Bis zu 18 Wochen Elternzeit – Pharmakonzerne an der Spitze

Diese Zuger Firmen machen Väter glücklich

Von einem Tag bis hin zu 18 Wochen – nicht alle Zuger Väter können sich über gleich viel Papizeit nach der Geburt oder Adoption eines Kindes freuen. (Bild: Katie Emslie/Unsplash)

Bald stimmt die Schweiz über zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ab. Wir haben Zuger Firmen herausgepickt, die schon jetzt den Vätern mehr freie Tage geben.

Stell dir vor: Die frischgebackene Mutter liegt erschöpft im Bett und vor dir ist da ein neues Familienmitglied – keine 50 Zentimeter gross, wenige Kilo schwer. Doch nach nur einem Tag musst du zurück an den Schreibtisch, zurück in deine Bude, ab auf die Baustelle.

Viele Männer müssen sich das gar nicht vorstellen. Denn schweizweit bekommen frischgebackene Väter üblicherweise von ihren Arbeitgebern exakt gleich viele freie Tage wie fürs Zügeln: ein bis zwei.

Das könnte sich aber bald ändern. Im September entscheidet das Schweizer Stimmvolk, ob Väter künftig zwei Wochen Vaterschaftsurlaub erhalten.

Wer in den letzten Jahren von seinem Chef mehr als einen freien Tag bekam, kann sich folglich glücklich schätzen. In Zug gibt es einige Unternehmen, die Vätern mehr Papizeit bieten:

Pharmakonzerne stechen heraus

Der Pharmakonzern Novartis, der an seinem Standort in Rotkreuz rund 140 Mitarbeitende beschäftigt, führte vor einem Jahr schweizweit 18 Wochen Elternzeit ein. «Um den nicht gebärenden Elternteil den 18 Wochen Mutterschutz gleichzustellen», wie es auf Anfrage von zentralplus heisst.

Dabei spielt es keine Rolle, ob Mitarbeitende aufgrund einer Geburt oder Adoption Eltern werden. Die Regel gilt also auch für gleichgeschlechtliche Paare. Weshalb geht der Konzern weiter als die meisten Unternehmen und weiter als die Politik? Man wolle die Wichtigkeit der Gleichstellung unterstreichen. «Indem wir allen Eltern mehr Auswahl und Flexibilität bieten, wollen wir eine Gesellschaft gestalten, in der die Gleichberechtigung die Norm ist.»

«Ich sehe den Nutzen für das Unternehmen darin, talentierte Frauen in potenziell schwierigen Zeiten zu halten.»

Cheryl Benini, Global Head of Strategy von Siemens Smart Infrastructure

Roche bietet Müttern 18 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub. Väter, gleichgeschlechtliche Partner und Adoptiveltern können seit diesem Jahr 10 Wochen bezahlten Partnerschafts- oder Adoptionsurlaub beziehen. Roche beschäftigt am Standort in Rotkreuz derzeit rund 2'600 Mitarbeitende. Das Pharmaunternehmen bietet diverse flexiblen Arbeitsmodelle an wie Jahresarbeitszeit, Teilzeit, Jobsharing und «Working from Home». Auch unterstützen sie Eltern bei der Suche und einkommensabhängigen Finanzierung von Kinderbetreuung sowie Ruhe-und Stillräume für werdende und junge Mütter, wie es auf Anfrage heisst.

Ebenfalls positiv sticht das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson hervor. Am Standort Zug beschäftigt das Unternehmen gegen 1'000 Mitarbeitende. Mitarbeiterinnen bekommen 18 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub. Väter seit Ende 2017 acht Wochen. Man sei sich bewusst, dass die Vereinbarkeit eine Herausforderung sei. Man wolle sich damit um die Work-Life-Balance kümmern und «familienorientierte Dienstleistungen» anbieten, heisst es auf Anfrage.

Bei Siemens gibts ein Coaching für Eltern – auf Arbeitszeit

Bei Siemens bekommen Väter seit 2013 zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Der Technologiekonzern beschäftigt an seinen Standorten in Zug und Steinhausen rund 1'750 Mitarbeitende. «Wir wollen insbesondere ermöglichen, dass auch Väter am Anfang mehr Zeit mit der Familie verbringen können», so der Konzern. Zudem unterstützt Siemens Eltern bei der Suche nach Kinderbetreuung oder geeigneten Kinderkrippen.

Interessant: Bei Siemens gibt es ein Programm, in dem Mitarbeitende, die bereits Eltern sind, ihre Teamkollegen, die das erste Kind erwarten, coachen. Das Ganze kann als Arbeitszeit verrechnet werden, gecoacht wird während einer Zeit von acht Monaten. Erst stand das Programm nur für Mütter offen, seit einiger Zeit auch für Väter. «Ich sehe den Nutzen für das Unternehmen darin, talentierte Frauen in potenziell schwierigen Zeiten halten zu können», wird Cheryl Benini, Global Head of Strategy von Smart Infrastructure auf der Website von Siemens zitiert.

Luzerner Tabakkonzern geht noch weiter

Noch weiter als in Zug geht der Tabakkonzern JTI mit Sitz im Luzernischen Dagmersellen. Dieser setzt auf eine Elternzeit von 20 Wochen – unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung. Dessen Diversity-Expertin Christiane Bisanzio untersuchte, wie Arbeitgeber verschiedener Länder die Elternzeit handhaben. «In den USA und in nordischen Ländern lässt sich der Trend feststellen, dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden vermehrt längere Elternzeiten bieten, als es die Gesetzgebung zulässt oder erlaubt», sagte Bisanzio kürzlich gegenüber zentralplus.

Bei vielen Arbeitgebern habe sich die Elternzeit für den Primary Caregiver – also denjenigen Elternteil, der die grössere Verantwortung in der Betreuung der Kinder übernimmt – auf 20 Wochen eingependelt.

Die Diversity-Expertin betonte: «Diversität ist harte Arbeit.» Aber wenn es nicht wehtue, passiere auch nichts.

*Hinweis: In einer ersten Version stand in der Grafik fälschlicherweise die falsche Anzahl Wochen Partnerschafts-, bzw. Adoptionsurlaub beim Pharmakonzern Roche. Die Grafik wurde angepasst.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Stefan Hofmann
    Stefan Hofmann, 17.08.2020, 09:02 Uhr

    Falsche Schlagzeile. «Machen Eltern glücklich», müsste es heissen.

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