Luzerner startet in die zwölfte Staffel

Dominic Deville, machen Sie auch Satire für Impfgegner?

Krisenzeiten bringen reife Ernte für Satiriker: Dominic Deville startet in die zwölfte Staffel. (Bild: SRF/Oscar Alessio)

Dominic Deville ist zurück: Diesen Sonntag startet die 12. Staffel seiner Satiresendung. Der Luzerner verrät, wann er sich gern ein Trychler-Hemd um die Augen binden würde und was einen guten von einem schlechten Corona-Witz unterscheidet.

Zertifikatspflicht in der Beiz, eine Kontroverse um Gratis-Tests und dann auch noch eine eskalierte Demonstration vor dem Bundeshaus: An hitzigen Themen fehlte es diese Woche nicht.

Auch nicht für Dominic Deville. Pünktlich zum vorläufigen Höhepunkt der Hysterie kehrt der Luzerner mit seiner neuen Staffel zurück auf den Bildschirm. Gabriel Vetter ist wieder dabei, und neu klappert Patti Basler als Aussenreporterin wichtige Schauplätze humoristisch ab – diese Woche das Bundeshaus.

Bevor der 46-Jährige im Folium in Zürich – diesmal wieder vor Studiogästen – zu sehen ist, hat ihm zentralplus eine Reihe Fragen in den Satirebunker geschickt.

zentralplus: Dominic Deville, ist die Coronakrise für die Satire ein Glücksfall oder ein Unding?

Dominic Deville: Ich mache nun schon bald sechs Jahre diese Sendung. Während wir uns vor zwei Jahren noch «heisse» Themen mühsam heraussuchen mussten, werden wir heute fast täglich damit bombardiert. Je schlechter die Zeiten, umso reicher die Ernte für die Satire. Kurz: das Deville-Team hat rund um die Uhr Arbeit.

zentralplus: Sie haben diese Woche auf Twitter geschrieben, dass die Sendung schon fast steht und nun wird das Bundeshaus «gestürmt». Neue Ereignisse und Entscheide gibt’s im Wochentakt, manchmal noch schneller. Wie geht Ihr Team damit um? Gibt’s jetzt mehr Nachtschichten?

Deville: Im Satirebunker der Schweiz, in welchem wir arbeiten, weiss man schon lange nicht mehr, ob es Tag oder Nacht ist. Aber da sind wir anscheinend nicht die Einzigen, wenn man gewisse Parlamentarier und Parlamentarierinnen beobachtet. Da wird sich offen verbrüdert mit jenen, die die Fackeln zum Scheiterhaufen bringen …

zentralplus: Wenn sich Bundesrat Maurer im Freiheits-Trychler-Hemd zeigt oder der Kanton Luzern das Impfen mit Slogans propagiert wie «Free Shots and Party Hard», trägt das schon Züge von Realsatire. Bleibt da überhaupt noch Platz für Satire?

Deville: Glauben Sie mir: Auch ich verspüre mehrmals pro Woche den innigen Wunsch, mir einfach ein Trychler-Hemd vor die Augen zu binden, mir Teststäbchen in die Ohren zu stecken, um mich dann einfach unter der Decke zu verstecken. Aber jemand muss ja diesen verdammten Job machen. Und dass Satire weiterhin ein goldenes Handwerk ist und bleibt, sieht man ja an den laufenden Impfkampagnen des BAG sowie am Realitätsverständnis gewisser «kritischer» Mitmenschen.

zentralplus: Bleibt in dieser Zeit überhaupt Platz für andere Themen? Offenbar sind bei «Deville» drei Spezialsendungen geplant.

Deville: Spezialsendungen sind geplant, aber diese werden sich ebenfalls um Corona drehen. Wie jeder andere Lebensbereich auch. Oder wann haben Sie das letzte Mal mit mehr als drei Leuten gesprochen, ohne auf DAS Thema zu kommen? Eben.

«Wenn Ihre Grossmutter nach einem schweren Coronaverlauf nicht über den Gag lacht, war er wahrscheinlich schlecht.»

zentralplus: Welche Rolle spielt Humor in einer Krisenzeit wie der aktuellen?

Deville: Die gleiche wie in allen anderen Zeiten. Ohne geht es einfach nicht. Aber es wird schwieriger, ihn zu behalten. Täglich giessen und an die Sonne stellen hilft dabei. Ab und zu düngen nicht vergessen. Zum Beispiel mit unseren Sozialmedia-Beiträgen, Zwinkersmiley!

zentralplus: Worin unterscheidet sich ein guter von einem schlechten Corona-Witz?

Deville: Das ist Betriebsgeheimnis bei Deville. Unsere Gagrezeptur entspricht dem Reinheitsgebot von 2016 und bleibt unter Verschluss. Die Konkurrenz liest schliesslich mit. Tipp: Wenn Ihre Grossmutter nach einem schweren Coronaverlauf nicht über den Gag lacht, war er wahrscheinlich schlecht.

zentralplus: Die Coronakrise spaltet die Gesellschaft. Machen Sie auch Satire für Impfskeptiker?

Deville: Bei «Deville» machen wir Satire für Gross und Klein, für Klug und Dumm, Impffanatiker und Impfskeptiker. Die Gräben sind schon da. Wir stossen höchstens den Einen oder die Andere hinein. Von hinten!

zentralplus: Die Stimmung ist aufgeheizt, unter gewissen Gruppen ist eine Radikalisierung zu beobachten. Inwiefern bekommen Sie als Satiriker, der sich zu Corona äussert, das auch zu spüren?

Deville: Anfeindungen bin ich zum Glück eher selten ausgeliefert. Eher Bekehrungsversuchen. Und die sind für mich viel mühsamer als purer Hass! Und Kommentare sind als verlässlicher Pointenlieferant sowieso meine Tageslektüre. Immer her damit!

Das neue Format «Deville Push» kommentiert die Impfkampagne des BAG:

zentralplus: Am Sonntag startet bereits die 12. Staffel von «Deville». Spüren Sie, dass die Narrenfreiheit höheren Erwartungen gewichen ist?

Deville: Ja, aber vor allem an mir selber. Ich habe wirklich keine Ahnung, wer was von mir erwartet. Aber ich selber habe die grössten Ansprüche an mich und meine Arbeit! Und ich muss sagen: Ich erfülle sie jeweils zu meiner vollsten Zufriedenheit.

zentralplus: Zum Schluss ein kurzer Blick voraus: Was erwartet das Publikum bei der neuen Staffel?

Deville: Wir haben einmal mehr den Schritt in die gnadenlose Selbstausbeutung getan, um «Deville» noch schneller, aktueller, frischer, klüger, jünger, böser und intelligenter präsentieren zu können: Ich habe mir ein paar neue Einstecktücher gegönnt! Ausserdem ein paar neue Formatideen, Einspieler, Onlineformate und die fantastisch furchtlose Patti Basler gehört nun auch zur «Gang Deville». Herz, was willst du mehr?

zentralplus: Stimmt es, dass Sie einen neuen Sidekick haben?

Deville: Wer hat Ihnen das erzählt? Glauben Sie niemals den Mainstream-Medien! Niemals! Die «Deville»-Moderation bleibt zu 100% ein Inside-Job! Beobachten Sie doch nur den Himmel! Oder fragen Sie mal Bill Gates.

Hinweis: «Deville» läuft ab 19. September jeweils am Sonntag um 21.40 Uhr auf SRF 1.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Henri Studer
    Henri Studer, 19.09.2021, 13:34 Uhr

    Ein neuer Sidekick wäre zu wünschen. Marike wirkte immer wie jemand der ins Rampenlicht geschubst wurde. Sah nicht so aus, als hätte sie sich dabei wohlgefühlt.

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