FCL-Goalgetter Demhasaj über Reservistenrolle

«Ein fauler Siech bin ich sicher nicht»

Shkelqim Demhasaj hatte im Cup gegen Gland allen Grund zum Jubeln.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Eine schöne Karriere in der Super League ist nicht die Erfüllung seiner sportlichen Ambitionen. Der 22-jährige Shkelqim Demhasaj will dereinst in ausländischen Ligen Spuren hinterlassen. Doch vor dem nächsten Meisterschaftsspiel am Sonntag in St. Gallen muss er sich erst beim dritten Trainer durchsetzen, seit er sich vor einem Jahr als Begabung in Luzern verpflichtet hat.

Er legte sich für den Fall eines erfolgreichen Torschusses keinen Plan für einen Jubel zurecht, aber als Demhasaj eine Minute nach seiner Einwechslung den einzigen Treffer gegen Olympiakos Piräus zum desillusionierendem Gesamtskore von 1:7 (82.) erzielte, da platzte es einfach aus ihm heraus. Der FCL-Stürmer jubelte überschwänglich, zeigte mit beiden Händen auf seine Rückennummer 20, als wollte er Dampf ablassen für die keinesfalls einfache Zeit, die er unter dem neuen Übungsleiter René Weiler miterleben musste. Der Eindruck täuschte nicht. Demhasaj bestätigt ohne Umschweife: «Klar war ich ein bisschen hässig darüber, dass ich nicht von Anfang an spielte. Mein Anspruch und Ziel ist es, immer von Beginn weg zum Einsatz zu gelangen.» 

Er macht es mit «Näschen und Qualität»

Dass es für den Schweizer U21-Internationalen mit kosovarischen Wurzeln in der neuen Saison nicht leicht werden sollte, dieses Unterfangen in die Tat umzusetzen, zeichnete sich schon früh ab. Noch vor Saisonbeginn verpasste ihm Weiler einen Glattstrich, indem er über seinen einzigen fitten Stürmer im Team – und das erst noch ohne Not – verkündete: «Demhasaj ist nicht robust genug, um sich in den Zweikämpfen durchzusetzen.»

Shkelqim Demhasaj jubelt nach dem Tor zum 1:3 gegen Piräus überschwänglich. 

Shkelqim Demhasaj jubelt nach dem Tor zum 1:3 gegen Piräus überschwänglich. 

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Es ist nicht so, dass die fleissigen Helfer im FCL den 191 Zentimeter grossen und bloss 74 Kilogramm schweren Schaffhauser zuerst wieder mental aufpäppeln mussten. Denn fast schon unbekümmert sagt der Schlacks: «Es ist nicht das erste Mal, dass ich das von einem Trainer höre.» Für die eigene Toleranz- und Schmerzgrenze kann es wohl kaum geschadet haben, dass er in der Challenge League schon unter einem wie Murat Yakin arbeitete.

«Ich mache es mit Näschen und Qualität.»

Shkelqim Demhasaj

Aber das Urteil genannter Fussball-Lehrer hat ihn nicht wirklich beeindrucken können. Warum auch? Bis jetzt ging es nur bergauf. Er sei halt so gebaut, wie er sei, hält Demhasaj fest und ergänzt: «Ich habe mich in meinem ersten Jahr in der Super League durchsetzen können.» Das sei vor ihm längst nicht jedem gelungen, der von der Challenge League aufgestiegen sei. «Ich mache es mit Näschen und Qualität», sagt er, der letzte Saison sechs Tore und drei Assists zum dritten Rang des FCL beigesteuert hat, selbstbewusst. Und als ob Demhasaj ahnte, was man ihm im Umkehrschluss vorwerfen könnte, legt er Wert auf die Feststellung: «Ein fauler ‹Siech› bin ich sicher nicht. Ich werde jedoch sicher noch einiges ins Krafttraining investieren müssen.»

Juric: verlängern oder verkaufen

Mittlerweile macht ihm der neuverpflichtete Blessing Eleke ernsthafte Konkurrenz im FCL-Sturm. Der 24-jährige Nigerianer, für dessen Verpflichtung die Verantwortlichen eine Million Franken aufgeworfen haben sollen, ist ein völlig anderer Spielertyp als Demhasaj. Eleke definiert sich über sein physisches Spiel, er kann sich im Eins gegen Eins besser durchsetzen und den Ball in der Offensivzone besser behaupten. Dagegen ist Demhasaj der wendigere, schnellere, technisch versiertere Stürmer mit dem Gespür dafür, wo der Ball hinkommt und das gegnerische Tor steht.

Für den FCL-Trainer ist diese Auswahl gewiss keine schlechte Sache. Je nach eigener taktischer Ausrichtung und der gegnerischen Qualität kann sich Weiler für einen passenden Spielertypen im Sturmzentrum entscheiden.

Blessing Eleke und Shkelqim Demhasaj sollen für den FCL Tore schiessen. Körperlich sind die beiden sehr verschieden. 

Blessing Eleke und Shkelqim Demhasaj sollen für den FCL Tore schiessen. Körperlich sind die beiden sehr verschieden. 

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Und vielleicht steht ihm bald auch Tomi Juric zur Verfügung. Der australische WM-Fahrer spürt noch eine Reizung der Sehne im rechten Knie und absolviert derzeit ein individuelles Aufbautraining unter Christian Schmidt. Ob der Mittelstürmer seine Karriere beim FCL fortsetzen wird, dazu möchte sich der FCL erst nach dem Schliessen des Transferfensters am 31. August um 23.59 Uhr äussern. Für die sportliche Leitung des momentan Vorletzten in der Super League kann es ohnehin nur zwei Optionen geben: Entweder kann man Juric bis zum Monatsende noch zum bestmöglichen Preis verkaufen oder man verlängert die Zusammenarbeit vorzeitig um ein weiteres Jahr bis 2020. Ein ablösefreier Wechsel von Juric zum aktuellen Vertragsende stünde Sportkoordinator Remo Meyer und dem FCL – erst recht vor dem Hintergrund weiterer unrühmlicher Beispiele – schlecht an. 

Startet Demhasaj, siegt der FCL

In den sieben Ernstkämpfen des FCL in dieser Saison ist Shkelqim Demhasaj erst zweimal von Anfang an zum Einsatz gekommen. Es mag kein Zufall sein, dass es sich bei den beiden Spielen um jene gehandelt hat, die der FCL siegreich beendet hat. Beim einzigen Sieg gegen Lugano (4:2) in bisher vier Meisterschaftspartien erzielte Demhasaj mit einem sehenswerten Treffer das zwischenzeitliche 1:1, beim 9:1 in der ersten Cup-Runde gegen Gland erzielte er vor der Pause einen Hattrick. «Meine Stärken liegen sicher im Abschluss. Die Coolness, die es dafür braucht, ist in meinem Kopf abgespeichert», hält er fest.

«Konkurrenz macht einen Spieler besser.»

Shkelqim Demhasaj

Dennoch scheint sein Chef nach wie vor nicht davon überzeugt zu sein, in ihm den Torjäger für eine sportlich erfolgreichere Zukunft mit dem FCL gefunden zu haben. «Ich bin mir bewusst, dass ich mich auch bei René Weiler in jedem Training aufdrängen muss, um mich durchzusetzen. So, wie ich das schon bei seinen Vorgängern Markus Babbel und Gerardo Seoane gemacht habe», sagt Demhasaj. Sich abermals beweisen zu müssen, scheint ihm nichts auszumachen. «Konkurrenz macht einen Spieler besser. Wenn man weiss, dass man im Ernstkampf so oder so spielt, ist die Gefahr da, im Training unter Umständen nicht mehr ans Limit zu gehen.»

Schweizer oder die kosovarische Nationalmannschaft?

Demhasaj muss und will sich aber weiterentwickeln. Nur schon, um seine eigenen beruflichen Träume verwirklichen zu können. Die Super League soll nicht das Ende der Fahnenstange sein. «Natürlich möchte auch ich irgendwann im Ausland spielen und mich beweisen. Das ist aber noch Zukunftsmusik und ich setze mir keine Fristen», macht er, der mit dem FCL noch einen Vertrag bis 2020 hat, klar.

Die kosovarische Nationalmannschaft könnte dem Schweizer U21-Internationalen dabei Hilfestellung leisten. Es ist für ihn eine Güterabwägung. Auf ein Aufgebot der Schweizer A-Nationalmannschaft warten, das vielleicht nie kommt? Oder doch auf die zwar international weniger reputierte Auswahl des Kosovo setzen, die aber auch im internationalen Schaufenster der Nations League auftaucht? Demhasaj lässt die Sache auf sich zukommen. Er kann sich auf sein Näschen verlassen.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon