Luzerner Kriminalgericht verurteilt 35-Jährigen

Durch seine Arglist erbeutete er über eine Million

Ein «diplomierter Finanzberater» – der diesen Titel gar nie erlangt hatte – kam in Besitz von mehr als einer Million Franken. (Symbolbild: Fotolia)

Arglist, Hinterlistigkeit und purer Egoismus führten ihn zum vielen Geld – aber auch zur Überschuldung. Ein 35-jähriger Zürcher erbeutete sich als selbsternannter «diplomierter Finanzberater» über eine Million Franken. Dabei nutzte er das Vertrauen seiner Bekannten schamlos aus.

Nicht weniger als 20 seiner 61 Geschädigten kommen aus Luzern und Zug. Von seiner Arglist wurden sie übers Ohr gehauen. Nun wurde ein 35-jähriger Zürcher vom Luzerner Kriminalgericht verurteilt.

Ein ganzes «Lügengebäude» hat sich der Gauner aufgebaut. Mit dem Titel «diplomierter Finanzberater» erlangte er mehr als eine Million Franken. Geldbeiträge zwischen 500 und rund 75’000 Franken wurden ihm anvertraut – denn die Geschädigten dachten, dass sie ihr Geld sicher in ein Sparkonto anlegen würden.

Verurteilter erbaute sich ein «Lügengebäude»

Der 35-Jährige schloss seine Lehre als Sanitärinstallateur ab. Er besuchte die Handelsschule und fing an, sich als selbständiger Finanzberater seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Eigentlich ein Lebenslauf, der sich sehen liesse – bis es Ende 2006 zu einem finanziellen Engpass kam. So dachte er sich eine Intrige der besonders raffinierten Art aus.

Anhand abgeänderter Unterlagen einer ehemaligen Arbeitgeberin errichtete der Verurteilte «mit inhaltlich täuschenden Vertragsunterlagen ein eigentliches Lügengebäude». Der Verurteilte gaukelte vor, eine grosse international tätige Gesellschaft zu führen, die ihren Kunden Finanz-Beratungsgespräche anbietet.

Im Internet bot er umfassende Buchhaltungs- und Steuerdienstleistungen, Liquidationen, Beratung und Begleitung bei Firmenumwandlungen sowie weitere Dienstleistungen an. Und dies, ohne die geringsten Kenntnisse davon zu besitzen.

Opfer kamen aus seinem persönlichen Umfeld

Die meisten der insgesamt 61 Opfer kannten der Verurteilte oder dessen Mitarbeiter selbst. Der Täter pflegte zu seinen Opfern ein Vertrauensverhältnis, welches er massiv ausnutzte. Mit seiner Überredungskunst brachte er sie dazu, ihm deren Ersparnisse zu überreichen. Seinen Opfern täuschte der Finanzberater vor, dass sie in ein sicheres Sparkonto bei der Migrosbank investieren würden. Mit rund 4 Prozent Zins war dies auch kein absurder Finanzzins, den er ihnen angeboten hatte. Die Opfer vertrauten den Ausführungen des Verurteilten und hinterfragten diese nicht, weil sie selbst geringe bis gar keine finanziellen Kenntnisse besassen.

Gegenüber seinen Kunden verwendete der Täter einen anerkannten Titel – «diplomierter Finanzberater IAF» –, den er jedoch nie erlangt hatte. Teilweise gab er zudem an, über eine Bewilligung der eidgenössischen Bankenkommission zu verfügen. Indem der Verurteilte über seine Ausbildung und seine fachliche Qualifikationen täuschte, erlangte er eine höhere Glaubwürdigkeit.

Mehr als eine Million erbeutet

Bei der Migros-Bank führte der schuldig Gesprochene ein Bankkonto. Auf diesem kam das Geld von all seinen Kunden zusammen. Mit dem Geld zahlte er private und geschäftliche Rechnungen. Der Verurteilte gab jedoch massiv mehr Geld aus, als er legal aus den Vermittlungsprovisionen für die Versicherungen bezogen hatte. «Die Chance, das Geld zurückzuzahlen – gar mit Zinsen –, bestand nie», heisst es in dem nun eingegangenen schriftlichen Urteil des Luzerner Kriminalgerichts.

Zwischen Januar 2001 und November 2010 erbeutete sich der Verurteilte von insgesamt 61 Personen eine Summe von über einer Million: Stolze 1’058’052,14 Franken. Ein wenig mehr als eine Viertelmillion Franken zahlte er schliesslich auf Drängen seiner Kunden hin zurück, suchte sich jedoch zur selben Zeit neue Kunden, die er wiederum ausnutzte.

Es ist ein Beispiel eines Ponzi-Schemas, eine Art Schneeballsystem, wie es im Bilderbuche steht. Die Kunden mussten nur einmal investieren. Für ihre Geldanlagen wurden hohe Renditen versprochen – die jedoch nur auf dem Papier existierten.

Hohe Überschuldung

Die finanzielle Situation des Verurteilten verschlechterte sich laufend – seinen Zahlungsverpflichtungen konnte er längst nicht mehr nachkommen. Ein «unverhältnismässiger Aufwand» soll zur massiven Überschuldung geführt haben. Dazu zählten hohe Miet-, Kredit- und Leasingraten sowie die Löhne der steigenden Anzahl Mitarbeiter. Die laufenden Betreibungsverfahren gegen ihn stapelten sich an, 68 waren es insgesamt. Zudem hat der Verurteilte mehrfach die Betreibungsauszüge gefälscht, die er den Vermietern seiner Wohnungen und neuer Geschäftsräumlichkeiten vorgelegt hat. Der Beschuldigte bestritt dies vor dem Gericht auch nicht.

«Hohe kriminelle Energie»

Der 35-jährige Zürcher und gebürtige Spanier zeigte sich geständig und anerkannte grundsätzlich die Vorwürfe. Das Gerichtsverfahren habe ihn psychisch wie auch physisch belastet. Mit seinen Eltern und seinen Schwestern habe er seit dem laufenden Strafverfahren nur noch schlechten Kontakt. Und da er seinen Opfern nicht über den Weg laufen wolle, halte er sich im privaten Bereich eher zurück. Es ist offensichtlich, dass ihn ein schlechtes Gewissen plagt – denn «er zeigte Reue und Einsicht».

Doch davon liess sich das Luzerner Kriminalgericht nur wenig beeindrucken: «Sein gesamtes Vorgehen und seine Motive zeugen von hoher krimineller Energie.» Für sein erbautes Lügenkonstrukt wird der selbsternannte «diplomierte Finanzberater» zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Davon sind acht Monate unbedingt zu vollziehen, für die restlichen 22 Monate wird dem Verurteilten bei einer Probezeit von drei Jahren der bedingte Vollzug gewährt. Für 30 Privatkläger muss der Verurteilte für Schadenersatz aufkommen. Dazu zählen Beiträge bis zu 75’000 Franken.

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