Zug im Standort-Ranking erstmals «nur» auf Rang 2

Die Wirtschaft brummt – doch ein Trumpf schwindet

Die Zentralschweiz wächst. Insbesondere die Region rund um Sursee und im Seetal. Vom Stanserhorn hat man einen schönen Blick auf die Region. (Bild: les)

Die Kantone Zug und Luzern bleiben für die Wirtschaft attraktiv. So werden pro Einwohner nirgends so viele Startups gegründet wie in Zug. Zudem sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung massiv angestiegen. Doch der Vorsprung auf die anderen Kantone schmilzt.

Die Credit Suisse nimmt jedes Jahr die Standortqualität der Schweizer Kantone unter die Lupe. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Kanton Zug erstmals seit der Durchführung dieser Erhebungen den Spitzenplatz verloren hat. Im schweizweiten Vergleich liegt neu Basel-Stadt auf dem Spitzenplatz.

An diesem Dienstag haben die Ökonomen der Grossbank nun die detaillierten Resultate für die Zentralschweizer Kantone präsentiert. Ein grosser Pluspunkt ist die zentrale Lage. Die Nähe zum Grossraum Zürich sowie zur Natur und zu idyllischen Landschaften sorgt für eine hohe Lebensqualität, so die Studienautoren. Aus wirtschaftlicher Sicht punktet die Region mit einer tiefen Steuerbelastung, einem soliden Fachkräftereservoir und vielerorts guten Verkehrsverbindungen.

Die «attraktiven Steuern», allen voran die tiefen Firmensteuern, sind ein Trumpf im Standortwettbewerb. Und sie sind vor allem auch ein politisch heisses Eisen. Besonders linken Kräften sind tiefe Firmensteuern ein Dorn im Auge. In Luzern versuchte die Luzerner SP etwa, die Firmensteuern um 50 Prozent zu erhöhen – das Volk lehnte das Ansinnen im Herbst 2016 aber ab.

STAF wirbelt Steuerwettbewerb durcheinander

Nichtsdestotrotz kommt Bewegung in die Sache. Dies liegt aber weniger an den Zentralschweizer Kantonen, sondern vielmehr am Rest der Schweiz. Mit der erfolgreichen Steuervorlage des Bundes wurden im Mai 2019 die privilegierte Besteuerung von Statusgesellschaften in der Schweiz abgeschafft.

Um darauf zu reagieren, planen viele Kantone eine Senkung der Firmensteuern. «Dadurch rückt das Feld bei der Unternehmensbesteuerung näher zusammen und der Trumpf der Zentralschweizer Kantone schwindet», so Studienautorin Sara Carnazzi Weber.

Zug holt Spitzenplatz zurück

Wie oben erwähnt hat der Kanton Zug im nationalen Vergleich seinen Spitzenplatz an Basel-Stadt verloren. Doch grämen muss man sich deswegen nicht. Bereits im nächsten Jahr sollte Zug wieder den Spitzenplatz zurückerobern. Für eine mittelfristige Prognose bis 2025 geht man jedoch davon aus, dass die Zentralschweizer Kantone an Boden einbüssen werden.

Studienautorin Sara Carnazzi Weber stellt die Resultate vor. (Bild: les)

Trotz Eurokrise und Frankenschock erwies sich die Wirtschaftsstruktur der Zentralschweiz zuletzt als robust. Zwischen 2012 und 2017 wurden fast 26'000 neue Jobs geschaffen. Nur der Genferseeraum ist eine ähnlich dynamische Region. In absoluten Zahlen sind die meisten Stellen im Kanton Luzern entstanden (+11’500, +6,5 Prozent), prozentual war das Wachstum mit knapp 10 Prozent im Kanton Zug am stärksten.

Zug mit höchster Startup-Dichte

Die Zentralschweiz beherbergt eine innovative Unternehmenslandschaft. Neben den etablierten Hightech-Branchen wird zunehmend auch eine rege Gründungstätigkeit und die Ansiedlung von Startups beobachtet. Obwohl der Kanton Zürich absolut gesehen obenauf schwingt, ist der Kanton Zug gemessen an der Einwohnerzahl derjenige Kanton mit der höchsten Startup-Dichte.

Auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind ein Indiz für die Innovationskraft. 2017 wurden 1,4 Milliarden Franken in Forschungsaktivitäten investiert, die in den Unternehmen selbst stattfinden. In keiner anderen Region wachsen die Ausgaben derart stark.

«Insbesondere in den Städten Zug und Luzern sowie in steuergünstigen Seegemeinden kann sich manch mittelständische Familie zumeist kein Wohneigentum mehr leisten.»

Sara Carnazzi Weber

Die Studie untersuchte auch das Bevölkerungswachstum in den Regionen. Hier spielt besonders die internationale Zuwanderung eine Rolle. Die meisten Zuwanderer weisen ein höheres Bildungsniveau auf als die ansässige Wohnbevölkerung.

Innerhalb der Kantone verzeichneten die Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte das stärkste Bevölkerungswachstum. Der Grund hierfür ist gemäss den Credit-Suisse-Ökonomen, dass Menschen in diesen Gemeinden im Vergleich zu städtischen Gemeinden etwas Geld für das Wohnen einsparen können, ohne gleichzeitig ganz auf ein gewisses Kultur- und Freizeitangebot verzichten zu müssen. «Ein notwendiger Kompromiss, da sich insbesondere in den Städten Zug und Luzern sowie in steuergünstigen Seegemeinden manch mittelständische Familie zumeist kein Wohneigentum mehr leisten kann», so Carnazzi Weber.

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