FCL-Neuzugang Schürpf spricht über die harte Zeit

«Die Verletzungspause war ein guter Beziehungs-Check»

Erster Startelf-Einsatz: Pascal Schürpf im Cuphalbfinal gegen Sion.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Ein Arthroseschaden setzte Pascal Schürpf für über ein Jahr ausser Gefecht. Jetzt ist der Basler wieder fit und nach seinem Wechsel zum FC Luzern topmotiviert. Im Interview spricht er über seine Leih-Odysee, Torwartversuche und den Kampf mit Captain Lustenberger um einen Platz in der ersten Elf.

Pascal Schürpfs Karriere gleicht einer Achterbahnfahrt. Er durchlief die Juniorenabteilung des FC Basels und spielte dort Seite an Seite mit dem Krienser Nati-Star Valentin Stocker. Als der Durchbruch in der ersten Mannschaft des Serienmeisters nicht gelang, begann mittels Leihgeschäfte eine Odysee durch die Schweiz (siehe Box). Mit dem FC Vaduz klappte es dann doch noch mit der höchsten Spielklasse. Doch das Glück währte nicht lange, eine schlimme Verletzung bremste den Mittelfeldspieler. Jetzt ist er wieder fit und seit der Winterpause schnürt er seine Fussballschuhe in der Swissporarena.

Aufgrund muskulärer Probleme kam Schürpf bisher in der Liga nur zu Teileinsätzen. Diesen Mittwoch im Cupspiel stand er allerdings anstelle von Captain Claudio Lustenberger in der Startelf. zentralplus sprach mit dem Mittelfeldspieler am Rande der Pressekonferenz vor dem Vaduz-Spiel (Sonntag ab 13.45 Uhr im zentralplus-Liveticker).

zentralplus: Herr Schürpf, Sie haben beim FC Basel in der U18- und U21-Juniorenmannschaft gespielt und wurden jeweils Torschützenkönig. Die Türe zu einer grossen Karriere stand offen. Wie hat sie sich im Vergleich zu Ihren Erwartungen entwickelt?

Pascal Schürpf: Ich galt nie als das grösste Talent beim FC Basel. Erst ab der U19 wurde ich in die Nationalmannschaft berufen, viel später als meine damaligen Teamkollegen. Von denen spielen heute allerdings viele im Amateurbereich. In der U18 hatte ich dann Valentin Stocker vor mir und fand mich öfters auf der Bank wieder. Ein Jahr später habe ich mit 25 Toren und 20 Assists den Durchbruch geschafft.

zentralplus: Danach war der heutige FCL-Assistenztrainer Patrick Rahmen Ihr Trainer in der U21. Setzte er auf Sie?

Schürpf: Ich kann mich heute noch gut an ein Gespräch erinnern. Er sagte mir, dass ich wohl nicht mehr so viele Tore schiessen werde, da ich nun gegen gestandene Männer spielen werde. Gleich im ersten Spiel verbuchte ich zwei Tore und einen Assist.

zentralplus: Als der Durchbruch im Fanionteam nicht gelang, ging es los mit verschiedensten Leihgeschäften. Wie erlebten Sie diese Situation?

Schürpf: Genau. Ich war oft in Mannschaften, die kurz vor dem Aufstieg standen. In Lugano hatten wir zehn Spiele vor Schluss 14 Punkte Vorsprung und wurden dann noch Dritter. In Bellinzona hatten wir ein super Team, aber leider hat der Präsident Rechnungen nicht mehr bezahlt, weswegen wir Punkteabzüge bekommen haben. Mit Aarau spielten wir sogar in der Barrage gegen Sion. Wir waren immer sehr nahe dran. Mit Vaduz hat’s dann endlich geklappt.

«Es gibt nichts Schlimmeres, als mit dem Freund ein Fussballspiel schauen zu gehen.»

zentralplus: Dort sind Sie mit einem Arthroseschaden über ein Jahr verletzungsbedingt ausgefallen. Wie gingen Sie damit um?

Schürpf: Es war im Sommer 2015: Die Vorfreude auf die neue Saison in der Super League war da, im ersten Spiel wären wir auf meinen Heimatverein Basel getroffen. Dann kam das Abschlusstraining, in welchem ich mich verletzte. Es ist schon hart, wenn du dich zurückgekämpft hast, dich in der Vorbereitung verletzt und die ganze Saison verpasst. Mit der Reha, dem Aufbau und dem Krafttraining war ich weit weg und fühlte mich auch nicht mehr als Teil der Mannschaft.

FCL-Neuzugang Pascal Schürpf gibt Auskunft.

FCL-Neuzugang Pascal Schürpf gibt Auskunft.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

zentralplus: Haben Sie die Spiele Ihres Teams damals besucht?

Schürpf: Ich musste. Bei Vaduz ist das so, was ich auch absolut richtig finde. Ich kenne die Sitzplätze in jedem Stadion der Schweiz. Lacht. Ich habe natürlich mitgefiebert und gehofft, dass Vaduz nicht absteigt. Aber ich konnte nicht helfen. Die Spiele anzuschauen war schrecklich. Als Spieler denkt man immer, dass man unten auf dem Platz mithelfen könnte. Umso glücklicher bin ich, dass ich einen soliden Aufbau machen konnte und wieder topfit zurückgekommen bin. Jetzt bietet mir Luzern eine neue Herausforderung, welche ich sehr gerne annehme.

zentralplus: Welche Rolle spielte Ihre Freundin in dieser Verletzungszeit? Es gab da mal eine «Blick»-Story über die Leiden einer Spielerfrau.

Schürpf: Sie wird nicht gerne als Fussballerfrau dargestellt – sie studiert und steht auf eigenen Beinen. Wir führten eine Wochenendbeziehung, da sie in Basel studiert und ich in Sennwald im Rheintal gewohnt habe. Wenn wir uns am Wochenende sahen, kam sie mit mir die Spiele schauen. Da muss ich ihr ein Kränzchen winden, dass sie das alles mitgemacht hat. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit dem Freund ein Fussballspiel schauen zu gehen. Es war daher ein sehr guter Beziehungscheck. Ab Juni, nach ihren Prüfungen, ziehen wir in der Nähe von Luzern zusammen. Wenn man so lange eine Wochenendbeziehung hat, wird das Zusammenleben schon klappen.

zentralplus: Sie wechselten am letzten Tag des Wintertransferfensters nach Luzern. Die Basler Connection hat zugeschlagen. Seit wann bestanden Kontakte?

Schürpf: Patrick Rahmen und Remo Gaugler kannte ich natürlich beide von meiner Zeit beim FC Basel. Gegen Luzern in der Vorrunde wurde ich eingewechselt und wir konnten noch Druck entwickeln. Nach dem Spiel fand ein erster loser Kontakt statt. Aber am Ende wurde alles auf den letzten Drücker eingefädelt.

zentralplus: Sie sind im ersten Spiel nach Ihrem Transfer eingewechselt worden und haben nach 11 Minuten getroffen. Besser geht’s kaum.

Schürpf: Das sind Geschichten, die nur der Fussball schreiben kann. Es ging alles sehr schnell, das Abschlusstraining war mein erster Kontakt mit der Mannschaft. Umso schöner war es, vom Trainer das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen. Ich habe nicht wirklich mit einem Einsatz gerechnet. Ich freute mich, dass ich der Mannschaft gleich etwas zurückgeben konnte. Es ist immer schwer, Mitte Saison zu einer gestandenen Mannschaft zu stossen. Aber das Team hat es mir leicht gemacht, auch weil ich einige Spieler schon kannte.

«Ich möchte meine Kraft und Schnelligkeit verbessern.»

zentralplus: Wo liegen die Unterschiede zwischen dem FC Vaduz und dem FC Luzern?

Schürpf: Ich war anfangs von der ganzen Infrastruktur hier beeindruckt. Im Gegensatz zu Vaduz stehen hier viel mehr Mitarbeiter hinter dem FC Luzern. Man merkt, dass professionell gearbeitet wird und alle von oben bis unten zusammenhalten. Da ist etwas Grösseres dahinter und man ist stolz, ein Teil davon sein zu dürfen.

zentralplus: Und wie gefällt Ihnen die Stadt?

Schürpf: Ich liebte den Rhein in Basel, aber ein See ist natürlich auch etwas sehr Schönes. Es ist natürlich ein anderes Leben als in Liechtenstein oder im Rheintal. Meine Freundin ist auch nicht traurig, in eine Stadt zu kommen. Sennwald war doch sehr beschaulich.

Pascal Schürpf jubelt zu seinem 1:1 gegen GC in seinem ersten Spiel beim FCL.

Pascal Schürpf jubelt zu seinem 1:1 gegen GC in seinem ersten Spiel beim FCL.

(Bild: Madeleine Duquenne/freshfocus)

zentralplus: Zurück zum Fussball. Wo sehen Sie noch Potenzial?

Schürpf: Ich kann sicher im physischen Bereich noch zulegen. Hier haben wir mit Konditionstrainer Christian Schmidt eine Person, die Ahnung hat von ihrem Metier. Er ist gewillt, mir zu helfen, und ich bin auch sehr motiviert, mich weiterzuentwickeln. Ich möchte meine Kraft und Schnelligkeit verbessern.

zentralplus: Und Ihre Torwartfähigkeiten? Im September wagten Sie ja einen Abstecher, weil Vaduz-Goalie Jehle rot sah und Ihr Trainer nicht mehr wechseln konnten.

Schürpf: Lacht. Ich denke, die sind schlecht. Das war eine spezielle Situation: Ich hielt einen Freistoss, habe dann aber noch ein Tor durch die Beine hindurch bekommen. Aber ich muss wohl mit Goalietrainer Böbner die Szene nochmals anschauen.

Sehen Sie im Video, wie sich Pascal Schürpf als Torwart macht:

 

zentralplus: Auch heute noch spielen Sie auf verschiedenen Positionen auf dem Feld. Haben Sie eine Lieblingsposition?

Schürpf: Schwierig zu sagen. Früher spielte man oft ein 4-4-2-System, also spielte ich im linken Mittelfeld. Das hat sich aber geändert. In Vaduz haben wir so gut wie nie 4-4-2 gespielt, sondern 4-3-3. Dort habe ich die linke Stürmerposition eingenommen. Heute sind die Grenzen nicht mehr so gross und ich spiele alle Positionen gerne.

zentralplus: Claudio Lustenberger spielt ja ebenfalls links, wenn auch generell etwas defensiver. Am Mittwoch haben Sie aber den Vorzug vor dem langjährigen Captain erhalten.

Schürpf: An solche Konstellationen denke ich gar nicht. Am Ende entscheidet der Trainer, wer spielt. Ich komme nicht hierher und sage, ich will jetzt den Lustenberger verdrängen. Ich will alles für den Verein geben, wenn ich vom Trainer aufgestellt werde. Lustenberger und ich haben auch schon zusammengespielt und dabei recht gut harmoniert. Es kommt natürlich auch auf das System an und was Trainer plant und wie der Spieler agieren soll.

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