Es geht um ein einziges Wort

«Durchgeknallt»: Roger Köppel kritisiert Vorstoss von Luzerner SP-Kantonsrat

Hat wenig Verständnis für einen Vorstoss der SP Kanton Luzern: «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel. (Bild: Screenshot Youtube/Weltwoche Daily)

Das geplante Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Uni Luzern beschäftigt nun auch die Luzerner Politik. Die SP hat einen Vorstoss eingereicht, in welchem sie kritische Fragen dazu stellt. Das hat jetzt sogar den Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel auf den Plan gerufen.

An der Universität Luzern wurde unter Professor Christoph Schaltegger, Dekan der Wirtschaftsfakultät und einer der bekanntesten Verfechter der neoliberalen Lehre in der Schweiz, ein neues Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik gegründet. Erklärtes Ziel ist es, der Öffentlichkeit wirtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen und den Stimmbürgerinnen bei der Meinungsbildung zu helfen.

Mit von der Partie sind auch René Scheu, ehemaliger Feuilleton-Chef der NZZ, und Alfred N. Schindler, langjähriger Konzernchef und heutiger Verwaltungsratspräsident des Liftherstellers. Schindler präsidiert die Stiftung, welche das Institut finanzieren soll (zentralplus berichtete).

Köppel sieht sich wegen SP-Vorstoss zu Kommentar gezwungen

Wenig überraschend hat man die Entwicklungen bei der SP Kanton Luzern kritisch aufgenommen und am Sonntag gegenüber dem «Tagesanzeiger» einen Vorstoss im Kantonsparlament angekündigt. Am Dienstag reichte Kantonsrat Urban Sager nun eine Anfrage an den Regierungsrat ein.

Mit Bezug auf die an der Gründung beteiligten Personen schreibt Sager: «Damit vertreten alle drei mit der Gründung des Instituts in Verbindung stehenden Personen eine konservativ-libertäre Haltung gegenüber der Politik und dem Zusammenspiel von Gesellschaft und Wirtschaft.»

So weit, so normal: Aufgrund eines einzelnen Wortes in Sagers Vorstoss sah sich am Mittwoch dann aber sogar der Zürcher SVP-Nationalrat und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel zu einem Kommentar auf dem Youtube-Kanal «Weltwoche daily» gezwungen. Denn der SP-Vorstoss sei «durchgeknallt», so seine Analyse.

Es geht um ein einzelnes Wort

Stein des Anstosses ist folgende Teilfrage in Urban Sagers Anfrage: Der SP-Kantonsrat möchte nämlich wissen, wie die Regierung «allfällige Reputationsrisiken» für die Universität Luzern beurteilt, die aufgrund einer einseitigen ideologischen Ausrichtung führender Exponenten einzelner Institute entstehen könnten.

«Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Der wohl grösste Arbeitgeber des Kantons ist für die SP ein Reputationsrisiko.»

Roger Köppel, Zürcher SVP-Nationalrat

Köppel hat mit dem Begriff «Reputationsrisiko» offenbar seine liebe Mühe. So wendet er sich in dem Video mit folgenden Worten an die Zuschauer: «Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Der wohl grösste Arbeitgeber des Kantons ist für die SP ein Reputationsrisiko.» Dabei handle es sich beim Liftbauer Schindler um eine Weltfirma mit qualitativ höchststehenden Produkten, hinter denen eine enorme Innovationsleistung und unternehmerisches Risiko steckten.

Urban Sager dementiert

Köppel stört sich in der Folge insbesondere daran, dass der «Tagi» den Vorstoss sogar noch würdige, da am Schluss des Artikels darauf verwiesen wird. Und er ist der Ansicht, dass es eigentlich genau umgekehrt sei und Sagers Wortwahl ein Reputationsrisiko darstelle.

Stellen sich die Sozialdemokraten als parlamentarischer Arm der Gewerkschaften also gegen einen der wichtigsten Arbeitgeber im Kanton? SP-Kantonsrat Urban Sager hält auf Anfrage von zentralplus fest, dass es in dem Vorstoss nicht um Alfred N. Schindler als Person gehe, sondern um die einseitige Ausrichtung des Instituts im Generellen.

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12 Kommentare
  • Profilfoto von Elias
    Elias, 15.05.2021, 09:56 Uhr

    Interessant wäre hier zu lesen wie es kommt dass Herr Köppel sich für Herrn Schindler (Mister «ich-verlagere-ins-Ausland-wenn-die-Steuern-nicht-gesenkt-werden») so ins Zeug legt. Die Reaktion Köppels bekräftig jedenfalls die bedenken von Herr Sager.
    Es scheint auch höchst dubios eigens ein Institut zu eröffnen um «der Öffentlichkeit wirtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen und den Stimmbürgerinnen bei der Meinungsbildung zu helfen». Was wird denn da geforscht und studiert? Lernt man da «Meinung zu transportieren» (Propaganda zu betreiben)? Wenn der Dekan der Wirtschaftsfakultät denkt, dass seine Hochschule es nicht vermag Zusammenhänge in der Wirtschaft aufzuzeigen und ein eigenes Institut dafür Gründen «muss», ist dies ein Armutszeugnis für den Rest der Fakultät oder Kalkül.

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    Mona, 14.05.2021, 10:31 Uhr

    Eine Universität sollte unabhängige und neutrale Forschung betreiben können. Und wenn die Forschungsergebnisse unter anderem dem Zweck dienen «der Öffentlichkeit wirtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen und den Stimmbürgerinnen bei der Meinungsbildung zu helfen», dann ist es doch umso wichtiger, genau hinzuschauen, wie die Forschung finanziert wird. Herr Sagers Anfrage an den Regierungsrat ist also mehr als berechtigt. Zudem geht es gar nicht unbedingt um die politische Einstellung von Alfred N. Schindler sondern vielmehr um den Einfluss der Privatwirtschaft auf die universitäre Forschung.

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      Peter Bitterli, 14.05.2021, 13:30 Uhr

      Es gibt ja auch die ganzen „Gender“-Lehrstühle, wo es gar nichts zu erforschen gibt, und ausschliesslich Propaganda betrieben wird.

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    mebinger, 13.05.2021, 15:49 Uhr

    Wie meistens hat Roger völlig recht

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    simon.occur, 13.05.2021, 07:41 Uhr

    Mehr Roger Köpples! Er ist im ganzen links-öko-sozilialistischen Mainstream in den Medien eine wichtige Stimme – und leider eine rare! Typisch für eine links-öko-sozilialistische Partei ist, dass Sie andere Haltungen, in dem Fall konservativ-libertäre, versucht zu torpedieren. Den Ökosozialisten geht es schon lange nicht mehr um den Diskurs und den Kompromiss, sondern um eine dogmatische Implementierung ihrer Ideologie. Eine Hochschule muss breit alle Meinungen einer Gesellschaft repräsentieren. Wichtig ist, dass sich im Diskurs die Quelle deklariert. Der Ökosozialismus zu stark an den Hofschulen vertreten. Eine Balance tut Not.

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    Andreas Pearson, 13.05.2021, 01:41 Uhr

    Die Leser-Kommentatoren hier verschweigen geflissentlich, dass das Institut nicht vom Luzerner Steuerzahler sondern von Privaten finanziert wird. Der Luzerner Steuerzahler muss hier also nichts zahlen. Und bei diesen privaten Zahlern handelt es sich z.B. um Alfred Schindler. Dieser Mann hat mehr gute Arbeitsplätze geschaffen als sonst irgend jemand in der Zentralschweiz. Sobald jemand von links kommt und auch so etwas leistet, ziehe ich meinen Hut.

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    P. Nigg, 12.05.2021, 19:50 Uhr

    So wie ich den Text verstehe, gings ums Reputationsrisiko für die Universität und nicht um jenes der Firma Schindler.
    Hauptsache der Herr Köppel konnte einmal mehr Schaum schlagen.

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    Jaap Super, 12.05.2021, 19:47 Uhr

    Herr Sager hat selbstverständlich das Recht kritische Fragen zu stellen. Es wäre jedoch besser der Luzerner Stadtrat zu hinterfragen. Der Subventionsbeschiss bei der VBL hätte man vermeiden können, wenn die Verantwortlichen der Stadt Luzern und VBL AG ihre Aufsichtspflicht wahrgenommen hätten. Leider hat man in diesem Fall das Reputationsrisiko für Luzern völlig ignoriert. Stattdessen haben Züsli, Bitzi, Merki, Schassmann, Hunkeler und Simoni sich zum Narren der Nation gemacht. Genau deswegen erachte ist es als wichtig dass man die Studenten in Luzern der Begriff «Filz in der Schweizer Wirtschaftspolitik» und dessen Folgen, wie Reputationsschaden genau erklärt.

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    Peter Bitterli, 12.05.2021, 17:47 Uhr

    Köppel liegt beileibe nicht immer richtig. Hier trifft er mit goldenem Pfeil und lieblichsten Formulierungen mitten ins Röschen. Der inhaltlich entkernten postmodernen Linken kommt seit Jahren nur noch populistischer Pipifax in den Sinn. Klar, dass „der Thagi“ das weiter aufbläst. Was möchten diese vollkommen expertisefreien Ideologinnen denn an einem Wirtschaftsinstitut schon anstellen?

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      Michael Huber, 13.05.2021, 23:19 Uhr

      Köppel mischt sich wohl in eine Affäre ein, die mit ihm selber zu tun hat. Auch er benötigt für seine kränkelnde Weltwoche Subventionen, selbst wenn diese von Zentralschweizer Industriellen stammen.

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    Rudolf 1, 12.05.2021, 17:07 Uhr

    «Erklärtes Ziel ist es, der Öffentlichkeit wirtschaftliche Zusammenhänge aufzuzeigen und den Stimmbürgerinnen bei der Meinungsbildung zu helfen.» – Herr KR Sager hat völlig Recht, hier im Namen der SP nachzufragen, in welche Richtung diese «Hilfe» gehen würde – notabene mit dem Geld der Steuernzahlenden …

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    • Profilfoto von Lion
      Lion, 12.05.2021, 17:58 Uhr

      Wenn eine Uni von Privaten finanziert wird, ist die Gefahr wirklich vorhanden, dass sie instrumentalisiert werden kann. Die Erfahrung zeigt es auf. Daher muss man schon sich fragen, wer durchgeknallt ist

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