Wer wird neuer Stadtpräsident von Kriens?

Dreikampf im Schatten der Coronakrise

Wer wird neuer Krienser Stadtpräsident (von links): Cla Büchi, Matthias Senn oder Maurus Frey? (Bild: zvg)

Drei Männer buhlen um das Krienser Stadtpräsidium: Matthias Senn (FDP), Cla Büchi (SP) und Maurus Frey (Grüne). Über ihre Vision für die Stadt im Schatten von Luzern und den Wahlkampf im Schatten der Krise.

Das Coronavirus hat handfeste Folgen für den Krienser Wahlkampf: Cla Büchi (SP) musste seine «Wähl-Bar» – einen mobilen Stand – in der Garage versorgen. Wie seine Konkurrenten musste auch Maurus Frey (Grüne) Veranstaltungen absagen. Und Matthias Senn (FDP) hat am Samstag die Leitung des Gemeindeführungsstabs der Stadt Kriens übernommen. «Der Wahlkampf ist im Moment sekundär», sagt Matthias Senn. Cla Büchi stimmt ein: «Die Coronakrise stellt unseren Alltag auf den Kopf.»

Doch gewählt wird trotz allem. Die drei Männer wollen am 29. März das Krienser Stadtpräsidium erobern und damit Cyrill Wiget beerben.

Mit welchen Visionen treten sie an? Und was qualifiziert sie für das Amt? Das erzählen die drei selber.

Der Erfahrene: Matthias Senn (FDP)

Matthias Senn ist von den Dreien der erfahrenste Politiker – und der Einzige, der bereits im Stadtrat vertreten ist. Der Bauvorsteher hat bereits vor vier Jahren fürs Präsidium kandidiert, unterlag damals aber Cyrill Wiget hauchdünn. Nun will er seine Erfahrung und sein Wissen als Stadtpräsident einbringen.

Matthias Senn, Kandidat der FDP. (Bild: zvg)

Den grössten Handlungsbedarf in den nächsten vier Jahren sieht der 57-Jährige bei drei Bereichen. Erstens in der Finanzpolitik. «Das Ziel muss sein, dass die Stadt schwarze Zahlen schreibt, ohne dass wir unsere Leistungen drastisch abbauen müssen.»

«Ich bin nicht einer, der fundamental auf einer Position beharrt.»

Zweitens wichtig seien die grossen Bauprojekte, etwa beim Bell-Areal oder dem Grossfeld-Areal. «Es gilt, die Gebiete hochstehend zu entwickeln und bei der Bevölkerung für eine gute Akzeptanz zu sorgen.»

Als dritten Schwerpunkt nennt Senn das Stadtklima, das mit mehr Biodiversität im Siedlungsraum und dem Einsatz von erneuerbaren Energien verbessert werden soll. Matthias Senn schwebt konkret ein Wärmeverbund zwischen dem Zentrum und Obernau vor.

Längere Pause

Der zweite Wahlgang der kommunalen Wahlen findet nicht am 17. Mai statt. Das hat der Luzerner Regierungsrat am Donnerstag bekanntgegeben, nachdem am Mittwoch bereits der Bundesrat die nationalen Abstimmungen vertagte. Grund ist das Coronavirus. Wann es zum zweiten Wahlgang kommt, ist noch offen: Zur Diskussion steht ein Datum Ende Juni.

Wenn er seine Vision für Kriens in wenige Worte packen müsste, wäre das «Stadtleben am Pilatus». «Ich finde den Slogan sinnbildlich. Es gibt wenige Gemeinden, die Stadt und Land so verbinden wie Kriens und das soll weiter umgesetzt werden», erklärt der Bauvorsteher.

Als eigene Stärken bezeichnet Matthias Senn, dass er lösungsorientiert und kompromissbereit ist. «Bereits bisher im Stadtrat habe ich mich als Brückenbauer gesehen. Ich bin nicht einer, der fundamental auf einer Position beharrt.» 

Auf Kritik an der bisherigen Politik und dem öffentlich ausgetragenen Lohnstreit des Stadtrates entgegnet der FDP-Politiker mit den Erfolgen der letzten vier Jahre, beispielsweise der Auslagerung der Heime. Oder den zahlreichen Projekten: «Wir haben 150 Millionen Franken investiert, so viel wie nie zuvor.» 

«Jetzt wären die Liberalen an der Reihe.»

An einem gut besuchten Podium im Februar sorgte er zudem mit dem Spruch «Zu viel frischer Wind kann Sturmschäden verursachen» für Aufheiterung. Doch Matthias Senn meint es ernst: «Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Erfahrung und Wissen ist.»

Der Bauvorsteher sagt offen, dass er wohl nur noch vier Jahre im Amt bleiben würde. Das sieht er aber nicht als Problem – die letzten beiden Amtsträger waren auch nicht viel länger am Ruder. Ein Blick zurück zeigt auch: Anders als in Luzern ist das Stadtpräsidium in Kriens in den letzten Jahren nicht traditionell in den Händen einer Partei. Im Gegenteil: Mit Peter Becker (CVP), Helene Meyer-Jenni (SP), Paul Winiker (SVP) und Cyrill Wiget (Grüne) wechselten sich die Parteien stets ab. «Jetzt wären die Liberalen an der Reihe», sagt Senn und lacht.

Der Planer: Cla Büchi (SP)

Das sieht Cla Büchi natürlich anders. Der Fraktionschef der SP hat mit seiner früh bekanntgegebenen Kandidatur das Krienser Wahlkarussell letzten Sommer zum Laufen gebracht.

Cla Büchi, Kandidat der SP. (Bild: zvg)

Als Architekt reizt ihn die Stadtentwicklung. «Nebst den Finanzen, die wir in den Griff bekommen müssen, ist das die wichtigste Aufgabe», findet der 54-Jährige. Sein Hauptanliegen ist, die Bevölkerung besser einzubeziehen. Als Projektleiter bei der Arealentwicklung Industriestrasse in Luzern ist er selber derzeit bei einem Vorzeigeprojekt in Sachen Partizipation beteiligt.

Mitreden sei auch ein Bedürfnis der Krienserinnen und Krienser. Wäre Cla Büchi Stadtpräsident, würde er in jeder Legislatur einen grösseren Mitwirkungsprozess durchführen. «Man müsste neue und innovative Wege gehen, selbstverständlich unter fachlicher Begleitung. Mit Happenings auf dem neuen Stadtplatz zum Beispiel – Platz hat es da ja genügend.»

«Es muss das Ziel sein, dass Ur-Krienser wie auch Neuzuzüger stolz sind, hier zu wohnen.»

Cla Büchi

Die Bevölkerung mit ins Boot zu holen, ist für Cla Büchi nicht nur wichtig, damit Projekte nicht am Protest der Bürger scheitern. «Die Bevölkerung muss sich mit Kriens identifizieren können. Wir müssen den Menschen ins Zentrum der Entwicklung stellen. Das schafft Identität und verbindet», so der SP-Politiker.

Die Identität habe durch das rasante Wachstum der Gemeinde gelitten. «Es muss das Ziel sein, dass Ur-Krienser wie auch Neuzuzüger stolz sind, hier zu wohnen und zu arbeiten», so der dreifache Vater. «Nur so findet eine Verwurzelung statt und ist man auch bereit, sich zu engagieren.»

Acht Kandidaten für fünf Sitze

Für den Krienser Stadtrat kandidieren nebst den drei Porträtierten:

  • Judith Luthiger, SP, bisher
  • Franco Faé, CVP, bisher
  • Lothar Sidler, CVP, bisher
  • Roger Erni, FDP, neu
  • Marco Frauenknecht, SVP, neu

Dass Projekte dadurch verzögert werden können, sei möglich, räumt Cla Büchi ein. Doch am Ende lohne sich das, weil sie dafür auf breite Akzeptanz stiessen. Die Stadtentwicklung ist für ihn ohnehin eine Aufgabe mit einem längeren Horizont als nur vier Jahre, sagt er und übt damit indirekt Kritik an der Kandidatur von Matthias Senn.

Als seine Stärken streicht Cla Büchi zum einen seinen beruflichen Hintergrund hervor. «Ich befasse mich seit Jahrzehnten mit Stadtentwicklung und Planung.» Zum anderen sei er ein ruhiger und ausgeglichener Mensch ohne Berührungsängste, dem es stets um die Sache gehe und der auf den gesunden Menschenverstand setze.

«Ich spüre eine Ohnmacht und Wut in der Bevölkerung.»

Das Komitee «Frischer Wind für Kriens» setzt sich stark für einen umfassenden Wechsel ein (zentralplus berichtete). Wie beurteilt das Cla Büchi, der vom Komitee empfohlen wird?

Er höre diesbezüglich unterschiedliche Stimmen, sagt er. Viele meinten, dass der Stadtrat nicht immer eine gute Falle gemacht habe – und mit dem öffentlich ausgetragenen Streit über die Löhne und Pensen dem Image von Kriens geschadet habe. «Ich spüre eine Ohnmacht und Wut in der Bevölkerung und merke, dass das Vertrauen in die Politik gelitten hat. Das ist nicht gut.»

Dass zwei Kandidaten auf linker Seite ums Stadtpräsidium buhlen, erachtet er nicht als Nachteil. «Es ist wichtig, dass die Bevölkerung eine Auswahl hat.»

Der grüne Verteidiger: Maurus Frey (Grüne)

Das sieht auch Maurus Frey so. Der Kandidat der Grünen rechnet fest damit, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommen wird. Ob mit Büchi oder Frey, ist noch offen – eine Abmachung gebe es nicht, beteuern beide. Aber man werde sich schon einigen.

Maurus Frey, Kandidat der Grünen. (Bild: zvg)

Maurus Frey ist mit seinen 38 Jahren der jüngste der drei Aspiranten auf das Stadtpräsidium. Als Kantonsrat, ehemaliger Einwohnerrat und Präsident der Grünen Kanton Luzern bringt aber auch er schon viel politische Erfahrung mit.

«Als Stadtpräsident würde ich das Interesse von Kriens an erste Stelle setzen, statt auf eine einseitige Interessenvertretung zugunsten der Wirtschaft zu setzen.»

Maurus Frey

Seine Vision von Kriens ist «eine lebenswerte grüne Stadt, die aufblüht». Gerade für die Zeit nach der Coronakrise sollte Kriens diese Chance nutzen, sagt Frey. Als grösste Herausforderung sieht er – anders als noch vor wenigen Wochen – derzeit die Bewältigung der aktuellen Situation und deren Folgen. «Es wird eine Erholung brauchen, natürlich für die Wirtschaft, aber auch für uns als Gesellschaft.»

Wichtig sei auf kommunaler Ebene, dass man die Investitionen nicht einfriere, sondern dafür sorge, dass das lokale Gewerbe und Unternehmen Arbeit hätten. «Als Gesellschaft müssen wir uns darauf konzentrieren, zusammenzuhalten. Und wenn die Krise vorbei ist, das Kultur- und Vereinsleben wieder zum Laufen zu bringen.»

Maurus Frey, der auch von den Grünliberalen unterstützt wird, sieht sich als Politiker für die breite Bevölkerung. «Als Stadtpräsident würde ich das Interesse von Kriens an erste Stelle setzen, statt auf eine einseitige Interessenvertretung zugunsten der Wirtschaft zu setzen.»

Auch er gehört zu jenen, welche den Krach des Stadtrates und die «teils wilde» Siedlungsentwicklung kritisieren. Frischer Wind ist in seinen Augen nötig, um die Blockade zu lösen. «Kontinuität ist nicht um jeden Preis wünschenswert», so der Informatikingenieur, der bei einer Firma für Umweltmesssysteme die Entwicklung leitet.

«Es ist weniger eine Frage von links oder rechts, sondern von verwalten oder gestalten.»

Ob Maurus Frey für die Grünen den Sitz von Cyrill Wiget verteidigen kann? Der 38-Jährige wagt keine Prognose. Dass das Amt in linker Hand bleibt, ist für ihn aber gar nicht so zentral. «Es ist weniger eine Frage von links oder rechts, sondern von verwalten oder gestalten», sagt er und es ist klar, in welcher Rolle er sich selber sieht. «Man muss bei einem Stadtpräsidenten Visionen und Ideen spüren – das fehlt mir beim bürgerlichen Konkurrenten.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Grüsse vom Einhorn Schlachthaus
    Grüsse vom Einhorn Schlachthaus, 20.03.2020, 20:49 Uhr

    Kriens ist das neue Emmenbrücke! Was noch vor 40 Jahren eine beschauliche, pittoreske Luzerner Vorortsgemeinde war, ist heute zu einer urbanen, anorganischen und charakterlosen Vorhölle geworden. Das neue «Stadthaus» und der grosse, der ganz grosse Wurf «Matteo» und Schweighof geben dem Ganzen den schauerlichen Rest!

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