Viel Goodwill für lädierten Kater aus Luzern

Diese Spende ist nicht für die Katz

«Wer kann Kupetzky unter die Arme greifen?» So startete Sam Pirelli seinen Hilferuf. Die Behandlungskosten für den kranken Kater haben den stadtbekannten Kulturtäter, DJ und Korrektor finanziell ans Limit gebracht. Doch Facebook sei Dank: Jetzt klingelt die Kasse.

«Her mit der Kontonummer! Du hast mir mal vorm Magdi ein Bier bezahlt. Jetzt kann ich mich revanchieren», schreibt ein Facebook-Freund und Sam Pirelli kommentiert: «Das Karma auf der Gasse funktioniert sehr schnell. So, wie du mit Leuten umgehst, kommt es dann auch zurück.»

Der exzentrische Herr Pirelli scheint karmamässig gut unterwegs bei seinen Mitmenschen. Bereits nach zwei Stunden sind die fehlenden 600 Franken für die Behandlungskosten seines lädierten Katers zusammengekommen. Besser noch: «Es reicht jetzt sogar für die Nachbehandlung und Medikamente. Was kenne ich doch für liebe Menschen!», sagt Pirelli gerührt.

«Und wie das so ist: Plötzlich kommt alles zusammen und das ganze Budget kollabiert.»
Sam Pirelli, Kulturtäter und Korrektor

Dass er ob der eher geringen Kosten von 600 Franken überhaupt so in Bedrängnis gekommen sei, habe auch mit anderen aussergewöhnlichen Ausgaben zu tun. So kaufte der passionierte Musik-Freak kurz vorher eine Gitarre und machte nach dreissig Jahren erstmals auch ein paar Tage Ferien im Ausland. Sachen, die das Portemonnaie des Kulturtäters und selbständigen Korrektors sowieso schon strapazierten. «Die Gesamtkosten für die Kater-Genesung waren natürlich höher als diese 600 Franken», sagt Pirelli, dem dann erst für den letzten Teilbetrag das Geld ausgegangen ist. «Wie das so ist: Plötzlich kommt alles zusammen und das ganze Budget kollabiert.»

Seine spendablen Freunde können auf Wunsch mit einer Rückzahlung rechnen oder nicht-monetäre Gegenleistungen beanspruchen. «Zum Beispiel mit Textkorrektur, einer Stadtführung oder deiner ganz privaten Psycho-Radio-Show bei dir zu Haus», bot Pirelli im Aufruf an. «Die meisten haben jedoch einfach so etwas gespendet und wollten das Geld auch nicht zurückbekommen.»

Die lange Leidensgeschichte von Kupetzky

Der neunjährige Kater siechte während Monaten dahin. Zwar lag die Diagnose Zahnfleischentzündung vor, aber die Behandlung fruchtete nicht. Weder Antibiotika noch Cortison halfen.

«Er hatte Schmerzen, sabberte und sein Fell war komplett versifft. Es ging ihm erbärmlich.»

Schliesslich wurden Kater Kupetzki die Zähne gezogen. Auch das half nichts.  Das Tier wurde dünner und dünner und schlich nur noch wie ein Schatten seiner selbst herum. «Er hatte Schmerzen, sabberte und sein Fell war komplett versifft. Es ging ihm erbärmlich.» Daraufhin wechselte Pirelli den Tierarzt und brachte seinen tierischen Freund nach Sursee in eine Kleintierklinik.

«Prompt stellte sich heraus, dass der vorherige Tierarzt ein paar Zahnstummel übersehen hatte. Sie steckten noch im Zahnfleisch, das führte zu den schlimmen Entzündungen.» Flugs wurde Kater Kupetzky narkotisiert, die Stummel herausoperiert und das Leiden hatte ein sofortiges Ende. «Es ist grandios zu sehen, wie aufgestellt Kupetzky jetzt ist. Seit zwei Jahren hat er erstmals keine Schmerzen mehr», sagt Pirelli und krault dem Freund das Fell.  

Kater Kupetzky ist wieder putzmunter und gesund.

Kater Kupetzky ist wieder putzmunter und gesund.


Die weisse Katze mit den grauen Flecken ist ein Findeltier. Sie wurde in einer Kartonschachtel in Spanien auf einer Strasse ausgesetzt, von Schweizer Touristen in ein Tierheim nach Malters gebracht und dort von Katzenfreund Pirelli auserwählt. «Ich habe Kupetzky aufgepäppelt und er ist mir auch wegen seiner Geschichte extrem ans Herz gewachsen.»

Verschleppt, ausgesetzt und überfahren

Es ist nicht das erste Mal, dass Kulturtäter Pirelli wegen seinen Katzen finanziell in die Bredouille kommt. Von den Vierbeinern hat er nämlich vier – allesamt Nachkommen von Kupetzky, aber zum Glück nicht solche Pechvögel wie dieser. «Er ist wirklich das Sorgenkind und hat mich schon ein halbes Vermögen gekostet», seufzt Pirelli und zählt auf: Einmal wurde er von Unbekannten verschleppt und nach Wochen halbverhungert wieder ausgesetzt. Ein anderes Mal schlüpfte er unbemerkt in einen Keller, wo er eingeschlossen wurde und erst kurz vor dem Verdursten wieder gefunden wurde.

«Der Supergau war vor sechs Jahren, als Kupetzky auf der Bernstrasse angefahren wurde.» Fazit: Mehrere Knochen waren zertrümmert und komplizierte Operationen mussten vorgenommen werden. Kostenpunkt: Über 4500 Franken. Auch damals haben Freunde und Bekannte geholfen, das Geld für die Operationen zusammenzukratzen – die Darlehen seien samt und sonders wieder zurück bezahlt worden. «Mit dem Aufruf bei Facebook war es diesmal einfacher. Viele meiner 1000 Freundinnen und Freunde kenne ich persönlich und da hilft man sich gegenseitig in solchen Situationen.»

10’000 Franken für den geliebten Kater

Katzenfreund Pirelli schätzt, dass er insgesamt bereits gegen 10’0000 Franken für seinen geliebten Vierbeiner ausgegeben hat, damit er nach seinen diversen Unfällen und Gebrechen wieder auf die Beine kommt. Gereut habe ihn das noch nie, auch wenn das «Hobby» teuer sei. «Ich bekomme von meinen Katzen so viel an Emotionen zurück, dass sich das längst wieder ausgleicht.»

Doch Tierliebhaber hin oder her: Ist es nicht etwas übertrieben, so viel Geld in ein Haustier zu investieren? «Das überlege ich gar nicht. Kater Kupetzky hat so viel Unglück erlebt und hat sich immer wieder aufgerappelt – das muss einfach honoriert werden.»

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