Geschlechterverteilung in der Stadtverwaltung

Ein bisschen mehr Mann als Frau

Zwar holen die Frauen auf, noch aber besetzen mehr Männer die Führungspositionen in der Luzerner Stadtverwaltung. (Bild: tob )

Gibt es eine Geschlechterdiskriminierung bei der Luzerner Stadtverwaltung? Nein, sagen die aktuellen Zahlen. Dennoch müsse man Frauen mehr Mut machen, nach Führungspositionen zu streben, sagt die Luzerner Bildungsdirektorin Ursula Stämmer-Horst.

Frauen seien bezüglich Lohn und Karriere benachteiligt. Sowohl in der Privatwirtschaft als auch in öffentlichen Verwaltungen, schrieben Nöelle Bucher (Grossstadträtin, Grüne) und Laurin Murer (Grossstadtrat, Junge Grüne). In einer schriftlichen Anfrage an den Luzerner Stadtrat hatten sie Auskünfte über die Gleichstellungssituation von Mann und Frau in den Führungsebenen bei der Stadtverwaltung gefordert.

«Wie die Zahlen belegen, treffen diese Behauptungen bezüglich einer Benachteiligung bei der Stadtverwaltung Luzern nicht zu», hielt der Stadtrat nun in seiner Antwort fest. Er beruft sich dabei auf eine feinsäuberliche Auswertung seiner Kaderpositionen nach Geschlechtern. 273 Führungskräfte arbeiten momentan in den unterschiedlichen Direktionen der Stadt Luzern. 145 Männer und 128 Frauen. Oder 53 zu 47 Prozent.

Hauptsächlich Männer in der obersten Führungsebene

Insgesamt arbeiten bei der Stadt sechs Prozent mehr männliche Führungskräfte. Eine geringe Differenz, wie die Stadt schreibt. Betrachtet man nur die oberste Führungsebene, also Dienstchefs, Schulleitung oder die Leitung von Betagtenzentren der Stadtverwaltung, werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede allerdings deutlicher. Von insgesamt 55 Führungspositionen sind hier bloss 18 mit Frauen besetzt.

«Bei gleicher Qualifikation der Kandidatinnen und Kandidaten werden Frauen bevorzugt»
Stadtrat von Luzern

 «Frauen werden auf der obersten Fühungsebene viel genauer unter die Lupe genommen als Männer», sagt Ursula Stämmer-Horst, Bildungsdirektorin der Stadt Luzern. Dieses Wissen kann eine Hemmschwelle für den nächsten Karriereschritt sein. «Wir müssen Frauen daher mehr Mut machen, selbstbewusst nach diesen Führungspositionen zu streben», sagt die Bildungsdirektorin.

Lässt man diese oberste Führungsebene allerdings weg, beschäftigt die Stadt zwei weibliche Führungskräfte mehr als männliche (110 Frauen, 108 Männer). «Ich bin erfreut, dass die Stadt sich offenbar wirklich um Gleichstellung bemüht», sagt Laurin Murer Grossstadtrat Junge Grüne Luzern und Absender der schriftlichen Anfrage zur Gleichstellung von Mann und Frau an den Stadtrat. «Allerdings dauert es in der obersten Führungsebene wohl noch ein paar Jahre, bis es ein wirklich ausgeglichenes Verhältnis hat, wohingegen in den übrigen Führungseben das Verhältnis bereits schön ausgeglichen ist.»

Führungskräfte Total*
 MännerFrauenTotal
BD1785%315%20
BID1746%2054%37
UVS4494%36%47
FD2083%417%24
SOD4732%9868%145
Total14553%12847%273

Legende
BD: Baudirektion
BID: Bildungsdirektion
UVS: Diektion Umwelt, Verkehr & Sicherheit
FD: Finanzdirektion
SOD: Sozialdirektion

*Quelle: Stadt Luzern

Frauen drängen in Männerdomäne

Besonders ausgeprägt ist der weibliche Anteil in leitenden Positionen auf der Bildungsdirektion (54 Prozent), sowie bei der Sozialdirektion (68 Prozent). Eine eher männliche Dominanz findet sich zahlenmässig dagegen auf der Finanzdirektion (83 Prozent), der Direktion für Umwelt, Verkehr und Sicherheit (94 Prozent) und der Baudirektion (85 Prozent).

Aber gerade in diesen letztgenannten drei Männerbastionen sind seit einigen Jahren auch immer mehr Frauen in Führungspositionen vertreten. «Bei den letzten Stellenbesetzungen konnten bei den Fachspezialisten im Tiefbauamt, der Stadtgärtnerei und der Finanzverwaltung Frauen eingestellt werden», schreibt die Stadt. 

Böse Mädchen kommen in die Chefetage

Frauen, und diese Tatsache lässt sich aufgrund der präsentierten Zahlen des Stadtrates deutlich herauslesen, arbeiten auch im Führungsbereich vorzugsweise Teilzeit. Meistens zwischen 70 und 90 Prozent. Zur Attraktivitätssteigerung schreibt die Stadt Luzern deshalb offene Stellen im Führungsbereich immer auch mit einem Teilzeitpensum aus. Zudem verdienen Frauen bei der Stadt gleichviel wie Männer in denselben Positionen. «Es gibt keine Lohnunterschiede aufgrund des Geschlechts. Die Löhne der Stadtverwaltung orientieren sich an der Stelle», sagt Ursula Stämmer-Horst.     

Zur Förderung der Chancengleichheit hat sich die Stadt Luzern weiter folgende Massnahmen auf die Fahne geschrieben: «Bei gleicher Qualifikation der Kandidaten werden Frauen bevorzugt, besonders auf der obersten Führungsebene», teilt der Luzerner Stadtrat mit. Weiter können Kurzurlaube bis zu drei Tagen bezogen werden, wenn die Kinder krank sind oder die notwendige Betreuung fehlt. Auch bietet die Stadt Weiterbildungskurse für ihre weiblichen Angestellten an, die in eine Führungsposition aufsteigen möchten. «Böse Mädchen kommen in die Chefetage», heisst zum Beispiel ein aktuelles Kursangebot der Stadt. 

Weitere Massnahmen will der Stadtrat in einem Aktionsplan «Gleichstellung 2015 bis 2020 von Frauen und Männern» Ende Jahr beschliessen. Dort soll auch detailiert kommuniziert werden, was im Bereich Chanchengleicheit für Frauen und Männer bisher geleistet wurde.    

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