Zu Besuch am Foodfestival «Streat» in Luzern

Diese Gerichte dribbeln jede Stadion-Bratwurst aus

Philipp Nussbaumer verhilft dem Schweizer Fisch zu einem Comeback.

(Bild: jal)

Während in Russland Männer aus aller Welt einem Ball nachrennen, kredenzen in Luzern Männer und Frauen Gerichte aus aller Welt. Das Foodfestival «Streat» an der Lindenstrasse ist in die fünfte Runde gestartet. zentralplus weiss, was dieses Jahr bei den «Fans» ankommt und jede Stadion-Bratwurst an die Wand spielt.

Zum fünften Mal geht dieses Wochenende das Foodfestival «Streat» in Luzern über die Bühne. Vom veganen Sushi über mit Speck gespickte Bratwurst bis hin zu vietnamesischen Sommerrollen: Die Lindenstrasse verwandelt sich erneut in einen Schauplatz der kulinarischen Weltmeisterschaft. zentralplus hat am Freitagabend eine erste Runde durch die Foodarena an der Lindenstrasse gedreht und die Trends dieses Jahres erspäht.

Gleich vis-à-vis vom Container 13 wartet ein erster Hingucker: Eine quietschend rotierende Eisenkonstruktion, die Flammen wirft. Immer wieder stoppen Besucher auf ihrem Schlendergang durch die Lindenstrasse vor dem Gefährt und blicken fragend hinein. «Das ist eine Specktrommel», erklärt Christian Werder vom Restaurant Rossstall in Emmen. 

Ursprünglich aus dem Waadtland stammend, werden damit normalerweise Marroni gewärmt. Die Luzerner haben das historisch anmutende Ding umfunktioniert, so dass nun Speck darin brutzelt. Dieser kommt dann zusammen mit Röstzwiebeln, Grünzeug und Sauce in ein Brötchen – so einfach, so gut.

Die Specktrommel weckt Interesse.

Die Specktrommel weckt Interesse.

(Bild: jal)

Etwas weiter treffen wir auf Chris Oswald und seine Mitarbeiterin Silvia, die das erste Mal an der Lindenstrasse dabei sind. Doch das heisst nicht, dass sie deswegen im Abseits stehen. Vielmehr sind sie mittendrin im Geschehen. «Wir betreiben seit Ende März ein spanisches Restaurant an der Luzerner Bleicherstrasse und wollen unsere Produkte hier präsentieren», sagt Oswald. 

Seine Spezialitäten sind sogenannte «Pintxos». «Einfach gesagt handelt es sich dabei um eine Art spanische Bruschetti.» Die spezielle Schreibweise deute auf die baskische Herkunft der belegten Brötchen hin. Sein Koch, der im Restaurant die Kochlöffel schwingt, während Oswald an der Lindenstrasse seine Aufwartung macht, stammt aus Galicien im Nordwesten Spaniens.

Chris Oswald und seine Mitarbeiterein Silvia gehen für Spanien ins Spiel.

Chris Oswald und seine Mitarbeiterin Silvia gehen für Spanien ins Spiel.

(Bild: bic)

Noch nie dabei war bisher auch das Tropenhaus Wolhusen. Am Streat bereiten Chefkoch Steffen Holst und sein Junior Souschef Andreas Halter ein balinesisches Menü zu. «Wir mischen die tropischen Früchte aus unserem Treibhaus mit Fleisch aus der Schweiz», beschreibt Holst das Angebot. Das Fleisch kommt von einem gefüllten Spanferkel auf offenem Feuer. Dazu gibt es eine eigens kredenzte süsse Chilisauce.

Altes neu aufgetischt

Zu den Stammspielern an der Lindenstrasse gehört Kevin Odermatt. In seinem roten Wagen, «Röbeli» genannt, gibt es etwas, das man seit Kindesbeinen zu kennen scheint: Hotdog. Die Wurst im Brot erlebt zurzeit ein Revival. «Was wir in der Schweiz als Hotdog kennen, ist ein Wienerli im Weissbrot, von dem am Ende ein Stück Brot voller Ketchup und eine Sauerei auf dem Shirt bleibt», sagt Kevin Odermatt lachend. Solchem Essen zeigt er die rote Karte. Er packt Sauerkraut, Kohlensenf und eine Bratwurst in sein mit Cornflakes bestücktes Brot.

Den Hotdog gibt es auch in einer vegetarischen Variante. «Eine vegetarische Wurst herzustellen, die schmeckt, war sehr schwierig. Doch nach langem Experimentieren landeten wir bei einer Hirsewurst», sagt er. Und spielt uns gleich noch einen Steilpass und verweist auf seinen Kollegen am Stand nebenan.

Hotdog, garantiert ohne Ketchup-Fiasko.

Hotdog, garantiert ohne Ketchup-Fiasko.

(Bild: jal)

Dort blicken wir zuerst etwas irritiert auf das Schild: Fischknusperli. Das entpuppt sich allerdings als weit spannender als es auf den ersten Blick scheinen mag. «Im Volksmund ist das minderwertiger Fisch, den niemand essen will», sagt Philipp Nussbaumer und weist auf sein Produkt. Dabei handelt es sich ausschliesslich um Schweizer Fisch, Rotauge, um genau zu sein, den ein befreundeter Berufsfischer für ihn aus dem Zürichsee holt und den es nirgends zu kaufen gibt. Denn inzwischen fehle der Markt – für etwas, das vor 100 Jahren noch auf dem Speiseplan der Schweizer gestanden habe.

«Die Leute wollen heute Egli, Felchen, Zander oder Forelle essen und das möglichst ohne Gräte», sagt der Koch des Restaurants Gartenhaus an der Lindenstrasse. Dass dabei mehr Fischmehl verfuttert wird als am Ende Speisefisch auf dem Teller landet, findet er fragwürdig. Sein Antrieb war daher: «Zu zeigen, dass auch aus dem vermeintlich minderwertigen Fisch etwas Leckeres entstehen kann.»

zentralplus ist Medienpartner des Streat.

Mehr Eindrücke vom «Streat» finden Sie in der Bildergalerie:

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 24.06.2018, 21:47 Uhr

    Das Streat war sehr enttäuschend. Zum einen stimmte das Preis-Leistungsverhältnis bei keinem der Stände, dazu kam noch das unnötige Public Viewing. Wer Fussball gucken will besucht ein solches Etablissement, wer sich kulinarisch verwöhnen lassen will lieber nicht. Dieses Jahr wars wirklich ein Schuss in den Ofen.

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