Stadt wehrte sich gegen umstrittenes Sujet

«Ehe für alle»: Zombie-Plakate aus Kriens verschwunden

In Kriens ist es bereits verschwunden: Das Zombie-Plakat von Gegnern der «Ehe für alle». (Bild: Twitter/@WengerAlexander)

Diskussionen über angriffige Plakate gehören zum Abstimmungskampf wie Löcher in den Käse. Dass aber Städte verlangen, ein Abstimmungsplakat zu entfernen, ist aussergewöhnlich. Gegner der «Ehe für alle» haben mit einem Zombie-Plakat schweizweit für Entrüstung gesorgt. In Kriens zumindest ist damit Schluss.

Manch einer blieb an der Bushaltestelle beim Schappe Center ungläubig stehen. «Kinder mit einem Toten», stand da in Blockschrift. Daneben das Gesicht eines Zombies. Es handelte sich um ein Abstimmungsplakat zur «Ehe für alle». Und sorgte schweizweit für hitzige Diskussionen.

Darum griff die Stadt Kriens letzten Freitag durch und verlangte vom Plakatstellen-Betreiber, das Plakat zu entfernen (zentralplus berichtete). Und siehe da, die Plakate sind weg, wie ein Rundgang von zentralplus am Montag offenbart.

Genf hatte im Vorfeld Einsicht, Kriens das Nachsehen

Tatsächlich war die Stadt Kriens die einzige, die bei der marktführenden Schweizer Plakatstellen-Betreiberin APG forderte, die Zombie-Plakate zu entfernen. Dies bestätigt APG-Sprecherin Nadja Mühlemann auf Anfrage. Einzig die Stadt Genf hatte sich ebenfalls aufgelehnt, aber bereits bevor die Plakate aufhängt werden konnten. Denn nicht alle Städte oder Gemeinden haben Einsicht in geplante Plakatkampagnen.

Mühlemann erklärt: «Für Inhalt und Ausgestaltung der Plakate ist grundsätzlich der Werbetreibende verantwortlich.» Dennoch erfolgt eine interne Prüfung der Sujets durch die APG-Mitarbeiter. Fällt dort ein Sujet negativ auf, «legen wir das Sujet im Zweifelsfall partiell unseren Konzessionspartnern, Städten und Gemeinden vor». Durch diese Stichprobe hatte die Stadt Genf also die Möglichkeit, die Plakate im Vorfeld abzulehnen, Kriens erst im Nachgang. Da die APG jährlich um die zwei Millionen Plakate aufhängt, ist es der Betreiberin nicht möglich, jeweils sämtliche Partner zu einer Kampagne zu befragen.

Dennoch kann eine Stadt wie Kriens verlangen, die Plakate zu entfernen. «Als Konzessionärin sind wir vertraglich verpflichtet, dem Entscheid unserer Partner zu entsprechen», so Mühlemann. Dass die Plakate nun bereits übers Wochenende verschwunden sind, ist für die Stadt quasi gutes Timing. Die Kampagne wäre anfangs dieser Woche nämlich so oder so abgelaufen, so Mühlemann. Bis Mitte Woche verschwinden die Zombie-Plakate demnach schweizweit von allen Plakatstellen der APG. Wie viele das sind, darüber darf die Betreiberin nicht Auskunft geben.

Walliser Enfants terribles planen noch weitere «Ehe für alle»-Plakate

In der Zwischenzeit wurde auch bekannt, wer hinter den umstrittenen Plakaten steckt. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtete, handelt es sich um das Komitee «Das Kind ist keine Ware». Sprecher des Komitees ist der ehemalige Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger. Im Hintergrund ziehe jedoch Olivier Dehaudt die Fäden, so die Zeitung. Der konservative Politiker hat sich im Wallis bereits als Gegner von Abtreibungen oder Sterbehilfe Gehör verschafft.

Neben dem Zombie-Plakat gab auch eines von schwangeren Frauen zu reden, neben denen das Wort «Sklavinnen» geschrieben war. Ersteres war beispielsweise auch am Hauptbahnhof Zürich zu sehen. Und löste bei vielen Fragezeichen aus. Freysinger begründet gegenüber der «NZZ am Sonntag», dass bei einem Ja zur «Ehe für alle» die Gefahr drohe, dass künftig Sperma von Toten verwendet werde.

Verheiratete Frauen würden bei einer Annahme der Vorlage künftig Zugang zur gesetzlich geregelten Samenspende erhalten. Das Komitee «Das Kind ist keine Ware» ist davon überzeugt, dass dies zu einem enormen Anstieg der Nachfrage nach Sperma führen würde. Mit dem Sujet der schwangeren Frauen will das Komitee davor warnen, dass als nächster Schritt die Leihmutterschaft zugelassen werden solle.

Bis zum Abstimmungssonntag vom 26. September plant das Komitee noch zwei weitere Plakatsujets. Was darauf zu sehen sein wird, will das Komitee nicht verraten. APG-Sprecherin Nadja Mühlemann hat keine Kenntnis davon. Dass diese Sujets wiederum öffentlich diskutiert werden, ist mehr als wahrscheinlich.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Black Pearl
    Black Pearl, 14.09.2021, 08:19 Uhr

    Freysinger lässt sich für diesen (…) einspannen? Die Kids finden vielleicht die Plakate noch cool, zumindest das mit dem Zombie. Dabei hätte das Wallis doch so viel Schönes zu bieten. Wohl ziemlich kontraproduktiv, diese Aktion…

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  • Profilfoto von B Suter
    B Suter, 13.09.2021, 20:28 Uhr

    Schade zeigt ihr das Plakat und gebt ihm so mehr Reichweite.

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