Chatbots, Tattoo-Entfernung und Bitcoin-Computer

Diese neuen Unternehmen sehen in Zug eine rosige Zukunft

Ravina Mutha (links) und Pranay Jain entwerfen mit ihrem Unternehmen Chatbots – etwa für Versicherungen.

(Bild: lob)

Nach Zug ziehen jedes Jahr Tausende von neuen Firmen – nicht nur wegen den tiefen Steuern. Am Netzwerk-Event der Zuger Volkswirtschaftsdirektion sagten Unternehmer aus dem Crypto Valley und andern Branchen, was die Magie des Standorts ausmacht.

Die Zuger Wirtschaft wächst wie schon lange nicht mehr: Knapp 2300 neue Firmen wurden 2017 eingetragen – so viele waren es seit 2008 nicht mehr. Fast 32’000 Unternehmen sind es insgesamt, auf 124’000 Einwohner kommen 109’000 Arbeitsplätze. Zu verdanken ist dies einerseits sicherlich dem Wachstum in der Crypto-Branche, andererseits auch dem «grossen Engagement gegenüber dem Finanzplatz», wie Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel betonte.

Rundum zufrieden

Der Kanton Zug und die Kontaktstelle Wirtschaft luden auch dieses Jahr diejenigen Neuunternehmer zur Begrüssung ein, welche im letzten Jahr ein Unternehmen gegründet haben. Von den rund 2300 neuen Firmen waren etwa 200 Vertreter anwesend und der Konferenzsaal der Gastgeberin Thomson Reuters in Baar gut gefüllt. Fast zu gut – in Erwartung des Network-Apéros lauschten einige auch stehend den Ausführungen der Wirtschaftsvertreter.

Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel eröffnet die Vorträge.

Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel eröffnet die Vorträge.

(Bild: lob)

Wie erwähnt blickt der Finanzplatz Zug auf ein positives Jahr zurück – dementsprechend gut war auch die Stimmung der Referenten. Ausführlich wurden die Vorteile betont, die Meilensteine aufgezählt – und immer wieder auf die Internationalität verwiesen. «Muss ich Zug in zwei Worten beschreiben, ist das global village oder Olympic village», sagte Matthias Michel. Wer am Standort Zug noch Zweifel hatte, bekam eine astreine Werbeveranstaltung präsentiert.

«Paradies» Zug

Unter den Rednern war auch Matthias Ruch, der mit den Lakeside-Partners die internationale Cryptoszene nach Zug holen will – bisher mit Erfolg (zentralplus berichtete). «Paradise» gar würde Zug von interessierten Unternehmen genannt, sagte er. Der Mix aus Stabilität, entgegenkommenden Behörden und dem internationalen Umfeld wirke sehr überzeugend.

Jan Mirek lebt seit 3 Jahren in Zug – im letzten Jahr hat er sich mit seiner Firma für mechanisches Design selbstständig gemacht.

Jan Mirek lebt seit 3 Jahren in Zug – im letzten Jahr hat er sich mit seiner Firma für mechanisches Design selbstständig gemacht.

(Bild: lob)

Besonders auch bei Firmen aus dem asiatischen Raum. Beispiel gefällig? Mit der chinesischen Bitmain zog der grösste Hersteller von Bitcoin-Spezialcomputern ins «Crypto Valley» (zentralplus berichtete).

Breite Palette an neuen Unternehmen

Für die Sprecher ist klar, wieso Zug so beliebt ist. Wie aber sehen die rund 200 anwesenden Neuunternehmerinnen das?

Unter den geladenen Gästen finden sich beileibe nicht nur Crypto-Enthusiasten. Auch Dienstleistungsunternehmen für Personalmanagement und Webdesign, Bauunternehmen, Personal Trainer und ein Studio für Tattooentfernung – die Palette ist breit. «Die machen das schon gut hier», ist beim Verlassen des Konferenzraumes aus mehreren Ecken zu hören.

Die eigene Firma in Zug anzusiedeln hat manchmal aber ganz pragmatische Gründe: «Ich wohne hier und habe mich im letzten Jahr selbstständig gemacht», sagt Eduard Schellenberg, der Beratungen im Bereich Unternehmensstrategie und Personalwesen anbietet. Sein Gegenüber, Roberto Dell’Acqua, hat mit seinem Schwyzer Unternehmen nach Zug expandiert, um im Nachbarkanton präsenter zu sein.

Während des Apéros tauschten sich die Anwesenden fleissig aus.

Während des Apéros tauschten sich die Anwesenden fleissig aus.

(Bild: lob)

Hilfsbereitschaft und günstige Steuern

Wer von weiter her kommt, dem hat es scheinbar die Unkompliziertheit der Behörden angetan. «Ich habe in Polen studiert, eine Ausbildung in London gemacht und mir zwischenzeitlich auch überlegt, mich dort selbstständig zu machen«, erklärt Jan Mirek. Der 33-jährige Pole lebt seit drei Jahren in Zug, seit dem letzten Jahr ist er sein eigener Chef. Mit seinem Unternehmen MDSolutions bietet der studierte Ingenieur mechanische Designs an. «Aber die Leute und auch die Behörden hier sind sehr viel hilfsbereiter. Ausserdem fühle ich mich in Zug wohl», erklärt Mirek. Und fügt schmunzelnd an: «Die Steuersätze sind natürlich auch nicht schlecht.»

Blick in den Saal – über 200 Vertreter neugegründeter Unternehmen in Zug waren anwesend.

Blick in den Saal – über 200 Vertreter neugegründeter Unternehmen in Zug waren anwesend.

(Bild: lob)

Ähnlich sehen das auch Ravina Mutha und Pranay Jain. Beide leben in Zürich und sind vor 9 Monaten mit ihrer Firma in Zug gestartet. Für zum Beispiel Versicherungen entwickeln sie mit Enterprise Bots sogenannte «Chatbots», welche einfache Kundenanfragen und Adressänderungen automatisieren sollen.

Wir wollen wissen, ob sie auch andere Finanzplätze in Betracht gezogen hätten. «Das haben wir», sagt Jain. «Aber die Behörden waren sehr freundlich und umkompliziert, als wir uns hier nach Möglichkeiten erkundigt haben, hier unser Unternehmen anzusiedeln.» Neben dem angenehmen Nebeneffekt der tiefen Steuern überzeuge auch das Umfeld: «Mit den ganzen Unternehmen aus dem Crypto-Bereich herrscht hier auch eine innovative Stimmung.»

 

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