Bald eröffnet Zugs grosses Ess- und Freizeitlokal

Ein Blick hinter die Kulissen der bald «grössten Zwischennutzung der Schweiz»

An allen vier Bar-Seiten werden die Gäste bedient.

(Bild: wia)

Am Freitagabend öffnete der «Freiruum», die grosse Zwischennutzung auf dem Siemens-Areal, für einen Tag seine Tore. Ein Kosmos, der zahlreiche Mikrokosmen beinhaltet. Dass das Ganze etwas unfertig aussieht, ist Teil des Plans.

Wer bei 32 Grad Celsius Aussentemperatur in eine Shedhalle tritt, erwartet etwas anderes. Nämlich gleissende Hitze. Doch nichts dergleichen erwartet die Gäste, die sich am Tag der offenen Tür den sogenannten «Freiruum» genauer ansehen wollen. Dies eineinhalb Monate vor dessen Eröffnung am 9. August.

Man tritt ein, und wird gleich überrascht. Von gähnender Leere. Man steht in einer grossen Halle. Die Bühne, auf der zwei Sessel und davor alte Holzstühle stehen, verrät jedoch: Es muss sich um die Eventhalle handeln. Und damit um einen der drei Bestandteile der Zwischennutzung.

Der Freiruum, der ab August während dreieinhalb Jahren die Stadt Zug bereichern soll, beherbergt im Mittelteil einen grossen Marktplatz, auf dem 16 Stände ihre Menüs verkaufen und auch Kochkurse absolviert werden können. Im dritten Teil entsteht sowohl eine Boulderhalle als auch ein Freestylebereich sowie eine riesige Trampolinlandschaft (zentralplus berichtete).

In der Zigarrenlounge werden auch Whiskey-Degustationen gemacht.

In der Zigarrenlounge werden auch Whiskey-Degustationen gemacht.

(Bild: wia)

Mitten durch die Zigarrenlounge

Zwar führen drei Eingänge von der Eventhalle in den Mittelteil. Doch gibt’s einen, der besonders abenteuerlich anmutet. Durch eine Industrietüre betritt man eine andere Welt. Ein dunkler, holzgetäferter Raum erwartet die verblüfften Gäste. Gemütlich, durchaus. Es handelt sich um die Zigarrenlounge, wie wir uns von einem der Männer erklären lassen, die an diesem Tag Führungen für die Gäste anbieten. Auch Whiskey-Degustationen werde es hier geben. Zweifellos. Die nächste Tür führt in eine Stube, in der bereits ein Pokertisch auf seine Gambler wartet. Ein wahrhaftig männlicher Eintritt.

Durch eine weitere, automatische Industrietüre – ein Stilbruch sondergleichen – tritt man wieder hinaus aus der Dunkelheit. Nun stehen wir im Epizentrum des Freiruums, im Foodcourt, wo bereits die eine oder andere Bar zu finden ist. Auch viele der Gäste haben den Weg dorthin bereits gefunden und scharen sich um die sogenannte 360-Grad-Bar, die auf allen vier Seiten bedient wird. Lustige, grüne Drinks werden ausgeschenkt, der eine oder andere Weisswein verlässt die Theke. Auch kann man mancherorts bereits Speisen wie Momos, Falafel und Humus degustieren.

An allen vier Bar-Seiten werden die Gäste bedient.

An allen vier Bar-Seiten werden die Gäste bedient.

(Bild: wia)

Die Unfertigkeit steht dem Freiruum gut

Auch eine Kaffeebar steht schon, hier werden künftig Kaffeebohnen selber geröstet und gleich vor Ort verkauft. Andere geplante Essensstände sind noch gänzlich inexistent. Dafür, dass einige der Angebote fern von betriebsbereit sind, erhält man bereits eine ordentliche Idee davon, wie es hier später einmal aussehen dürfte (zentralplus berichtete). Ausserdem ist die Unfertigkeit dem ganzen Industrie-Chic-Stil durchaus zuträglich.

Hinter der Cafebar wird bald eigenhändig Kaffee geröstet.

Hinter der Cafébar wird bald eigenhändig Kaffee geröstet.

(Bild: wia)

Dass hier nicht nur im konventionellen Mensa-Stil gegessen werden kann, zeigt die Idee des Kochateliers unter der Leitung von Stephan Würth. Der ehemalige Betreiber des «Puurpuur» im Areal Kirschloh hat sich im Freiruum ein neues Herzensprojekt gesucht. Und gefunden. Es ist eines, das aus vier Elementen besteht.

Essen schöpfen darf der Gast gleich selber

Erstens soll es hier für Gäste möglich werden, das Essen möglichst nah an der Küche zu erleben. «Man kommt her, sieht alle Zutaten und weiss damit ganz genau, was auf dem eigenen Teller ist», sagt Würth. Auch sei es möglich, mit dem Koch zu interagieren, den Topf auf den Tisch zu nehmen oder sich selber Essen zu schöpfen. «Es soll im Prinzip ein Heimkommen werden. So gibt es beispielsweise immer nur ein Menü», so der Leiter des Projekts. Wie bereits bei «Puurpuur» setze man einen besonderen Fokus auf Regionalität und Qualität. Wenn es gehe bio.

Zweitens soll es möglich werden, die Fronten zu wechseln. Stephan Würth und sein Team möchten ein Kochatelier ermöglichen. «Wir wollen verschiedene Angebote ermöglichen. Beispielsweise eine Kochschulung für Leute, die gerade eine Chemotherapie machen.»

Ziel: Eine Verhaltensänderung in der Bevölkerung

Drittens entsteht ein Bioladen, der zu einem Teil auf unverpackte Lebensmittel baut. Viertens soll das Würth-Projekt auch Plattform sein, wo sich etwa Foodblogger treffen können. «So wird der digitale Austausch für einmal real.» Sein ganzes Projekt diene insbesondere einem Ziel. Würth will, dass sich das Verhalten der Bevölkerung gegenüber dem Essen ändert. Damit das Projekt umgesetzt werden kann, brauche es jedoch Geld, so Würth. Dieses will er per Crowdfunding generieren.

Wenn Stephan Würth über das Kochatelier und den gesamten Freiruum spricht, merkt man ihm an: Er ist begeistert davon, was hier auf dem ehemaligen Siemens-Industrieboden gedeiht. Es handle sich nicht zuletzt um «die grösste Zwischennutzung der Schweiz», die hier entstehe.

Hinter den Sitzgelegenheiten wird künftig Poker gespielt.

Hinter den Sitzgelegenheiten wird künftig Poker gespielt.

(Bild: wia)

Das stille Örtchen ist furchtbar schick

Übrigens: Auch ein Besuch des Klos lohnt sich. Denn kaum eine Schweizer Zwischennutzung dürfte sich eines so schicken stillen Örtchens rühmen wie der Freiruum. Möglich sei das gewesen, weil die Firma Geberit als Sponsor eingesprungen war.

Eine WC-Anlage in einer Zwischennutzung stellt man sich anders vor. Chic wurde sie dennoch. Mit der Hilfe von Sponsoren.

Eine WC-Anlage in einer Zwischennutzung stellt man sich anders vor. Chic wurde sie dennoch. Mit der Hilfe von Sponsoren.

(Bild: wia)

Nicht nur bei den Toiletten ist leicht zu erkennen: Die Projektleiter des Freiruums haben sich ins Zeug gelegt, um etwas Schönes zu schaffen. Auch wenn es nur temporärer Natur sein wird. Was ebenfalls leicht zu erkennen ist: Die Initianten haben sich bei ihrem Projekt sehr bewusst der Zuger Klientel angepasst. Selbst gebastelt wirkt hier kaum etwas. Vielleicht täte es der Sache gut.

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