Mall vermag MParc nicht zu ersetzen

Ebikoner haben keinen Bock auf neue Grossprojekte

Gemeinderat Hans Peter Bienz, Gemeindepräsident Daniel Gasser und Geschäftsführer Alex Mathis (von links) präsentierten diesen Donnerstag die Ergebnisse der Ebikoner Bevölkerungsbefragung. (Bild: les)

340 Wohnungen hätten auf dem Areal des alten MParcs in Ebikon entstehen sollen. Doch das Volk sagte deutlich Nein. Eine Umfrage bringt nun die Gründe dafür ans Licht. Und sie stellt das politische System der Agglogemeinde grundsätzlich in Frage.

Im vergangenen Februar hat die Ebikoner Bevölkerung ein klares Verdikt gefällt: 58,7 Prozent der Bevölkerung sagten Nein zur Überbauung Weichle. Die Migros plante auf dem Areal des ehemaligen MParcs bis zu 340 Wohnungen inklusive 55-Meter-Hochhaus (zentralplus berichtete).

Das Ergebnis war auch eine Schlappe für den Gemeinderat. «Für uns war klar, dass ein Strauss von Gründen zu diesem Nein führte», sagte Gemeindepräsident Daniel Gasser (CVP) diesen Donnerstag vor den Medien. Der Gemeinderat hatte im Anschluss an die Abstimmung eine Bevölkerungsbefragung in Auftrag gegeben und präsentierte nun die Ergebnisse.

Über tausend Ebikonerinnen und Ebikoner nahmen an der Umfrage teil. Der Gemeinderat liess sich diese 12'500 Franken kosten.

82 Prozent trauern MParc nach

Doch warum hat die Ebikoner Stimmbevölkerung das Projekt Weichle bachab geschickt? Primär aufgrund der Grösse des Projektes, erklärte Studienautor Daniel Heller. Die Mehrheit sei der Ansicht, dass Ebikon kein weiteres Grossprojekt braucht. Im Nein schwang also durchaus Kritik am Wachstum mit. «Zudem zweifelte man daran, mit der geplanten Überbauung attraktive Steuerzahler anziehen zu können», so Heller. Besonders bei den über 60-Jährigen war die Ablehnung deutlich.

So hätte die Weichle-Überbauung laut Visualisierungen aussehen sollen. (Bild: zvg)

Die Weichle-Vorlage entzweite die Gemeinde wie selten eine Abstimmung zuvor (zentralplus berichtete). Es ging um eine Grundsatzfrage: In welche Richtung soll sich Ebikon entwickeln? Das MParc-Areal wurde bekanntlich nur frei, weil die Migros in die Mall of Switzerland zog. Für viele ist die Mall ein Symbol für das ausufernde Wachstum. Dies widerspiegelt sich auch in der Umfrage. Der Verlust des MParcs wird sehr bedauert. 82 Prozent stören sich daran, dass es diesen nicht mehr gibt. Die Situation mit der Mall beurteilen nur 44 Prozent der Befragten als zufriedenstellend.

Geschäftsführer nimmt Kritik nicht persönlich

Im Rahmen der Umfrage wurde auch die Performance des Gemeinderates sowie das politische Modell in Ebikon auf Herz und Nieren geprüft. Die Arbeit des Gemeinderats wird insgesamt positiv beurteilt – insbesondere in Bezug auf das Engagement zum Wohle der Gemeinde sowie zur Präsenz in der Öffentlichkeit. Optimierungspotenzial zeigt sich in der vorausschauenden Planung des Gemeinderats und in dessen Kommunikation. 

Zum politischen System gehen die Meinungen weiter auseinander: Während die jüngeren Generationen am heutigen Kommissionsmodell festhalten wollen, wünschen sich die über 60-Jährigen einen Einwohnerrat. Ein überparteiliches Komitee hat kürzlich eine Initiative dazu lanciert (zentralplus berichtete). Es ist der fünfte Anlauf. Gemeindepräsident Daniel Gasser sagt: «Wir gehen davon aus, dass die Initiative zustande kommt.» Man werde sich im Gemeinderat noch in diesem Jahr mit dem Anliegen auseinandersetzen.

Die Gemeinde Ebikon kennt aktuell das Geschäftsführer-Modell. Nur 30 Prozent sind damit glücklich, so das Ergebnis der Umfrage. Geschäftsführer Alex Mathis will dies nicht als Kritik an seiner Person verstehen. «Ich betrachte die Ergebnisse ganz neutral.» Gemeindepräsident Daniel Gasser erklärte, dass ein Systemwechsel sowieso erst aufs Jahr 2024 möglich wäre.

Zeitgleich wie die Medien wurden auch die Parteien über die Ergebnisse der Umfrage informiert. «Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nun helfen, die langfristige Ortsplanung im Sinne der Bevölkerung zu justieren», sagte Hans Peter Bienz (parteilos), zuständiger Gemeinderat für Planung & Bau.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Thomas
    Thomas, 23.08.2019, 16:33 Uhr

    Schade, dass die Äbiker das hervorragende Projekt auf dem MParc-Areal abgelehnt haben. Den MParc holt man damit nicht zurück, stattdessen bleibt eine hässliche Brache. Und wenn die Äbiker skeptisch sind gegenüber Bauprojekten, warum haben sie dann die hässlichen Bauten ennet dem Bahnhof bewilligt? Warum für die riesigen Überbauungen im Innerschachen abgestimmt, die effektiv grüne Flächen verbauen? Mit der Opposition gegen das Weichle-Projekt wurden definitiv die falschen Zeichen gesetzt. Auch das Argument, es fehle an Gewerbeflächen, zieht nicht. An der Hauptstrasse sind zahlreiche Flächen leer (etwa beim Hofmatt oder im Neubau neben dem Velo Scheidegger).

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