Luzerner Startup-Küche trotzt der Coronakrise

Die Mittagsmenüs von der Velo-Theke stehen in Luzern hoch im Kurs

Mit umgebauten Fahrrädern versorgt das Team hungrige Gäste an verschiedenen Standorten in Luzern. (Bild: zvg / Facebook)

Während viele Gastrobetriebe unter der Coronakrise um ihre Existenz kämpfen, hat ein Startup-Unternehmen in Luzern ein kleines Wunder vollbracht. Mit Bio-Menüs, frischen Säften und Velos für den Lieferservice haben Armin Häfliger und sein Team einen Dienst geschaffen, der monatlich an Bedeutung gewinnt.

Die Küche von «MeinRad» an der Voltastrasse ist effizient eingerichtet: eine grosse Saftpresse, Gemüseschäl- und Schneidemaschine, Kippkocher. Von hier aus versorgen Geschäftsführer Armin Häfliger und sein Team von «MeinRad» hungrige Mäuler in Form eines Take-Away-Betriebs. So weit, so gewohnt.

In Häfligers Diensten stehen aber auch mobile Verteilstationen in Form von Cargo-Fahrrädern. Mit diesen radelt das Team von der Zentrale aus an weitere Standorte in Luzern und vertreibt die Menüs und Säfte vor Ort, unter anderem beim Vögeligärtli, dem Mattenhof und an der Luzernerstrasse in Kriens.

Dienst ist gefragt

Im Angebot finden sich ein jeweils frisch zubereitetes veganes Mittagsmenü und verschiedene Frucht- und Gemüsesäfte. Aktuell ist gemäss Geschäftsführer Armin Häfliger der Ingwer-Kurkuma-Shot heiss begehrt. Die Kundschaft sei bunt gemischt. Von Studenten bis Bauarbeiterinnen sei alles vertreten. «Unser ältester Stammkunde ist über 90 Jahre alt und holt ein- bis zweimal wöchentlich seine zwei Säfte ab», sagt Häfliger auf Anfrage.

Nebst den mobilen Velo-Ständen beliefert «MeinRad» über den Mittag auch Firmen und Schulklassen in Luzern und der Agglomeration. Am Nachmittag auf Bestellung auch Privatpersonen. Zwar sei die Menge an verkauften Menüs tages- und wetterabhängig, aber mittlerweile sei man durchschnittlich stabil bei über 100 Menüs pro Tag.

Corona überwunden

«MeinRad» gibt es seit Herbst 2019 und kann seither ein stetiges Wachstum verzeichnen – von der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 einmal abgesehen. «Im vergangenen Frühling hatten wir wegen Corona kurzzeitig Einbussen von 40 bis 50 Prozent.» Vor allem der Wechsel der Bevölkerung ins Homeoffice habe man gemerkt. «Dafür kam eine andere Kundschaft, weil das restliche Gastro-Angebot eingeschränkt war.»

«Ich interessiere mich sehr für frische und gesunde Bioernährung. Und die war mir hier noch zu wenig präsent.»

Armin Häfliger, Geschäftsführer «MeinRad»

Aktuell herrscht eine ähnliche Situation, aber zwischenzeitlich hat man sich sowohl eine Stammkundschaft aufgebaut als auch in weitere Bereiche expandieren können.

Vom Bio-Gedanken geprägt

Dabei stand für Geschäftsführer Armin Häfliger (32) bei der Gründung nicht einmal der Gastro-Gedanke im Vordergrund. Der studierte Agrarwissenschaftler suchte nach einer Möglichkeit, preiswert und unkompliziert frisches Bioessen für eine breite Masse verfügbar zu machen. «Ich habe mir schon vor Corona Gedanken dazu gemacht», sagt er.

«Da müssen wir Kompromisse eingehen, um günstig zu bleiben.»

«Ich interessiere mich sehr für frische und gesunde Bioernährung. Und die war mir hier noch zu wenig präsent.» Mit dem Dienst wolle man auch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, weil allgemein noch der Gedanke vorherrsche, gesundes Essen sei teuer. «Dass unsere Produkte vegan sind, ist zwar toll, aber eher ein positiver Nebeneffekt. Das hängen wir nicht an die grosse Glocke.»

Produkte vom Bauern

Häfliger und sein Team beziehen die Bio-Zutaten wenn immer möglich von lokalen Bauern. «Im Moment erhalten wir jeden Montag eine Lieferung vom Biohof Fluofeld in Oberarth, der uns mit Wintergemüse und Äpfeln versorgt.» Nicht regionale Produkte stammen von Biogrosshändlern. Und bei gewissen Produkten, so Häfliger, habe man sich vom Bio-Gedanken verabschieden müssen. Bei Kochwein beispielsweise. «Da müssen wir Kompromisse eingehen, um günstig zu bleiben.»

Insgesamt sechs Personen arbeiten zwischenzeitlich für «MeinRad», darunter der ehemalige Neubad-Chefkoch Patrick Schwehm, der nun hier den Kochlöffel schwingt und die Menüplanung vornimmt, während Häfliger für die Säfte und die Administration zuständig ist. Wie die Lage aussieht, kann es sein, dass Häfliger bald Verstärkung braucht. «100 Menüs kann ein Koch alleine stemmen. Ab 120 wird's schwierig», erklärt er. Teilweise hilft bereits heute schon ein zweites Paar Hände in der Küche aus.

Geschäftsführer Armin Häfliger ist für die Saft-Produktion verantwortlich. (Bild: Instagram / MeinRad)

Zukunftspläne sind vorhanden

Ein vorsichtiger Blick in die Kristallkugel offenbart ein paar von Häfligers Pläne für die Zukunft. Erstens wolle man den Webshop ausbauen, der bisher, «verglichen mit dem Mittagsgeschäft noch nicht so umsatzstark» sei und in einem zweiten Schritt die frischen Säfte direkt am Morgen an Firmen und Privatpersonen ausliefern. Langfristig möchte Häfliger aus «MeinRad» eine Plattform gestalten, über die frische Produkte direkt bezogen werden können.

Das sei aber noch ferne Zukunftsmusik. «Erst möchten wir ein stabiles Einkommen mit den Saftverkäufen und den Mittagessen generieren. Alles Weitere folgt dann von da aus.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Madeleine Grauer
    Madeleine Grauer, 23.02.2021, 08:20 Uhr

    Ihr habt ein Superangebot – sehr lecker!

    Ich kann mir vorstellen, dass bei der Kanti Alpenquai Bedarf wäre… Die Kids sind immer in der Stadt unterwegs und suchen nach Essmöglichkeiten…
    Vielleicht ein wenig promoten, damit die Kids das wissen? 😉
    Und einen Schülerpreis machen? Lieber ein wenig mehr Pasta (Kohlenhydrate…)

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