Nach Korruptions-Skandal in Österreich

Ehemaliger Zuger Stadtarchitekt untergetaucht

Der Fall Schöttli schlug in Österreich während der letzten Jahre hohe Wellen.

(Bild: Collage wia)

Ein früherer Zuger Stadtarchitekt hat einen riesigen Skandal losgetreten. Nicht bei uns, sondern in Graz, wo Heinz Schöttli während zwei Jahren Planungschef war. 2014 wurde er vom dortigen Landesgericht wegen Korruption und Amtsmissbrauch verurteilt. Und noch bevor das Strafgericht ein Verfahren einleiten konnte, ist Schöttli untergetaucht.

Der ehemalige Zuger Stadtarchitekt Heinz Schöttli wohnt heute in Südamerika. Das jedenfalls munkelt man in Österreich, wo der Mann gesucht wird. Der Grund? In seinem Amt als Planungschef der Stadt Graz, wo Schöttli zwischen 2010 und 2012 gearbeitet hat, hat er mehrere grobe Dienstpflichtverletzungen begangen und wurde daraufhin fristlos entlassen.

Bestechlichkeit, Korruption, Amtsmissbrauch

Schöttli klagte zwar dagegen, die Entlassung wurde jedoch vom Arbeits- und Sozialgericht bestätigt. Dieses untersuchte verschiedene mögliche dienstrechtliche Verfehlungen, im Jahr 2014 lag das Urteil vor. Neben vielen weiteren Vergehen wurde darin festgestellt, dass Schöttli ein Darlehen von einem in ein Bauverfahren involvierten Architekten angenommen hat. Daraufhin hat Schöttli ein Amtsgutachten durch ein unrichtiges, vorgeblich vom Stadtplanungschef erstelltes Gutachten ersetzt. Dieses sei laut einem Bericht der Webseite «Architektur Steiermark» «in Wahrheit rechtswidrig bei einem Privatsachverständigen in Auftrag gegeben worden».

Weiter soll Schöttli kostenlos in der Unterkunft eines Architekturwettbewerb-Teilnehmers gewohnt haben, schrieb die «Aargauer Zeitung», welche letzte Woche als erstes Schweizer Medium über den Fall berichtete. Durch die Missachtung der internen Vorschriften habe der Architekt die Stadt Graz mehrere zehntausend Euro gekostet.

«Die Massivität und die mehrfache Begehung der Dienstpflichtverletzungen hat das Vertrauen der Beklagten in den Kläger nachvollziehbar zerrüttet.»

Das Grazer Landesgericht über Schöttli

Bestechlichkeit, Korruption, Amtsmissbrauch lautete denn auch das Verdikt des Grazer Landesgerichts. «Die Massivität und die mehrfache Begehung der Dienstpflichtverletzungen hat das Vertrauen der Beklagten in den Kläger nachvollziehbar zerrüttet», schreibt das Gericht. Mit dem Kläger ist hier tatsächlich Schöttli gemeint, der, wie bereits erwähnt, wegen der Entlassung gegen seinen früheren Arbeitsgeber klagte. Und sich damit ironischerweise erst so richtig in der Suppe manövrierte.

Adieu miteinander!

Zu einem Strafgerichtsverfahren kam’s jedoch nicht. Schöttli hat vorzeitig seine Koffer gepackt, ist abgehauen und untergetaucht. Verschiedene Medien vermuten, der Architekt habe sich nach Südamerika abgesetzt. Ein Bericht von 2015 auf der Webseite von «ORF» besagt, dass Schöttlis letzter Wohnsitz zwar in der Schweiz liege, dass es dort laut dem Gericht jedoch keine «landungsfähige Adresse» gäbe. Seit August letzten Jahres werde nach dem Schweizer gefahndet, ein europäischer Haftbefehl sei ausgestellt worden. Der Prozess könne Schöttli erst gemacht werden, wenn dieser wieder aufgetaucht sei.

«Vetterliwirtschaft hat mich nie interessiert.»

Heinz Schöttli, 2002, gegenüber der «Neuen Zuger Zeitung»

Blättert man durch die hiesigen Medienberichte, die während Schöttlis Amtszeit erschienen sind, fällt nichts Dubioses auf. Im Gegenteil: Bei der «Neuen Zuger Zeitung» fand man fast nur lobende Worte für Schöttli. Sie betitelte ihn 2002, nach seiner Kündigung, als «Gegner der Vetterliwirtschaft», oder wie er es damals selbst formulierte: «Vetterliwirtschaft hat mich nie interessiert.» Er sei laut der Zeitung einer gewesen, der gegen den Strom schwimme, und Spuren in Form von «guter Architektur» zurückgelassen habe. Tatsächlich entstanden während Schöttlis Zeit einige Bauwerke, die noch heute auffallen. So etwa der Zuger Bahnhof, die Dreifachturnhalle in der Herti oder auch die Turnhalle Oberwil.

In Zug weiss man von nichts

Viele Zuger können heute nur noch vage Aussagen über den ehemaligen Stadtarchitekten machen. Keiner der aktuellen Stadträte war damals schon im Amt. Der damalige Stadtpräsident Christoph Luchsinger will zu der Angelegenheit nichts sagen. Und der heutige Stadtpräsident Dolfi Müller erklärt, nichts über die Vorfälle gewusst zu haben. Die Grazer Behörden seien nie auf den Zuger Stadtrat zugekommen, nachdem die Sache in Österreich ans Tageslicht gekommen war.

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