Neue Online-Formate zur Überbrückung

Die Theater in Luzern stellen sich auf weitere Krisenmonate ein

Zumindest innerhalb des Luzerner Theaters und der Box ist derzeit nichts los. (Bild: zvg)

Die Spielzeit des Luzerner Theaters und des Kleintheaters wurden im Dezember unterbrochen. Doch statt auf bessere Zeiten zu warten, gehen die Kulturhäuser neue Formate an, optimieren interne Abläufe und bereiten sich auf den Herbst vor.

Schon seit Monaten sind die Bretter, die die Welt bedeuten, wieder verwaist. Theater und andere Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind seit dem 22. Dezember geschlossen. Eigentlich wäre das Kleintheater und das Luzerner Theater noch mitten in der Spielzeit.

«Wir rechnen ehrlich gesagt nicht mehr damit, dass wir in dieser Spielzeit inhouse nochmal vor Publikum spielen können», befürchtet Sonja Eisl, Co-Leiterin des Kleintheaters. Das Team nütze die Zeit für längst anstehende Projekte. «Wir überprüfen zum Beispiel gerade unsere Kommunikationsmittel, schauen unser Ticketing-System an und bilden uns weiter», erzählt die Co-Leiterin.

Es war die letzte Spielzeit des Intendanten

Nicht ganz so pessimistisch ist Sandra Küpper, stellvertretende Intendantin des Luzerner Theaters: «Wann wir wieder spielen dürfen, weiss zurzeit wohl niemand. Aber wir könnten sofort loslegen, darauf haben wir uns jetzt seit Monaten vorbereitet.»

Es sei tatsächlich zermürbend, so lange zu warten, mit einem offenen Ende. «Und das gerade auch in unserer letzten Spielzeit», so Küpper. Zur Erinnerung: Am Ende dieser Spielzeit werden Benedikt von Peter und sein Team das Luzerner Theater nach fünf Jahren verlassen. «Da wollten wir uns natürlich mit einem schönen Programm von unserem Publikum verabschieden.» Man tausche sich gleichzeitig mit der neuen Leitung aus und überlege, ob man einzelne Produktionen für später erhalten könnte.

Man stellt sich auf weitere Krisenmonate ein

In beiden Theaterhäusern geht man aber davon aus, dass die Krise nicht so schnell vorbei sein wird. Neue Ideen sind gefragt. «Wir müssen fit für die Zukunft werden und haben angefangen, digitale Formate für das Publikum zu entwickeln. Auch wir hatten dazu erst Vorbehalte, aber nun haben wir uns Leute mit Know-how ins Team geholt», sagt Sonja Eisl vom Kleintheater. Der Prozess empfinde sie als sehr lebendig und spannend. «Man sollte die Formate nicht gegeneinander ausspielen, sondern sie als Ergänzung sehen», ist Eisl überzeugt.

«Wir haben uns so oder so für einen Hybrid-Spielplan entschieden.»

Sonja Eisl, Co-Leiterin Kleinttheater

Auch im Luzerner Theater gibt es einen grossen Online-Spielplan aller Sparten. «Wir haben zum Beispiel eine Online-Version von unserer Tell-Premiere entwickelt und haben enormen Zuspruch erfahren. Über 100 Leute schalteten sich zum Nachgespräch ein und viele berichteten, wie emotional berührt sie von der Geschichte waren», freut sich Sandra Küpper.

Der Kanton hilft

Die Veranstaltungen seien, so die stellvertretende Intendantin, bewusst kostenlos, um Theater für alle zugänglich zu machen: «Dazu haben wir viel Dankbarkeit und positives Feedback bekommen». Der Kanton unterstützt solche Transformationsprozesse. Das Kleintheater wird im Mai ein Gesuch einreichen können. Wie die finanzielle Situation des Kleintheaters aussieht, ist also noch ungewiss.

Luzerner Theater

Am 9. April um 19.30 Uhr wird «Kein Tatort» online gezeigt. Der Film von Gerardo Naumann entstand als Folge des ersten Lockdowns, als die Produktion «Tatort Frankenstein» zehn Tage vor der Premiere abgebrochen werden musste. www.luzernertheater.ch/onlineprogramm

«Wir haben bisher erst die Ausfallentschädigungen bis Ende Oktober erhalten. Ein Gesuch für November und Dezember ist noch offen, für die Veranstaltungen ab Januar kann man erst im Mai eingeben», sagt Sonja Eisl. Es werde ausschlaggebend sein, was davon bewilligt wird. «Wir haben die Ausgaben so weit wie möglich reduziert, einige grosse Produktionen dafür absagen müssen und haben uns finanziell laufend angepasst», erklärt auch Sandra Küpper vom Luzerner Theater.

Sandra Küpper, Co-Intendantin des Luzerner Theaters. (Bild: zvg/Ingo Hoehn)

Im Sommer gibt es Outdoor-Produktionen

Im Kleintheater steht die Planung für die nächste Spielzeit bereits. «Wir haben uns so oder so für einen Hybrid-Spielplan entschieden. Gespielt wird also vor Ort und im digitalen Raum», sagt Sonja Eisl. Auf den Saisonabschluss im Schüür-Garten freut sie sich: «Wir machen im Juni den Auftakt auf der Open-Air-Bühne mit einem kleinen Festival, für das wir zum Beispiel Lara Stoll engagieren konnten. Daran arbeiten wir gerade.»

«Nicht nur wir möchten spielen, auch das Publikum vermisst das Theater.»

Sandra Küpper, stv. Indendantin Luzerner Theater

Wie die nächste Spielzeit im Luzerner Theater aussehen wird, gibt die neue Leitung im Frühsommer bekannt. «Wir stehen in einem engen Austausch, die interne Kommunikation läuft sehr gut und ich wünsche allen einen schönen Auftakt», sagt Sandra Küpper. Doch an die nächste Spielzeit mag sie noch nicht denken, da sie noch auf die laufende hofft und darauf, dass die Türen vorher wieder geöffnet werden dürfen.

Vorbilder in Deutschland

«Es gab im letzten Jahr viele Studien, die gezeigt haben, dass in Theater eine geringere Ansteckungsgefahr herrscht als in Supermärkten. Unsere sorgfältigen Schutzkonzepte funktionieren. Wenn wir wie zuletzt auf 481 Plätzen nur 50 Zuschauer mit Masken verteilen, dann erscheint mir das sicherer, als wenn ich mich mit zehn Menschen zu Hause im engen Wohnzimmer treffe», betont sie.

Ausserdem seien gerade alle Blicke auf Pilotprojekte an deutschen Theatern gerichtet: «Rein kommt nur, wer einen negativen Test hat, der nicht älter als 12 Stunden ist», weiss Sandra Küpper. Über solche Konzepte könnte man sich Gedanken machen, denn «nicht nur wir möchten spielen, auch das Publikum vermisst das Theater. Gegen diese Perspektivlosigkeit unserer gegenwärtigen Gesellschaft würden Kultur, Sport und Freizeit mit ausgeklügelten Schutzkonzepten helfen», ist sie überzeugt.

Sonja Eisl (rechts) mit der zweiten Co-Leiterin Judith Rohrbach vor dem Kleintheater. (Bild: Natalie Ehrenzweig)

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