Von Anna, Fahnenflucht und toten Röteln

Diese Zuger Bücher gehören in jedes Feriengepäck

Sommerzeit ist Lesezeit: Nehmen Sie sich etwas Zuger Literatur mit an den Strand.

(Bild: fotolia)

Sommerferien: Zeit für Sonne, Strand und ein gutes Buch. Damit Sie dieses Jahr ein Stück Zug in die weite Ferne mitnehmen können, haben wir Ihnen die spannendsten, unterhaltsamsten, aber auch informativsten Werke zusammengesucht.

Es gibt doch fast nichts Schöneres, als sich nach einer Abkühlung mit einem Buch an die Sonne zu legen. Sie mögen Krimis? Schreit das Strandparadies nach Poesie? Doch eher ein Roman oder lieber etwas schwerere Kost? In unserer Liste ist für jedermann etwas (zugerisches) dabei! Schützenhilfe gibt’s ausserdem vom Experten: Thomas Heimgartner, Präsident der Literarischen Gesellschaft Zug, steuerte den einen oder anderen heissen Tipp bei.

Krimis

Zwei Krimis, die auch in Zug selbst spielen, haben das Autorenpaar Judith Stadlin und Michael van Orsouw verfasst. Beim Erstling «Rötelsterben» geht es um ein mysteriöses Fischsterben im Zugersee. Ausgerechnet im Sommer – als es von Badegästen und Touristen wimmelt. Das Duo Goran Voltic, der selbsternannte Hilfsermittler, und Kommissarin Eva Brandenberg gehen dem Fall auf den Grund. Dasselbe Ermittlerteam ist auch am Nachfolgewerk «Der Kirschtote» am Start. Dabei gibt es in der Zuger Altstadt kurz nacheinander drei Todesfälle, die es natürlich aufzuklären gilt.

Passend zum Sommer: So priesen Stadlin und van Orsouw alias «Satz und Pfeffer» ihren Erstling an:

Einen ersten Kriminalroman hat auch ein Zuger Autor der jüngeren Generation, wie Heimgartner bemerkt, verfasst: «Du nennst das Gier» heisst das Werk von Silvano Cerutti. In seinem Autorenporträt wird Cerutti ein «scharfer, aber respektvoller Beobachter Schweizer Eigenheiten» genannt. Dies spiegelt sich in der Geschichte wider.

Porträtiert werden – verrät die Buchinfo – eine kleinstädtische Schweiz mit Mauscheleien zwischen Politik und Wirtschaft und Fremden, die nicht aus dem Ausland, sondern aus einem anderen Kanton kommen. Mittendrin: Fredy Grübel. Nach Jobverlust, Rausschmiss aus der Partei und Burnout für einen Neustart aufs Land gezogen, muss er den Mord an einer Studentin aufklären. Wer einen Antihelden als Hauptfigur mag und sich für Sprachwitz sowie eine Prise Sarkasmus erwärmt, ist mit «Du nennst das Gier» sicherlich gut bedient.

Roman und Novelle

Einer der altbekannten Zuger Autoren ist sicherlich Thomas Hürlimann. Gut als Strandlektüre eignet sich beispielsweise «Fräulein Stark», eine teilweise autobiografische Novelle. Sie handelt von einem 12-jährigen Jungen, der den Sommer bei seinem Onkel in der Stiftsbibliothek verbringt, dabei das andere Geschlecht entdeckt.

«Fräulein Stark» ist eine amüsante Geschichte des Erwachsenwerdens. «Und skandalös, weil der Autor tüchtig Schlüssel verteilt, zu Orten und Figuren, sodass man leicht Fiktion und Realität miteinander in Verbindung bringen kann», rezensierte die «Zeit». Was nicht bei allen vermeintlich porträtierten Personen aus Hürlimanns Umfeld gut ankam, dürfte für den Leser interessant zu erkunden sein.

Thomas Hürlimann bei einer Lesung in Zürich.

Thomas Hürlimann bei einer Lesung in Zürich.

(Bild: Facebook: Zürich liest)

Um das Thema Familie dreht sich das Buch von Olivia Weibel. Die 1983 geborene Zuger Schriftstellerin debütierte 2014 mit «Anna und wir», ausgezeichnet mit dem Zentralschweizer Literaturförderungspreis. Sie schreibt die Geschichte zweier Zwillingsschwestern Anfang 20, deren Mutter früh verstarb. Und die von zu Hause ausgezogen nun gemeinsam – und doch anders – erwachsen werden.

Wer beim Lesen gerne durch ein Wechselbad der Gefühle geht, sich am Ende aber auch ein glückliches Ende wünscht, ist mit «Anna und wir» gut bedient. Der Roman «pendle oftmals überraschend zwischen Auf- und Abbrüchen, zwischen Courage und Resignation hin und her. Am Ende wirkt er zweifellos ermutigend», berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» bei der Veröffentlichung.

Erzählung

Ein weiterer Profitipp ist das letzte Buch des in Walchwil am Zugersee beheimateten Malers und Schriftstellers Giorgio Avanti. «Bourgeoiserien» setzt sich aus verschiedenen Erzählungen zusammen. Rund um die fiktive Hauptfigur Jakob lässt Avanti «gross- und kleinbürgerliche Episoden» aus dem 20. und 21. Jahrhundert spielen, die Geschichten über das Schicksal von Fahrenden, Homosexuellen oder den Knatsch zwischen Katholizismus und Protestantismus erzählen.

Aber auch humorvolle Reiseberichte des Autors selbst, Beziehungsgeschichten und Erzählungen aus dem Leben. «Ein literarischer ‹Breitwandfilm› auf knappem Raum», heisst es in der Rezension von Erich Singer – wer sich viel Unterhaltung auf wenig Seiten wünscht, liegt mit «Bourgeoiserien» bestimmt nicht falsch.

 

Das Buch-Cover von «Bourgeoiserien.»

Das Buch-Cover von «Bourgeoiserien».

(Bild: Facebook: Giorgio Avanti)

Sachbuch

Ein gestandener Zuger Autor ist sicherlich auch Carlo von Ah. Lange für seine Krimis bekannt, die er, wie er in einem Interview mit der «Zuger Zeitung» sagte, auch immer mit einer zeitgeschichtlichen Botschaft versah, verfasste von Ah auch historische Romane. Sein letztes Jahr erschienenes Buch «Quantensprung und rechter Glaube» gehört nochmals in eine andere Kategorie und vereint die Gebiete Physik, Religion und Philosophie, mit denen sich von Ah zeitlebens stark auseinandergesetzt hat.

Das Schriftstück befasst sich mit nichts weniger als der Frage nach Gott, den «letzten Wahrheiten» und dem Sinn des Lebens. Eingebettet in die Erkenntnis, so lautet die Beschreibung, dass die Naturwissenschaften und allen voran die Physik «in Gebiete vorstossen, die Zufall und Wahrscheinlichkeiten verschwimmen lassen». Und deshalb verlässlichere Antworten auf die grossen Fragen liefern. Ein Sommertipp, der herausfordern und zum Nachdenken anregen soll.

Lyrik

Wer sich draussen mit dem Thema Natur beschäftigen möchte und Gedichte mag, dem ist «Die Ankunft der Bäume» von Svenja Herrmann zu empfehlen. In Oberägeri aufgewachsen, widmet sich Herrmann in ihrem neusten Buch der Schnittstelle zwischen der Zivilisation und der bedrohten Natur. «An diesem Ort leben Einsame, Sehnsüchtige, Vergessene», wird beschrieben. Klingt nicht nach der leichtesten Kost fürs Gemüt, dürfte aber zum Nachdenken anregen – auch Sinnieren ist im Urlaub ruhig mal erlaubt. Und: «Es sind auch Momente des Glücks möglich, wenn die Natur sich für einmal durchsetzt.»

 

Die in Oberägeri aufgewachsene Autorin von «Die Ankunft der Bäume», Svenja Herrmann.

Die in Oberägeri aufgewachsene Autorin von «Die Ankunft der Bäume», Svenja Herrmann.

(Bild: Facebook)

Top-Tipp

Wir beenden die Liste mit einem letzten Experten-Autorenempfehlung: Andreas Grosz. Von ihm, der 35 Jahre in Zug gelebt hat, legt Thomas Heimgartner den Urlaubern zwei Literaturstücke ans Herz: «Fahnenflucht mit der Lokalbahn» sowie «Der Zwilling unter dem Kirschbaum». In über dreissig kurzen Texten lässt Grosz im ersten Buch vier Figurenstimmen schildern, was ihnen so passiert.

Das ist durchaus etwas skurril: Eine Figur zettelt aus Versehen einen Krieg an, eine Soldatin desertiert mit der Nostalgiebahn und ein Dachdecker lernt fliegen. Ein Spiel zwischen Vorstellung und Realität soll «Fahnenflucht mit der Lokalbahn» sein. Eigentlich wie gemacht, um im Urlaub etwas zu träumen.

«Der Zwilling unter dem Kirschbaum» hingegen ist eine Art Beziehungsdrama, das zwischen Ernst und Komik spielt und gemäss Kritiken nicht zu sehr ins Gefühlvolle kippen, sondern doch viel Spannung erzeugen soll. Zu Beginn der Lektüre erinnert sich ein Mann an ein Kind, dem er mal «eine Art Vater» war. In der fortlaufenden Erzählung geht es um die Bedeutung von Vaterschaft, Verantwortung und die Eigenständigkeit von Kindern.

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