Johannes Lang wird von Nachfrage überrannt

Der «Schluckspecht» träumt von einer eigenen Quartierbrauerei in Luzern

Aus Erfahrung weiss Johannes Lang, wie verschiedene Zutaten miteinander reagieren.

«Klasse statt Masse», so lautet das Motto des Luzerner Bierbrauers Johannes Lang, sowohl beim Konsum als auch bei der Herstellung von Bier. Doch die Nachfrage bei seiner Mikrobrauerei Schluckspecht ist so stark, dass der gelernte Innenarchitekt sich nach einem grösseren Brauraum umsehen muss. Daran sind auch die sozialen Medien «Schuld».

Etwa zwei Minuten vom Löwendenkmal entfernt, findet sich die Mikrobrauerei Schluckspecht, welche Johannes Lang bei sich zuhause betreibt. Vor sieben Jahren hat der 39-jährige Innenarchitekt seine Leidenschaft dafür entdeckt, sein Bier selber herzustellen.

Am Anfang hat er sich einige Bücher zum Thema geschnappt und nahm an Braukursen teil. Lang braut aktuell sechs «Standard»-Biersorten, darunter Alt, Weiss, Weizen, Pale Ale, Hell, Wiener Spezial und verschiedene saisonale Spezialitäten. Inzwischen reichen die Kapazitäten und Räumlichkeiten bei sich zuhause nicht mehr aus, um die Nachfrage zufriedenzustellen. Der semiprofessionelle Bierbrauer möchte deshalb in Zukunft seine Brauerei und auch seinen Kundenkreis vergrössern.

Im Gespräch mit zentralplus erzählt Johannes Lang vom Traum einer Quartierbrauerei, Konkurrenzdenken in der Szene und von Frauen als Brauerinnen.

zentralplus: Johannes Lang, was ist Ihr Lieblingsbier?

Johannes Lang (lacht): Ein bayerisch Helles.

zentralplus: Wieso interessieren Sie sich ausgerechnet für Bier?

Lang: Bier hatte es mir schon lange angetan. Es ist ein Getränk, das in unzähligen Variationen vorkommt. Früher gab es eine überschaubare Anzahl an Biersorten, welche meist nur in einzelnen Regionen und zu bestimmten Jahreszeiten hergestellt wurden. Heute ist dies dank des Craftbier-Booms anders. Inzwischen sind Sorten aus der ganzen Welt erhältlich. Diese Vielfalt faszinierte mich.

zentralplus: Gab es für Sie ein Schlüsselereignis, das Sie zum Bierbrauen bewegt hat?

Lang: Nein, ich habe mich schlicht und einfach dafür interessiert. Ich begann, mich zu informieren, Bücher zu lesen und später auch Braukurse zu besuchen. Schliesslich bin ich kein gelehrter Bierbrauer. Mit der Zeit habe ich aber gelernt, wie man mit den Zutaten gezielt arbeiten kann.

«Früher war die Bierproduktion stark an die Jahreszeit gebunden, heute ist dies nicht mehr der Fall.»

zentralplus: Gehen Sie immer nach demselben Rezept vor?

Lang: Das kann man so nicht sagen. Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Ich habe am Anfang viel experimentiert. Ein hilfreiches Mittel war für mich dabei das Internet. Es gibt umfangreiche Rezeptdatenbanken, die als Inspiration dienen, aber auch sehr ausgefeilte Rezept-Kalkulatoren, mit denen man seine eigenen Rezepte kreieren kann. Ich tippe dann einfach verschiedene Zutaten in den Rechner und kombiniere allerlei Malz- und Hopfensorten miteinander. Anhand des Rechners kann dann vorausgesagt werden, wie hell, dunkel, bitter oder aromatisch ein Bier wird. Mit der Zeit kommt die Erfahrung und dadurch weiss ich langsam, wie verschiedene Zutaten mit- und aufeinander reagieren.

zentralplus: Wie das Endprodukt schmecken wird, bleibt also immer eine kleine Überraschung?

Lang: Ja, ich kann während des Prozesses eingreifen, ich kann ungefähr abschätzen, wie es schmecken wird, aber wirklich beurteilen kann ich mein Bier erst am Ende. Zum Glück war bis jetzt keines schlecht. Ich versuche immer, kleine Anpassungen für mein nächstes Bier vorzunehmen und mich so weiterzuentwickeln. Meine Arbeit ist ein stetiger Prozess und ich probiere gerne etwas Neues aus – ich möchte nicht immer dasselbe Bier herstellen.

Bierbrauer Johannes Lang möchte sich im Hochwacht-Quartier ausbreiten. (Bild: zvg)

zentralplus: Ihr Sortiment wechselt also ständig. Sie bieten aktuell vier wiederkehrende Sorten und einige Spezialitäten an. Erzählen Sie uns etwas über Ihr Sortiment.

Lang: Altbier, Wiess, Pale Ale und Weizenbier braue und verkaufe ich aufgrund der Nachfrage meiner Kunden regelmässig. Ich versuche aber auch saisonales Bier und limitierte Spezialitäten anzubieten. Früher war die Bierproduktion stark an die Jahreszeit gebunden, heute ist dies nicht mehr der Fall. Die fortschrittliche Technologie und neuste Geräte lassen es zu, dass ich meine Bierproduktion an meinem Eigeninteresse orientieren kann.

zentralplus: Das Bier stellen Sie nicht nur für sich selber her, sondern auch für andere. Kommen Sie mit der Produktion überhaupt noch nach?

Lang: Im vergangenen Jahr habe ich mich entschieden, meine bisherige Hausbrauerei professioneller aufzubauen. Mit der Zeit ist die Nachfrage gestiegen. Nun wird es aber langsam schwieriger, mit der Produktion von zuhause aus mitzuhalten, ich habe nur begrenzte Möglichkeiten. Ich suche daher einen grösseren Brauraum, um mein Angebot attraktiver zu gestalten und somit auch mehr Biervielfalt anbieten zu können.

zentralplus: Wer sind denn eigentlich Ihre Stammkunden?

Lang: Das ist interessant. Ich habe am Anfang aus Spass einige Bilder von Bier auf Instagram geteilt. Dann bekam ich einzelne Privatnachrichten aus der Umgebung oder von Menschen, die mich im Netz entdeckt haben. So habe ich meine ersten Geschäftsbeziehungen geknüpft, wie beispielsweise mit der Old Brewery aus Malters oder der Sommer Beiz in Ruswil. Da sieht man, wie wichtig Social Media als Medium sein kann. Auch durch mein Interview mit der «Hochwachtpost» haben sich Leute bei mir gemeldet. Nun muss ich aber schauen, dass ich mit der Produktion mithalten kann.

zentralplus: Wie sieht eigentlich der Austausch mit anderen Bierbrauern aus?

Lang: Die Zusammenarbeit läuft erstaunlich gut. Ich habe mit anderen Brauereien Kontakt, wie beispielsweise Sutton in Dallenwil, bei denen ich Fragen stellen kann. Es herrscht mehr ein «miteinander» und weniger ein Konkurrenzdenken. Man tauscht sich innerhalb der Community aus.

«Ich versuche immer, kleine Anpassungen für mein nächstes Bier vorzunehmen und mich so weiterzuentwickeln.»

zentralplus: Die meisten Brauer sind Männer, gibt es auch Frauen?

Lang: Ich verfolge die Brauereiszene in ganz Europa und da gibt es auch ein paar Frauen, die eine Brauerei führen oder selbst Bier brauen. In der Schweiz und gerade in Luzern kenne ich leider keine. Erklären kann ich es mir nicht. Sicherlich ist es eine körperlich anspruchsvolle Arbeit, aber meiner Meinung nach ist dies nicht der Grund, weshalb es weniger Frauen in dieser Branche gibt.

zentralplus: Wie sieht es mit dem Thema Bier trinken und Frauen aus?

Lang: Ich denke, dass es heute die «eine» klassische Biersorte nicht mehr gibt. Durch das fortgeschrittene Equipment und die Experimentierfreudigkeit der Brauereien, gibt es eine grosse Vielfalt, die auch Frauen anspricht. Bier ist nicht mehr ein typisches Männergetränk.

zentralplus: Und Ihre Frau, trinkt sie auch gerne Bier?

Lang: Ja, sie ist sehr kritisch und übernimmt daher die Qualitätskontrolle. (lacht)

zentralplus: Können Sie sich vorstellen, irgendwann einmal nur noch Bier herzustellen?

Lang: Ja, es ist schon ein Traum, dass meine Leidenschaft als Lebensgrundlage ausreicht. Aber das wird sich noch zeigen. Im Moment fahre ich zweigleisig, bis sich die Möglichkeit ergibt. Mein Ziel ist es, die Bierproduktion zu vergrössern, den Schluckspecht in Luzern zu etablieren und eine eigene Quartierbrauerei in Luzern aufzubauen.

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