Debatte um neues Luzerner Theater

Ehemaliger Denkmalpfleger kritisiert Theater-Gutachten

Das Luzerner Theater vom Rathaussteg aus gesehen.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Nordfassade steht einem Neubau des Luzerner Theaters im Weg. Der ehemalige Denkmalpfleger der Stadt Luzern, Ueli Habegger, äussert sich nun pointiert dazu. Er zweifelt am historischen Wert des aktuellen Gebäudes.

Die Diskussion um einen Neubau des Luzerner Theaters ist in Zeiten, in denen das Virus grasiert, zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Unter dem nüchternen Titel «Anmerkungen aus denkmalpflegerischer Sicht» des ehemaligen Stadtluzerner Denkmalpflegers Ueli Habegger verstecken sich pointierte Aussagen gegen das 2019 publizierte Gutachten der eidgenössischen Denkmalpflege (zentralplus berichtete).

So wird Habegger in der «Luzerner Zeitung» zitiert, dass das Gebäude von Architekt Louis Pfyffer von Wyher bei seiner Erstellung 1839 gar nicht im Zentrum der Stadtentwicklung gestanden habe. Die Bahnhofstrasse habe sich in der Folge auch nicht planvoll, wie im Gutachten dargestellt, sondern uneinheitlich entwickelt.

Habegger: Umbauten mindern den historischen Wert

Habegger spricht dem bestehenden Luzerner Theater in der Folge ab, als «Monumentalbau» zu gelten. Eine solche Bezeichnung sei «tendenziös und historisch nicht haltbar» . Deshalb sei auch die Aussage nicht tragbar, dass ein Abriss zu einer schweren Beeinträchtigung des Ortsbildes von nationaler Bedeutung führen würde. Stattdessen hätten sich «durch zahlreiche Umbauten die Denkmalwerte des Luzerner Theatergebäudes sehr stark gemindert».

Habegger kommt zum Schluss: «Nur die Nordfassade erhalten zu wollen, gleicht dem verzweifelten Versuch einer seit langem durch Auszehrung dahinsiechenden Urgrossmutter mittels einer ksometischen Aufpeppung eine Sekunde Ewigkeit zu bescheren.»

Habegger hat diese Anmerkungen aus eigener Initiative verfasst. Die Projektleiterin für eine neue Theaterinfrastruktur, Rosie Bitterli, will die Aussagen zur Kenntnis nehmen. Sie sagt gegenüber der Zeitung allerdings auch, dass im Falle einer Beschwerde das Gewicht der eidgenössischen Kommissionen wohl höher läge, als des ehemaligen Denkmalpflegers.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Grüsse vom Einhorn Schlachthaus
    Grüsse vom Einhorn Schlachthaus, 23.03.2020, 12:33 Uhr

    Die Frage ist auch hier: Cui bono? Spannt Bitterli-Mucha Altdenkmalpfleger Habegger ein, um ihre Position in der Öffentlichkeit zu etablieren und zu stärken? Ist das bereits der erste Streich einer Propagandakampagne? Der Verdacht steht jedenfalls im Raum. Sollen sie doch bauen oder nicht bauen, was sie wollen. Der denkmalpflegerische Schutz von Bauwerken wird hinsichtlich einer Akzeptanz durch die Bevölkerung uneingeschränkt leiden, wenn beim Stadttheater die Bagger und die Abrissbirne auffahren sollten. Bald werden nächste, vielleicht private Bauherren sich auf Rechtsgleichheit berufen wollen und ebenfalls in Kürze an denkmalgeschützten Bauten werkeln wollen!

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