Der Mann mit der goldenen Flöte: Ein Abend im Zeichen von Sir James Galway
Sir James Galway ist kürzlich 80 geworden. Der international bekannte Flötist zeigte sich von seinen besten Seiten und gestaltete einen Abend im KKL mit etlichen Gästen.
Er möchte lieber Jimmy genannt werden. Ausgerechnet dies erzählt er der Moderatorin Patricia Moreno am Freitagabend im KKL. Sir James Galway, den die britische Queen 2001 zum «Bachelor Knight» adelte, der Ex-Solist bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan, der weltweit gefragte und mit zahlreichen Ehrungen überhäufte Flötist, der praktisch alles erreichte.
Anyway, Sir James – oder Jimmy – ist vor allem der Flötist, dessen Spiel unverkennbar ist. Er ist eine lebende Legende und ein internationaler Superstar, der noch vor einigen Jahren 120 Konzerte pro Jahr gab. Der «Grandseigneur der Querflöte» spielt als Hobby noch Alphorn und Saxofon. Er gilt als äusserst talentierter Solist, dessen Repertoire von Bach über Folkmusik bis zu Jazz und zeitgenössischer Musik reicht.
Auch als Dirigent ist der in Meggen wohnhafte Galway aktiv und veranstaltet Meisterkurse, in denen junge Künstler ihr musikalisches Talent entwickeln können.
Man nennt ihn auch den «Mann mit der goldenen Flöte»: Nicht nur weil er auf einem goldenen Instrument spielt, sondern weil er sein Spiel mit Millionen verkauften Tonträgern vergoldet hat. Vergangenen Dezember nun wurde er 80 Jahre alt.
Reiches Programm und spannende Gespräche
Der Abend im Konzertsaal fing mit einem Gespräch zwischen der Moderatorin und Sir James an, hie und da unterbrochen von verschiedenen Freunden des Künstlers aus der ganzen Welt, die via Bildschirm ihre Glückwünsche ausdrückten, etwa Van Morrison, Liam Neeson, Andrea Boccelli oder Ian Anderson (Jethro Tull).
Und dann, viva la musica: Mozarts Ouvertüre aus «Die Zauberflöte» (Violine und Leitung: Daniel Dodds) wurde von den Festival Strings Lucerne mit enorm viel Charisma und Differenziertheit gespielt.
Und dann die Flöte
Der Gefeierte verblüffte zuerst mit «Tambourin für Flöte und Orchester» von François Joseph Gossec. Galway konnte den Klang seiner Flöte fliessen und seine Virtuosität aufflammen lassen. Bevor er dann mit dem dritten Satz «Rondo Allegretto» des berühmten Mozart-Flötenkonzerts Nr. 2 das Publikum verzauberte, spielten zwei junge Flötistinnen und ehemalige Schülerinnen von Jimmy, Luna Vigni und Marianna Julia Zolnacz, Stücke von Grigoras Dinicu.
Vor der Pause hatte man noch die Chance, Lady Jeanne Galway zu hören, die zusammen mit Ihrem Gatten Mozarts «Rondo alla Turca» mit all seinen dramatischen und ironischen Momenten virtuos ausführte. Die Begeisterung des Publikums war gross.
Der Basler Flötist Philipp Jundt, im Programm nicht vorgesehen, überraschte mit seinem Erscheinen und spielte eine Suite aus den Telemann-«Fantasien» verbunden mit einer darauf basierenden Variation des Schweizer Komponisten David Philipp Hefti.
Melancholische Momente
Das Künstler-Ehepaar entzückte zuerst mit dem ersten Satz aus Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 4 (Violine: Daniel Dodds), bevor die Festival Strings Lucerne unter der Leitung von Daniel Dodds Edward Elgars Serenade in E-Moll wiedergaben. Besonders der elegische langsame zweite Satz sorgte für mehr melancholische Momente.
An der Reihe war dann der italienische Flötist Andrea Griminelli mit Melodien von Ennio Morricone und einer spannungsreichen Interpretation des berühmten «Csardas» von Vittorio Monti, danach Thadeusz Watson, der auf seiner Piccoloflöte zwei Sätze aus dem «Flautinokonzert» von Vivaldi spielte und schliesslich Andrea Oliva, der das Flötenkonzert Nr. 2 von Mercadante meisterhaft ausführte.
Schliesslich spielten Sir James und Lady Galway fein abgestimmt mit den Gästen, dem Flötenchor aus Schülern der Region Luzern und Studenten der Galway Flute Academy, das «Galway Fair» von David Overton.
Und am Ende «Danny Boy»
Die Zuschauer feierten mit, nachdem sie sich vom reichen Programm überraschen liessen, das James Galway in all seinen Eigenschaften zeigte: als humorvolle, geistreiche Person, als Flötisten – und als grosszügigen Künstler, der noch ein letztes Geschenk bereit hatte: «Danny Boy», einen der bekanntesten irischen Songs.
Mit der sehnsuchtsvollen Melodie in den Ohren verliess das begeisterte, gerührte und dankbare Publikum nach lang anhaltendem Applaus den Konzertsaal.
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