Der exquisite Klub der Zuger Bauleute

Die Zunft, die kaum einer kennt: Wo sich die Zuger Elite trifft

Die Namen der Zunft-Mitglieder sind bekannt in Zug.

(Bild: lih)

Drei- bis viermal jährlich trifft sich die Zuger Elite über den Dächern der Kolinstadt und debattiert bei Speis und Trank über Geschäft und Politik. Die Zunft der Bauleute gilt als exquisiter Klub mit Top-Verbindungen. Wir gingen der Frage nach, wie man reinkommt – und warum die Mitgliedschaft laut einem Experten alles Andere als verwerflich ist.

Im Hotel Guggital in Zug hängt eine Tafel im grossen Saal, die nach einem «Who is Who» von Zug aussieht. Ist sie aber nicht: Die rund 80 Namenstäfelchen mit Familienwappen sind nicht beliebig. Das sind die ehemaligen und aktiven Mitglieder der Bauleute-Zunft von Zug.

Die Zunft setzt sich aus 75 Baulöwen, Architekten, Politikern, Verwaltungsangestellten und Vertretern der verschiedensten Interessengruppen zusammen. Sie treffen sich monatlich zum Zunft-Stamm und ein paar Mal im Jahr zusätzlich zum sogenannten Vor- und Hauptbott. Dabei wird geredet, gegessen und getrunken. Doch die Zunft ist kein beliebiger Bowling-Verein. Zunft-Mitglied werden ist nicht ganz so einfach. Der Baarer Vize-Gemeindepräsident Paul Langenegger hat es geschafft und erzählt, wie er Mitglied wurde.

Bekanntheit als Voraussetzung

Paul Langenegger ist seit zwölf Jahren in der Bauleute-Zunft. «Für mich ist es eine riesige Ehre, dass ich dabei sein darf», sagt Langenegger. «Ein wenig bekannt muss man schon sein, um da vorgeschlagen zu werden», meint der Baarer Bauchef. Bei ihm war dieser Bekanntheitsgrad offensichtlich erreicht, als er Standesweibel des Kantons wurde.

Wie genau man Mitglied in der Bauleute-Zunft wird, erklärt Zunftmeister Daniel Schwerzmann. «Man kann sich nicht selber bewerben, man braucht drei ehrsame Meister, die ein Neumitglied vorschlagen.» Und von den ehrsamen Meistern der Bauleute-Zunft wird eben nicht Hinz und Kunz vorgeschlagen.

Am Eingang des Guggital prangt die Tafel der exquisiten Zuger Zunft.

Am Eingang des Guggital prangt die Tafel der exquisiten Zuger Zunft.

(Bild: lih)

«Eine gute berufliche Position»

«Man muss mit Zug verwurzelt sein und die überlieferten Traditionen der Ehrsamen Zunft der Bauleute der Stadt Zug leben. Ein Neumitglied muss einen guten Leumund haben und sollte in irgendeiner Art und Weise mit Bauen zu tun haben», zählt Zunftmeister Daniel Schwerzmann auf.

Wobei die Kriterien wohl nicht immer ganz so streng beachtet werden. Damit auch Gynäkologen, TCS-Vertreter und PR-Leute Zugang zur Zunft erhalten, werden zwei der drei Kriterien offensichtlich eher flexibel gehalten. «Steht er gesellschaftlich oder beruflich in einer guter Position, so kann das von Vorteil sein», sagt Daniel Schwerzmann weiter. Konkret heisst das: Zwei Göttis im Klub, eine gute Position im Job und «was zu sagen haben» bei den Leuten: Das sind die Kriterien, die für die eindrucksvolle Liste der Zunftmitglieder sorgen.

Implenia, Hodel und der, der die Baugesuche bewilligt

Neben diversen Zuger Architekturbüros sind auch Mitglieder von Implenia, Hodel, Landisbau und Risi dabei. Einige davon sind durch die regionalen Abteilungschefs vertreten, bei Landisbau und Hodel sind es gleich die Verwaltungsrats-Präsidenten selbst. Auch die V-Zug hat mit ihrem Kommunikations-Verantwortlichen einen Fuss in der Zunft. Genauso wie die TCS-Sektion Zug, welche auf die guten Kontakte der Zunft über ihren PR-Redaktor zurückgreifen kann. 

Zu den prominenten Mitgliedern zählt der Zuger SVP-Finanzdirektor Heinz Tännler, CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister, der Zuger Regierungsrat Martin Pfister von der CVP, CVP-Kantonsrat Heini Schmid und der Zuger CVP-Parteipräsident Pirmin Frei. Sogar der Zuger Alt-Bundesrat Hans Hürlimann war bis zu seinem Tod Mitglied der Zunft. 

Aber auch viele leitende Beamte treffen sich an den Zunftanlässen mit ihren Brüdern: Der Zuger Landschreiber Tobias Moser, der Stadtingenieur Jascha Hager und der Präsident der Stadtbildkommission Alphons Wiederkehr.

Vereine gehören zum Schweizer Miliz-System

Zunftwesen schön und gut. Doch ist es nicht problematisch, wenn sich Politiker, Wirtschaftsführer und Verwaltungsangestellte regelmässig im selben Verein treffen? Im Gegenteil, findet Jürg Krummenacher, Leiter des Kompetenz-Centers der Luzerner Hochschule für Nonprofit-Management: «Ich muss vorausschicken, dass ich die Bauleute-Zunft nicht kenne. Es gehört aber zum Schweizer Miliz-System, dass Politiker auch in Vereinen und ihren Organen Einsitz nehmen.»

Jedoch hat das auch Grenzen, wenn spezielle Interessen vertreten werden. «Bei höheren Verwaltungsangestellten müssen die Vorgesetzten in vielen Kantonen und Gemeinden informiert werden oder sogar ihre Zustimmung geben, wenn jemand ein Amt in einem Verein übernimmt», meint Krummenacher. «Ich würde erwarten, dass dies auch für die Mitgliedschaft in einem Verein gilt, wenn dies zu Interessenkonflikten führen kann.»

Mit der Bemerkung «privat» wollen sich viele Mitglieder nicht dazu äussern, warum sie in dieser Zunft sind. Regierungsrat Martin Pfister erzählt trotzdem noch, wieso er gerne in der Zunft der Bauleute ist. Es sei wie bei anderen Vereinen: «In der Zunft hat es interessante Leute, die man treffen kann. Man diskutiert über viele spannende Themen.»

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