Malters: Stöckli investiert in neue Fabrik

«Diese Innovationskraft ist nur in der Schweiz möglich»

Spatenstisch in Malters mit Daniel Baumgartner, Leiter Produktion Ski (links), Marc Gläser, CEO, und Walter Reusser, Direktor Wintersport.

(Bild: gw)

Der Luzerner Skihersteller Stöckli baut in Malters für vier Millionen Franken eine neue Fabrik, inklusive elf neuer Schleifmaschinen. Warum CEO Marc Gläser glaubt, dass sich die Investition trotz zunehmend schneearmer Winter auszahlen wird.

Stöckli steht unter Druck: Alle Konkurrenten produzieren inzwischen im Ausland und sparen damit bei den Fertigungskosten. Nicht so das Schweizer Traditionsunternehmen mit 250 Mitarbeitern und 60 Millionen Umsatz: Es investiert insgesamt vier Millionen Franken am Produktionsstandort Malters.

Der Aus- und Neubau des Maschinenparks, für den der Spatenstich diesen Freitag erfolgte, soll bis Mitte März 2017 abgeschlossen sein. Damit erhöht sich die Produktionsfläche auf 2000 Quadratmeter. So bestehen auch neue Kapazitäten für die Skiproduktion. Weiter zügeln die 45 Mitarbeiter der Administration von Wolhusen nach Malters.

Zwei Millionen für elf neue Schleifmaschinen

Den Ausbau versteht Stöckli als Bekenntnis zum Standort Schweiz. Ausserdem wird der Platz am derzeitigen Produktionsstandort knapp, wie das Unternehmen in seiner Medienmitteilung schreibt. Zwei Millionen allein investiert das Unternehmen in elf neue Schleifmaschinen. Diese wurden von Montana eigens für Stöckli produziert. Die Geräte werden bei allen Skis eingesetzt, sowohl Profi- als auch Breitensportmodelle erhalten den Feinschliff in Zukunft von den gleichen Maschinen.

Walter Reusser, Direktor Wintersport, erklärt die Vorteile der neuen Schleifmaschinen: «Früher hat man die Ski noch auf einem Schneidband geschliffen.» Die Zeiten sind vorbei. Die neuen Geräte laufen nun vollautomatisch und schalten sich ohne Einwirken der Produktionsmitarbeiter ein und aus. «Die Leistung erhöht sich damit um das Doppelte, da der Prozess nun standardisiert ist.»

Die neue Schleifmaschine in Aktion.

Die neue Schleifmaschine in Aktion.

(Bild: gw)

Reduktion der Arbeitsschritte

Weiter erreiche man eine grössere Effizienz, indem die neuen Maschinen exakter und somit schonender schleifen. Dadurch reduzieren sich die Arbeitsschritte. Das sei auch notwendig: «Die bisherigen Geräte waren auf rund eine Jahresproduktion von 25’000 Paar Ski ausgerichtet, inzwischen produziert Stöckli aber rund 50’000. In Zukunft sind 55’000 möglich.»

«Jeder Ski erhält neu einen Kantenfinish, auf den gleichen Maschinen wie diejenige der Weltcup-Athleten.» Das werde individualisiert geschehen, jedes Modell erhalte je nach Zweck eine angepasste Schlussbehandlung. «Wenn ein Kunde einen Riesenslalom-Ski kaufen möchte, dann gehen wir davon aus, dass er eher schneller und sportlicher fährt. Die neuen Maschinen schleifen den Ski dementsprechend.»

Dem Druck der ausländischen Konkurrenz will Stöckli also mit einer Individualisierung und Qualität entgegenwirken. Stöckli-CEO Marc Gläser erläutert im Interview die Ausrichtung des Unternehmens für die Zukunft.

CEO Marc Gläser erklärt die neue Schleifmaschine.

CEO Marc Gläser erklärt die neue Schleifmaschine.

(Bild: gw)

zentralplus: Herr Gläser: Weshalb produzieren Sie noch immer in der Schweiz und nicht an möglicherweise günstigeren Standorten im Ausland?

Marc Gläser: Die Produktion ausserhalb der Schweiz steht nicht zur Diskussion. Wir glauben, dass die Präzision und Innovationskraft, wie wir sie verstehen, nur in der Schweiz möglich ist. Dafür arbeiten wir eng mit unseren Partnern an Universitäten und Hochschulen zusammen. Wir haben beispielsweise Projekte mit der EPFL in Lausanne, der ETH in Zürich, dem Lawinenforschungsinstitut Davos oder auch der Hochschule Luzern.

zentralplus: Sie sind als CEO angetreten und haben sich zum Ziel gesetzt, die Produktionskosten zu senken. Ist Ihnen das gelungen?

Gläser: Ja, es gelingt uns. Diese Investition in den Produktionsstandort Malters ist nur möglich, weil wir eine Kostensenkung erreichen konnten. Ein Ski legt derzeit während der Produktion zwei Kilometer zurück, mit der neuen Manufaktur reduziert sich dieser Weg auf 200 Meter. Damit bringen wir die Kosten nach unten.

zentralplus: Um wie viel können Sie die Kosten durch den neuen Prozess senken?

Gläser: Es ist eine substanzielle Reduktion, ansonsten würden wir diese Investition nicht tätigen. Wir werden die Kosten in den nächsten zehn Jahren amortisieren.

«Es gibt auch in der Schweiz immer mehr Leute, die grossen Wert darauf legen, wie und wo etwas produziert wird.»

zentralplus: Sie tätigen eine grosse Investition für ein Unternehmen mit 60 Million Franken Jahresumsatz. Hat sich die Besitzerfamilie Kaufmann an der Investition beteiligt oder wurde alles aus Eigenmitteln finanziert?

Gläser: Diese Investition ist sicher auch möglich dank der Familie Kaufmann. Ins Detail möchte ich hier nicht gehen. Aber die Unterstützung durch die Familie Kaufmann ist wichtig. Die Besitzerfamilie erlaubt uns, die erwirtschafteten Mittel auch wieder ins Unternehmen zu investieren.

zentralplus: Ist es für den Kunden relevant, ob sein Ski teuer in der Schweiz produziert wird oder im Ausland?

Gläser: Es gibt auch in der Schweiz immer mehr Leute, die grossen Wert darauf legen, wie und wo etwas produziert wird. Dieser Trend ist messbar. Swissness hat im In- und Ausland einen immer wichtigeren Wert. Swissness alleine legitimiert unsere Preise natürlich noch nicht. Das Wichtigste für unsere Konsumenten ist, dass wir ein Spitzenprodukt anbieten. Ich glaube aber, unsere Swissness ist sicher ein Grund für unseren Erfolg.

«Wir stellen uns auf diesen schrumpfenden Markt ein.»

zentralplus: Ist es nicht ein grosses Risiko, sich auf die Skiproduktion zu konzentrieren, wenn es gleichzeitig immer weniger Schnee hat in den Schweizer Alpen?

Gläser: Wenn wir uns nur auf den Schweizer Markt konzentrieren würden, wäre das tatsächlich ein grosses Risiko. Aber wir verfolgen insbesondere eine Wachstumsstrategie im Ausland. In zehn bis fünfzehn Ländern haben wir das Potenzial, unseren Marktanteil auszubauen. Das addiert sich auf rund 10’000 zusätzliche Paar Ski. Diese Zahl entspricht unserem Wachstumsziel für die nächsten Jahre.

zentralplus: Der Klimawandel ist ein globales Phänomen. Macht Ihnen das keine Angst?

Gläser: Es macht uns keine Angst, aber wir beobachten die Entwicklung. Viele unserer Kunden sind gute Skifahrer und auch ausserhalb der Saison viel unterwegs. Skifahren könnte möglicherweise als Breitensport an Bedeutung abnehmen, dafür gibt es aber noch andere Gründe als den Klimawandel. Wir stellen uns auf diesen schrumpfenden Markt ein. Ich glaube aber, dass wir uns auch in Zukunft behaupten können.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon