Eine Theaterbar oder die längste Kunstgalerie?

Diese Projekte hoffen auf die 50’000 Franken der ZKB

Die IG Freestyle-Halle setzt sich für eine Indoor-Skate-Möglichkeit ein.

 

(Bild: zvg.)

Die Zuger Kantonalbank hat Geburtstag, und deshalb will sie insgesamt 500’000 Franken für Zuger Projekte springen lassen. Ein Onlinevoting und eine Jury sollen entscheiden, wer Geld bekommt. Wir stellen die spannendsten Kulturprojekte vor.

Die Zuger Kantonalbank wirft einen dicken Köder in den heimischen Ideenteich. Insgesamt eine halbe Million Franken offeriert sie zu ihrem 125-jährigen Jubiläum und lockt damit alle möglichen «Ideen für Zug» an. Neunzehn Projekte haben bereits angebissen und buhlen jetzt im Internetvoting um das Preisgeld. Je Projekt werden dabei maximal 50’000 Franken übernommen.

Der Bandraum auf der Parkbank

Ein Projekt hat beispielsweise der Junge Zuger Filmemacher Raphael Willi aufgegleist. Er lancierte 2015 zum ersten Mal erfolgreich die Zuger Filmtage. Nun will er sich der Musikszene widmen und das lokale Angebot mittels Parkbänken unters Volk bringen. Konkret planen er und sein Team, kleine Aluminiumplatten mit QR-Codes an Parkbänken in Zug zu befestigen. Wer diese QR-Codes mit seinem Smartphone einscannt, kann sich im Internet direkt ein Lied der jeweiligen Zuger Band anhören. «Ich bin selber sehr musikbegeistert und weiss aus meinem Umfeld, wie reichhaltig das Zuger Musikangebot ist. Das Ziel unseres Projektes ist es nun, die Zuger Bands der Bevölkerung näherzubringen, sodass diese nicht unentdeckt bleiben.»

Plaketten an Parkbänken stellen Zuger Bands vor.

Plaketten an Parkbänken stellen Zuger Bands vor.

(Bild: zvg.)

Teil des Projekts ist auch eine entsprechende Website sowie die Profile der 25 Bands, die darauf gezeigt und auf die Parkbänke verlinkt werden sollen. Budgetiert werden 39’900 Franken um die anfänglichen Bands zu verlinken sowie die Plattform zehn Jahre lang zu betreiben und zu erweitern. Bewilligungen für die konkrete Realisierung der Plaketten wurden bereits aufgegleist. Nur im Onlinevoting ist Willi mit seinem Projekt etwas ins Hintertreffen geraten. «Wir hoffen, dass die Zuger Bands ihre Netzwerke aktivieren, aber auch dass die musikinteressierte Bevölkerung von unserem Projekt erfährt und uns unterstützt.» Bisher unterstützen im Onlinevoting zirka 180 Leute die Idee.

Die längste Hightech Galerie

Ein anderes Projekt aus der Kunstecke stammt vom Architekten und Designer Udo Seiverth. Er plant eine demokratisch organisierte Open-Air-Kunstgalerie an der Zuger Seepromenade. Dort will er auf rund einem Kilometer Gehweg Monitore aufstellen, die Gemälde, Skulpturen, Fotografien oder Musikvideos von internationalen und Schweizer Künstlern zeigen sollen. Die Auswahl der Kunstwerke soll übers Internet für jedermann zugänglich sein und demokratisch geregelt werden. Jeder kann ein Bild oder einen Film hochladen und zur Abstimmung freigeben. Und jeder kann an den Abstimmungen teilnehmen. Die Exponate werden dann periodisch gewechselt.

Wechselnde Bilder entlang der Seepromenade in Zug: Ein Projekt, das noch Unterstützung sucht.

Wechselnde Bilder entlang der Seepromenade in Zug: Ein Projekt, das noch Unterstützung sucht.

(Bild: zvg.)

Minergiekunst

Energieverbrauch und Lichtverschmutzung will Seiverth durch die Nutzung von E-Ink-Monitoren minimieren. Diese Technologie verbraucht nur Strom, wenn das Bild gewechselt wird. Ein einmal eingestelltes Exponat kann danach monatelang ohne Stromverbrauch ausgestellt werden. Sollten alle diese Vorzüge noch nicht überzeugt haben, spielt Seiverth noch sein letztes Ass im Ärmel: Wenn man nämlich die 400 Meter Länge der Galerie berücksichtigt – zack! – wird’s die längste Galerie der Welt. Und das lässt auch die Besucherzahlen steigen.

«Ich verfüge über keine grosse Onlinecommunity», erzählt Seiverth im Gespräch. «Ich bin aus Prinzip nicht bei Facebook, sondern habe nur echte und null virtuelle Freunde. Deshalb hoffe ich, dass meine Idee für sich spricht und die Menschen begeistert, ohne dass ich sie darum bitte, für mich zu voten», erzählt Seiverth. Damit geht er einen steinigen Weg im virtuellen Kampf um Aufmerksamkeit: Erst 11 Personen haben für seine Idee abgestimmt.

Insgesamt soll die Hightech-Galerie 150’000 Franken kosten. Einmal angelaufen, stehen dann noch monatlich 5’000 Franken für die Pflege der Internetplattform an. Neben der ZKB hofft Seiverth auf Gelder von der Stadt Zug sowie aus Crowdfunding. Diese Finanzierungswege sind aber erst angedacht. «Die weiteren Schritte gehen wir an, wenn die Idee auf Zustimmung trifft.» Schritt für Schritt also. Vielleicht genau wie dereinst die Galeriebesucher am Zuger Seeufer.

«Für aussergewöhnliche Ausgaben müssen wir kreativ sein.»
Stefan Koch, Kinder- und Jugendtheater

Die alte Bar muss raus

Ganz vorne dabei im Onlinevoting ist das Kinder- und Jugendtheater, das eine neue Theaterbar bauen will. Die alte Bar verfügt über kein fliessend Wasser und habe ganz einfach ausgedient. Die vor zwanzig Jahren übernommenen Bodendielen knarren fürchterlich und das ebenso alte Mobiliar lechzt schon lange nach Dienstquittierung und Sperrmüll. «Die öffentliche Hand spricht für Mobiliar keine Gelder», erklärt Stefan Koch, Projektleiter des Kinder- und Jugendtheaters die Notlage. «Wir finanzieren uns zwar generell zu zwei Dritteln selber, aber für solch aussergewöhnliche Ausgaben müssen wir kreativ sein.»

Mit den momentan 551 Stimmen im Onlinevoting könnte das für das Kinder- und Jugendtheater bald klappen. Auch wenn es in diesen Stunden vom Projekt «Freestyle Halle für den Kanton Zug» auf Platz zwei gedrängt wurde.

Das Kinder- und Jugendtheater sucht Geld für eine neue Bar.

Das Kinder- und Jugendtheater sucht Geld für eine neue Bar.

(Bild: zvg.)

Eine Freestyle-Halle für Zug

Der Traum der jungen Skater und Parcour-Athleten rund um den 24-jährigen Marut Kiatprasert scheint wie ein Lauffeuer durch die Zuger Jugend zu gehen. «Das Echo, das unser Projekt bisher erhalten hat, ist überwältigend», staunt Kiatprasert über die Eigendynamik, die sein Projekt entwickelt hat. In den ersten fünf Stunden nach der Anmeldung am Wettbewerb hat die Community das Projekt bereits auf den ersten Platz gevotet. Und da wird es wohl auch bleiben. 1576 Stimmen schwer sitzt der ungleiche Koloss über 1000 Stimmen vor dem zweitplatzierten Kinder- und Jugendtheater.

So ist die Freestyle-Halle für Zug geplant.

So ist die Freestyle-Halle für Zug geplant.

(Bild: zvg.)

Auch das Budget der Skate-Halle kommt nicht gerade kleinlich daher: 446’100 Franken wollen die Freestyler in ihr neues Baby investieren. Unter dem Dach des Langhauses der alten Papieri in Cham soll die erste Indoor-Skate-Halle seit der Hypnotic-Halle in Baar entstehen. Ins Leben gerufen wurde die Idee 2015 vom Jugendarbeiter Jonathan Casu, als es eines Nachmittags zu regnen begann und die Skater den Innenraum des Jugis nutzen wollten. «Okay, das können wir machen», meinte Casu damals, «aber auf Dauer ist das keine Lösung.»

Auch Events sollen Platz finden

Als er sich im Kanton erkundet, ob noch andere ein Interesse an einem überdachten Skatepark hätten, sprachen sich 80 Jugendliche für ein solches Projekt aus. Und der damals noch kleine Kiesel kommt ins Rollen. Neben dem Skatepark soll auch ein Angebot für Parcours-Runner so wie ein kleines Café entstehen. Darüber hinaus sollen die Räume für Events wie Workshops von Künstlern, Philosophie-Stunden oder Flohmärkte offen stehen.

Neben dem Preisgeld der ZKB sollen noch der Kanton, die Gemeinden, so wie private Unternehmen um Unterstützung gebeten werden. «Wir sind alle guten Mutes, dass wir die nötige Unterstützung finden werden. Über die verschiedenen Jugendarbeiten der Gemeinden sind wir hervorragend vernetzt und die Gemeinde Baar hat uns bereits Hilfe zugesichert.»

Onlinevoting nur der erste Schritt

Doch zur Verwirklichung ist das Voting bloss der erste Schritt. Die besten zwanzig Projekte aus dem Onlinevoting müssen erst noch bei der siebenköpfigen Jury Anklang finden. Hier sind Zuger Vertreter von Politik, Wirtschaft, Medien, Religion, Tourismus, Sport und natürlich der ZKB engagiert. Für eine Einschätzung der bisher aufgeschalteten Projekte sei es aber noch zu früh, antwortet etwa Peter Niederberger von der Jury auf unsere Anfrage.

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