Amadeus Waltenspühl schlägt sie alle

Dieser Luzerner ist Schweizer Grafiker des Jahres

Der Grafiker und sein Werk: Amadeus Waltenspühl und eines seiner Plakate (Bild: Visual Eyes Artists/Montage zentralplus)

500 Grafiker aus der ganzen Schweiz haben gewählt: Amadeus Waltenspühl ist der erste «Grafiker des Jahres». Kurz vor der Preisverleihung hat zentralplus mit ihm gesprochen. Mit der Auszeichnung hat der stille Schaffer nicht gerechnet.

In Luzern ist Amadeus Waltenspühl eine bekannte Person, nun erhält er auch nationale Anerkennung. Am Freitagabend wird er in Zürich im Rahmen der Fachmesse «Grafik 16» mit dem zum ersten Mal verliehenen Preis zum «Schweizer Grafiker des Jahres» ausgezeichnet.

Der selbständige Grafik-Designer, Illustrator und Animations-Designer stammt aus einer gestalterischen Familie. Der Vater ist Grafik-Designer, die Mutter Architektin und der Bruder Polygraf. Sein Weg schien also vorgezeichnet. Und tatsächlich: Nach einem intensiven künstlerischen Ausflug in die Musik – Waltenspühl war Drummer in diversen Bands und sogar Schweizermeister im Beatboxen – entschied er sich dann doch für das Grafikdesign als Beruf. Er absolvierte die Fachklasse Grafik in Luzern und schloss mit dem Master of Arts in Design, Animation und Illustration ab. Heute unterrichtet er an der Fachklasse und an der Hochschule Luzern.

«Ich bin ja eher einer, der im stillen Kämmerli hockt und Arbeit an Arbeit raushaut. Das kommt deshalb sehr überraschend.»

Der 31-Jährige engagiert sich nach wie vor kulturell und setzt dafür rund die Hälfte seiner Arbeitszeit ein. Er gestaltet Plakate von Konzerten, Bands, Partys, Clubs und Festivals, macht CD-Covers und Live-Visuals. Waltenspühl arbeitet aber auch für diverse internationale Auftraggeber in den Bereichen Illustration, Animation und Grafikdesign. Einige seiner Werke wurden international ausgestellt, etwa in Moskau, Wladiwostok und Peking.

zentralplus hat Amadeus Waltenspühl letztes Jahr porträtiert: Lesen Sie hier, wie er schon als Kind die Grafik-Arbeiten seines Vaters beurteilte.

zentralplus: Du bist der erste Schweizer Grafiker des Jahres. Gratulation! Wie fühlt sich das an?

Amadeus Waltenspühl: Interessant … Ich fühle mich sehr geehrt. Es ist wahnsinnig schön, diese Anerkennung zu bekommen.

Ich bin ja eher einer, der im stillen Kämmerli hockt, viel arbeitet und Arbeit an Arbeit raushaut. Bei Wettbewerben habe ich hingegen noch fast nie mitgemacht. Die Nomination kam deshalb für mich sehr überraschend – und dass ich jetzt gewonnen habe, noch mehr.

Dass die Leute auch so an mich denken und mich als gut erachten: Verrückt, cool!

zentralplus: Wie hast du von deinem Sieg erfahren?

Waltenspühl: Am Donnerstagabend habe ich schon etwas geahnt. Da habe ich mich mit den Organisatoren der Grafik 16 unterhalten, und die haben sich ein bisschen verplappert. Aber sicher wusste ich es noch nicht.

zentralplus: Hast du schon gefeiert?

Waltenspühl: Nein, nein. Das kommt dann noch. Ich weiss es ja erst seit ein paar Minuten definitiv.

zentralplus: Eine Fachjury hat dich nominiert. Abgestimmt und dich gewählt haben jetzt um die 500 Leute aus Grafikerkreisen. Hast du dich unter allen Nominierten am wenigsten unbeliebt gemacht?

In sie steckt er sein ganzes Herzblut: Zwei Plakate von Amadeus Waltenspühl.

In sie steckt er sein ganzes Herzblut: Zwei Plakate von Amadeus Waltenspühl.

Waltenspühl: Ich hoffe nicht, dass man mich nur deshalb gewählt hat! Aber ich denke nicht, nein.

zentralplus: Du machst ja nicht einfach nur gedruckte, klassische Grafik, sondern auch Visuals, Animationen und vor allem Illustrationen. Sind das zwei verschiedene Paar Schuhe oder zwei Seiten derselben Medaille?

Waltenspühl: Am meisten Herzblut stecke ich in meine Plakate und Flyer. Und dort kommen Grafik, Typographie und Layout, aber auch Illustration zusammen. Das sind keine klassischen Grafiker-Arbeiten wie ein Layout oder ein Logo designen. Immer mehr Grafiker machen auch Multimedia-Gestaltung, Webseiten oder Illustrationen. Und das finde ich sehr spannend.

«Ui, ich werde wohl noch eine Dankesrede vorbereiten müssen.»

zentralplus: Bringt dir ein solcher Preis viele neue Aufträge?

Waltenspühl: Ich glaube, es geht vor allem um Wertschätzung. Es spornt mich selber an, weiterzumachen, und sagt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Es ist ein schöner Motivationsschub. Vielleicht gibt es auch neue Aufträge. Grafik 16 erreicht sicher auch ein Publikum, das mich noch nicht kennt. Aber das kann ich jetzt noch nicht beurteilen.

zentralplus: Wie feierst du die Auszeichnung?

Waltenspühl: Ui, ich werde wohl noch eine Dankesrede vorbereiten müssen. Vor allem werde ich erstmal meiner Familie und meiner Freundin danke sagen, der Fachklasse Grafik und der Grafik 16.

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