen die unmittelbare Nähe von Feuerwerken meiden sollten. «Feuerwerkskörper sollten aufgrund der Feinstaub- und Lärmproblematik ohnehin nur zurückhaltend Einsatz finden», so Weber.

Unschön, aber...

Peter Bucher von der Dienststelle Umwelt und Energie des Kantons Luzern findet, die Luftverschmutzung  durch Feuerwerke am 1. August sei zwar unschön, insgesamt aber aufgrund der relativ geringen Dauer wohl hinzunehmen. Bucher legt den Fokus mehr auf die illegale Entsorgung von Abfallholz in 1.-August-Feuern. Da würden leider auch heute noch immer Dinge verbrannt, die man niemals auf diesem Wege entsorgen dürfte.

«Dass die Feuerwerke vom 1. August zu erhöhten Feinstaubwerten führen, ist eine Tatsache.»

Carmen Wicki, Lungenliga Zentralschweiz

Bucher nennt Telefonstangen, Möbel und Eisenbahnschwellen als Beispiele. «Das verschmutzt den Boden unter dem Feuer und der näheren Umgebung mit Schadstoffen wie Dioxinen und Metallen.» Ein solches Tun werde konsequent verzeigt. Zudem sorge der Kanton dafür, dass ein derartiges aufgeschichtetes Feuer nicht angezündet werden dürfe.

Peter Bucher erwähnt im Zusammenhang mit dem 1. August auch noch das Thema Lärm. Er findet vor allem stossend, dass sich die Knallerei oftmals nicht auf die Abendstunden des 1. Augusts beschränkt: «Immer wieder ist zu beobachten, dass Einzelne schon am Vortag und auch am Tag danach zu jeder Unzeit einzelne Feuerwerke zünden.» Das sei sehr belastend und auch verboten: «Gerade auch für Menschen, die aus Kriegsgebieten zu uns geflohen sind, muss diese Knallerei besonders belastende Erinnerungen wachrufen», so Bucher.

Vermehrte Spitaleinlieferungen

Carmen Wicki ist Bereichsleiterin Gesundheitsförderung und Prävention bei der Lungenliga Zentralschweiz mit Sitz in Ebikon. Feinstaubemissionen seien sowohl für vorbelastete Personen als auch für die Bevölkerung generell ein gesundheitsrelevantes Thema. So sei es erwiesen, dass es im Winter, wenn der Feinstaub in der Luft wegen der Wetterlage oftmals nur schlecht abziehen kann, zu vermehrten Spitaleinlieferungen kommen könne.

«Dass die Feuerwerke vom 1. August zu erhöhten Feinstaubwerten führen, ist eine Tatsache», hält Wicki fest. Eine Vermeidung oder Verminderung dieser Emissionen wäre aus Sicht der Lungenliga Zentralschweiz vorab für betroffene Patientinnen und Patienten, aber auch für die Gesundheit der Allgemeinheit wünschenswert.

Kinder sind besonders betroffen

Weltweit seien zahlreiche Studien zum Thema Luftverschmutzung und Gesundheit durchgeführt worden. «Diese haben praktisch alle zum gleichen Resultat geführt: Starke Luftverschmutzung schadet kurz- und langfristig der Gesundheit.»

Bei Kindern habe eine hohe Feinstaubbelastung nicht nur negative Auswirkungen auf ein vorhandenes Asthma. Vielmehr leide auch die Entwicklung der Lungen von Heranwachsenden, wenn sie einer starken Luftverschmutzung ausgesetzt sind. Carmen Wicki rät Menschen mit Lungenproblemen, am 1. August Orte zu meiden, an denen viel Feuerwerk gezündet wird.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Samanta Meier
    Samanta Meier, 02.08.2019, 13:22 Uhr

    Ich hab im Banhof Luzern auf dem Perron 3 – ganz hinten – heimlich eine Zigarette geraucht.
    Und hatte ein schlechtes Gewissen.

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  • Profilfoto von Lustenberger
    Lustenberger, 02.08.2019, 09:56 Uhr

    Das zünden von Böller und Feuerzünder bereits schon am Vortag und Tag des 1.August ist absolut störend und unnötig. Keiner denkt an die Natur und an die Tiere die ab der Knallerei erschrecken und dem Rauch der in die Natur geht. Eine schönes Feuer zum Nationalfeiertag würde reichen. Total unnütz unverständlich fragwürdig diese Ballerei.

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