Nach Babbel-Hammer tagt Vereinsspitze

Drei mögliche Szenarien, wie es mit dem FCL weitergeht

Verwaltungsratspräsident Philipp Studhalter stellt sich diesen Freitag den Medien.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern ist ein Pulverfass. Markus Babbel will den Club Ende Saison verlassen und attackiert die Vereinsführung. Hauptinvestor Bernhard Alpstaeg schlägt zurück – der FCL befindet sich mal wieder im Possen-Modus. Am Freitag steht der nächste Akt auf dem Programm. zentralplus blickt voraus.

Spätestens im Sommer wird Markus Babbel den FC Luzern verlassen. Möglich ist auch, dass der Club die Zusammenarbeit mit dem Trainer schon früher beendet. Diesen Freitag will die Vereinsspitze um Verwaltungsratspräsident Philipp Studhalter und CEO Marcel Kälin über die neusten Entwicklungen informieren. 

Offensichtlich rumort es im Verein gewaltig. CEO Marcel Kälin wurde geholt, um die Budgets beim FCL einzuhalten und den Verein fit für die Zukunft zu machen. Seine Art scheint jedoch nicht überall gut anzukommen. Bereits über ein Dutzend Mitarbeiter hat seit seinem Amtsantritt die Geschäftsstelle verlassen – zuletzt kündigte Medienchef Max Fischer (zentralplus berichtete).

 

Ein weiteres Problem: Die Kommunikation gleicht einem Hühnerhaufen. Trainer Markus Babbel macht auf eigene Faust seinen Abschied publik. CEO Kälin weilt derweil im Familienurlaub und wird von der Nachricht auf völlig falschem Fuss erwischt. Vom Club gibt’s lange Zeit kein Signal. Dann greift Hauptaktionär Bernhard Alpstaeg in den Medien zum Zweihänder und drischt auf Markus Babbel ein (zentralplus berichtete). Was kommt als Nächstes? 

Eigentlich müsste der FCL den Fokus ganz anders legen. Die Lage ist ernst – der FC Luzern befindet sich im Abstiegskampf, die Rückrunde startet in rund einem Monat. Die Krisensitzung diesen Freitag und die anschliessende Pressekonferenz sind von hoher Bedeutung und werden mit Spannung erwartet. zentralplus zeichnet mögliche Szenarien, wie es mit dem FCL weitergehen könnte.

Szenario 1: Babbel muss sofort gehen

Ist ein Trainer, dessen persönliches Schicksal nicht von der sportlichen Leistung abhängt, noch der richtige Mann? Diese Frage stellte sich zentralplus im Kommentar zu Babbels Entscheid. Kommt die FCL-Spitze zum Schluss, dass er es nicht ist, ist die sofortige Trennung unausweichlich.

Unschuldig, so rasch ohne Job dazustehen, wäre Markus Babbel freilich nicht. Mit seinem Rundumschlag hat er dem Verein keinen Gefallen getan. Wollen die Verantwortlichen ihr Gesicht wahren, können sie diese Kritik eigentlich nicht akzeptieren. Und mit Bernhard Alpstaeg hat sich der Hauptaktionär als grosser Babbel-Kritiker geoutet. 

Mit Gerardo Seoane und Patrick Rahmen würde der FCL intern über zwei potentielle – und günstige – Nachfolger verfügen. Sie könnten bereits diesen Freitag als Trainer vorgestellt werden. Doch bei diesen beiden stellt sich die Frage: Sind sie als Trainerneulinge in der Super League für den Abstiegskampf genügend gerüstet? Es ist also auch möglich, dass der FCL eine externe Lösung anstrebt. FCB-Meistertrainer Urs Fischer wäre zu haben. Aber vielleicht überraschen die Verantwortlichen wieder alle mit einer Wundertüte wie mit Sportchef Rémo Meyer. 

Szenario 2: Babbel bleibt (vorerst) – Studhalter stärkt Kälin den Rücken

Blicken wir zurück auf den 11. Mai 2017. Verwaltungsratspräsident Philipp Studhalter sieht sich genötigt, an einer Pressekonferenz Klartext zu sprechen. Warum? Trainer Markus Babbel attackiert die Mannschaft nach einem Spiel gegen Thun öffentlich und spricht ihr den Charakter ab. «Die Mannschaft ist mental tot», sagt er. Daneben hat der FCL mit Rémo Meyer soeben einen neuen Sportchef gefunden – diese unerfahrene externe Lösung, angetrieben von CEO Marcel Kälin, sorgt für Kritik.

Was kommt bei Studhalters «Klartext» heraus? Gar nichts. Er erklärt, alles laufe gut – man befinde sich halt im Leistungssport, da würden klare Worte dazugehören. «Ich weiss nicht, wo die Unruhe sein soll.» Kälin mache seine Sache gut, es sei seine Aufgabe, jeden Franken zwei Mal umzudrehen. «Dass dies Kopfschütteln auslöst, ist logisch.»

Sie sollen den FCL zum Erfolg führen: der neue CEO Marcel Kälin (links) sowie Vereinspräsident Philipp Studhalter (Bild: lwo).

Sie sollen den FCL zum Erfolg führen: der neue CEO Marcel Kälin (links) sowie Vereinspräsident Philipp Studhalter (Bild: lwo).

Es ist durchaus möglich, dass Studhalter mit genau derselben Haltung am Freitag vor die Medien tritt. Er könnte säuseln: «Wir sind überzeugt von unserer Vision 2021 und ziehen gemeinsam an einem Strick.» Oder: «Wir wollen unseren eingeschlagenen Weg weitergehen.» CEO Marcel Kälin könnte ihn als Vermarkter der bisherigen Strategie unterstützen und sich der Rückendeckung des Verwaltungsrates sicher sein.

Und Babbel? Die Verantwortlichen könnten ganz einfach auf Zeit spielen. Alle sind überzeugt vom Klassenerhalt – auch Babbel. Warum nicht mit dem Bayer – eine Vertragsauflösung würde schliesslich eine Stange Geld kosten – weitermachen und die Zeit sinnvoll für die Trainersuche nutzen? Den FCL-Spielern könnte man unmissverständlich klarmachen, dass sie sich schon jetzt für den neuen Trainer mit Leistungen aufdrängen müssen. 

Szenario 3: Es kommt zum grossen Knall

Fällt Marcel Kälin nach etwas mehr als einem Jahr im Amt bei Teilen des Verwaltungsrats in Ungnade, könnte es zum ganz grossen Knall kommen. Hält man an ihm fest oder nicht? Gibt es in dieser Frage zwei Lager, wäre ein Machtkampf nicht auszuschliessen. Und was dann? Die Unterlegenen müssten wohl den Schwanz einziehen und von dannen ziehen.

Falls dem Club Investoren davonlaufen, müsste jemand in die Bresche springen. Doch schon jetzt hat der Club Mühe, Geldgeber zu finden. Und das Aktienpaket von Walter Stierli ist immer noch hinterlegt. Der Verein würde richtig durchgeschüttelt – mit ungewissem Ausgang. Dieses Szenario könnte jedoch auch die Türe für frischen Wind öffnen. Der FC St. Gallen lässt grüssen.

Wie man sich in diesem Szenario in der Babbel-Frage entscheiden würde, hätte plötzlich gar nicht mehr so eine grosse Bedeutung.

Fazit: Die Verantwortlichen haben ein Image-Problem

Wie auch immer sich die Vereinsspitze entscheiden wird – es wird Geschirr in die Brüche gehen. Babbels Entscheid und die Reaktionen darauf haben gezeigt, dass im Club einiges im Argen liegt. «Der Fisch stinkt vom Kopf her», ist die gängige Meinung in den Fanforen. Die Verantwortlichen haben ein Image-Problem. Es ist naiv, über Titel zu sprechen und gleichzeitig einen Sparkurs zu fahren. Die aktuelle sportliche Situation hat man selbst zu verantworten – in der Kaderplanung wurden Fehler gemacht.

Vielleicht kommt der FCL nur mit einem totalen Neuanfang aus der Krise. Den könnte es erst führungstechnisch geben – und im Sommer im Falle eines Abstiegs auch noch sportlich.

 

 

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