Diese Schwünge müssen Schwingfans kennen

Die Videoanalyse: Hüfter, Kurz und Wyberhaken

Pirmin Reichmuth (oben, gegen Benji von Ah) gewann den Brünig-Schwinget 2019. (Bild: (Bild: Schlussgang.ch/Barbara Loosli))

Ob «Kurz», «Gammen» oder «Wyberhaken», sie alle sind gängige Schwünge, mit denen regelmässig Schwinger auf den Rücken gelegt werden. Erfahre etwas über neun gängige Schwünge, wie man richtig Griff fasst und bei welchem Schwung das gar nicht nötig ist.

Kürzlich hat zentralplus dem Schwing-Laien das Wichtigste zum Thema Schwingen beigebracht, damit jeder am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) mit von der Partie sein kann. Nun widmen wir uns den gängigsten Schwüngen. Damit auch du weisst, mit welchem Schwung dein Lieblingsschwinger nun gewonnen hat.

Um den Gegner zu bezwingen, gibt es im Schwingsport verschiedene Griffe oder Schwünge. Insgesamt gibt es über 300 verschiedene Varianten oder Kombinationen. Neun der wichtigsten und am meisten angewendeten Schwünge und Griffe bekommst du hier erklärt.

Griff fassen

Damit du dir die Schwünge besser vorstellen kannst, muss zunächst die Ausgangslage für jeden Schwung klar sein. Zu Beginn des Kampfes wird «Griff gefasst». Das bedeutet, die rechte Hand beider Schwinger fasst im hinteren Einschnitt der Schwingerhose am Gurt. Die linke Hand fasst am rechten hochgekrempelten «Gestöss» des Gegners.

Ein Gang gilt als entschieden, wenn ein Schwinger mit dem Rücken ganz oder bis Mitte beider Schulterblätter (vom Kopf oder Gesäss, von linker oder rechter Seite her) gleichzeitig den Boden berührt. Ausserdem muss der Sieger mindestens mit einer Hand immer noch Griff fassen. Eine Ausnahme bildet dahingehend der Schwung «Bodenlätz» (siehe 9.)

1. Kurz

Kein Schwung wird häufiger angewendet als der «Kurz». Von den Standschwüngen ist es in der Regel der erste, der einem Neueinsteiger beigebracht wird. Die gängigste Variante ist eine Täuschung mittels einer Körperfinte nach links, um anschliessend mit dem linken Bein zwischen die Beine des Gegners zu gelangen. Mit festem Griff folgt eine Drehung nach rechts. Matthias Glarner gilt als besonderer Kurz-Spezialist.

2. Gammen

Der «Gammen» ist ein klassischer Angriffsschwung, den die Zuschauer oft zu sehen bekommen. Dazu hakt der Angreifer entweder mit seinem linken Bein am rechten des Gegners oder umgekehrt ein. Mit gleichzeitigem Vorwärtsdruck aus dem Oberkörper wird der Gegner rücklings aus dem Gleichgewicht gebracht. Dieser Schwung ist die absolute Spezialwaffe von Arnold Forrer, der 2001 in Nyon Schwingerkönig wurde. Dank seiner Grösse kann er sich erlauben, den Schwung auch etwas höher als wie üblich an der gegnerischen Ferse anzusetzen.

3. Übersprung

Für Schwinger mit langen Beinen ist der «Übersprung» eine grossartige Waffe. Das eigene Bein geht hinter das diagonal liegende Bein des Gegners. Wie es der Name verrät, geschieht dieser Angriff bei vielen Schwingern sprungartig. Danach wird der Oberarm fixiert und mit wuchtigem Druck nach vorne vervollständigt. Bei korrekter Ausführung ist dieser Schwung ein Garant für Maximalnoten. Der Innerschweizer Marcel Mathis wendet den Übersprung gerne an.

4. Brienzer Vorwärts

Der «Brienzer vorwärts» ist eine der effektivsten Waffen für Schwinger mit körperlichem Nachteil. Der Brienzer kann vorwärts wie auch rückwärts gezogen werden, wobei die erstere Variante deutlich öfter zu sehen ist. Der Angreifer fasst Griff über die Schulter am Gurt des Gegners. Er hängt mit dem Bein beim Gegner ein, packt mit der anderen Hand dessen Oberarm. Er hebt das Bein an und leert nach vorne rund ab. Diesen Schwung kann man bei Andreas Ulrich häufig beobachten.

5. Hüfter

Bei guter Ausführung ist der «Hüfter» eine starke Waffe für kleinere Schwinger. Mit einer ruckartigen Bewegung des eigenen Gesässes nach links wird der Gegner über das eigene Hinterteil auf den Rücken gedreht. Wichtig zur Fixierung bei diesem Schwung ist der Griff mit der linken Hand an den rechten Oberarm des Gegners. Diese Aktion ist auch in anderen Kampfsportarten wie Judo oder Ringen zu beobachten. Kilian Wenger, Andreas Ulrich und Armon Orlik beherrschen diesen Schwung sehr gut.

6. Wyberhaken

Warum dieser anspruchsvolle Schwung so bezeichnet wird, ist umstritten. Sicher ist, dass er in der Regel zum Plattwurf führt. Der Angreifer attackiert den Gegner mit einem Gammen, klemmt dann das gegnerische Bein mit den eigenen Beinen ein und hakt nachher übers Kreuz mit dem anderen Bein ein. Dadurch ist der Gegner in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und kann sich kaum mehr ausdrehen.

Der Wyberhaken kann links wie rechts ausgeführt werden. Absoluter Wyberhakenspezialist ist der Schwyzer Martin Grab. Auch das langjährige Innerschweizer Aushängeschild, der Muotathaler Heinz Suter, war ein Wyberhakenspezialist. Er diente vielen aktiven Spitzenschwingern als Vorbild für diesen Schwung. Von den aktiven Innerschweizern setzt Christian Schuler diesen Schwung gerne ein.

7. Schlungg

Besonders in Situationen gegen Ende eines Kampfes ist der «Schlungg» beliebt. Der Gegner wird mit einem kräftigen Ruck und der eigenen Fallgeschwindigkeit (gegen hinten) im letzten Moment des Fluges auf den Rücken gedreht. Er ist vor allem bei körperlich unterlegenen Schwingern beliebt. Ein Angriff mit diesem Schwung ist aber auch mit Risiko verbunden. Realisiert der Gegner den Schwungansatz frühzeitig, führt ein Griff zwischen die Beine dazu, dass der Angreifer selber auf den Rücken fällt.

8. Fussstich

Beim «Fussstich» gilt es mit einer Körperfinte eine Drehung anzutäuschen und anschliessend mit dem rechten Fuss den Gegner über den linken Fuss abzudrehen. Dieser Wurf ist auch auf die Gegenseite möglich, wird aber zumeist auf die rechte Seite gezogen. In seinen Aktivzeiten war Publikumsliebling Hanspeter Pellet derjenige Spitzenschwinger, der den Fussstich am häufigsten anwendete. Heute ist der Schwung zum Beispiel bei Benji von Ah beliebt.

9. Bodenlätz

Der «Bodenlätz» ist der einzige Schwung, den man ohne Hosengriff durchführen darf. Dazu muss der Gegner sein Standbein vorne haben. Der Angreifer fasst dann mit der linken Hand den Oberarm des Gegners und mit dem rechten Arm die Kniekehle. Danach dreht sich der Angreifer nach links ab, zieht am Oberarm und blockiert das Bein.

Dieser Artikel wurde mit Elementen aus dem Schwingerpedia der Schwingerzeitung Schlussgang erstellt.

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