Die SVP hat es selbst verbockt

Da hat’s ganz schön gerappelt in der Kiste. Die Krienser Bevölkerung hat an diesem Sonntag zwei bemerkenswerte Entscheidungen gefällt. Warum SVP und FDP unten durch mussten und die Grünen das Rennen machten.

Die erste bemerkenswerte Entscheidung von diesem Wahlkrimi in Kriens: Die drittgrösste Gemeinde des Kantons Luzern wählt mit Cyrill Wiget nicht den FDP-Kandidaten, sondern einen Grünen Gemeindepräsidenten. Und dies, obschon die staugeplagte Gemeinde nicht gerade als grüne Hochburg gilt.

Die zweite: Bei der Ersatzwahl in den Gemeinderat werden die beiden Kandidaten der SVP und der FDP vom Volk abgewatscht. Stattdessen erzielt der CVP-Recke das beste Resultat. Und dies, obschon die SVP glasklar ein Anrecht auf den Sitz hätte.

Was ist davon zu halten?

Kein Grüner Träumer

Betreffend Gemeindepräsidium kann man sagen: 13 Stimmen Vorsprung sind ein Zufallsentscheid. Zumal auch mit der hohen Zahl von 252 ungültigen Wahlzetteln das Ergebnis leicht hätte kippen können.

Man kann aber auch sagen: Wiget hat für das Amt etwas mehr gekämpft als Senn. Beim Velociped-Besitzer war jederzeit spürbar, dass er diese historische Chance packen will. Zudem hat Wiget in den bald zwölf Jahren als Gemeinderat gute Arbeit geleistet. Und als bodenständiger und umgänglicher Gewerbler ist er nahe am Puls der Bevölkerung. Die Leute wissen, was sie an ihm haben – zwar einen Grünen, aber keinen abgehobenen Träumer, sondern einen pragmatischen Chrampfer. Diese Kombination hat nun dazu geführt, dass Kriens die erste Gemeinde im Kanton Luzern, eventuell der Zentralschweiz ist, die von einem Grünen präsidiert wird. Ob das den kantonalen Grünen für die nationalen Wahlen im Herbst Aufwind gibt, darf aufgrund der speziellen Ausgangslage in Kriens aber bezweifelt werden.

Beim Kontrahenten Matthias Senn war von Anfang an nicht ganz klar, wie fest er das Präsidium unbedingt will. Zuerst hat er klar Nein gesagt, sich auf Druck der Partei aber dann doch anders entschieden. Man darf sicher sagen: Extrem unglücklich dürfte Senn, der als Bauvorsteher ebenfalls tadellose Arbeit leistet, über seinen zweiten Platz wohl kaum sein.

Trauerspiel erster Güte

Betreffend Ersatzwahlen für den in die Luzerner Regierung weggewählten Paul Winiker (SVP) lässt sich festhalten: Die Krienser SVP hat es höchstpersönlich selbst vermasselt. Es war geradezu ein Trauerspiel, wie sich die Parteioberen rund um Präsident Peter Portmann und Neo-Fraktionschef Räto Camenisch im Wahlkampf verhalten haben.

Nur weil CVP und FDP zurecht die Qualifikation des SVP-Kandidaten Patrick Kochs (1’621 Stimmen) hinterfragten, zogen die beiden Haudegen komplett stillos über die anderen Kandidaten her. Sowas sah man in Kriens noch kaum je. Dabei versuchte die SVP nur zu vertuschen, was augenfällig war und man auch Schweizweit von ihr kennt: Die Partei hat Mühe, wirklich gute Kandidaten für die Exekutiven ins Rennen zu schicken. Der smarte Paul Winiker war diesbezüglich ein Glücksfall. Dass Koch diesen Sonntag bereits die Segel strich, kann man ihm nicht verübeln.

Keine «bella figura» hat im Vorfeld der Wahl auch der FDP-Kandidat Simon Konrad (1’707 Stimmen) gemacht. Sein klandestiner Flirt mit der SVP, den er gerne unter dem Deckel behalten hätte, hat ihn wohl für diverse Bürgerliche unwählbar erscheinen lassen. Ob es aber ohne diese Provinzposse zu einem deutlich besseren Ergebnis gereicht hätte, ist fraglich.

Klarer Profiteur der Krienser Schlammschlacht war CVP-Kandidat und Parteipräsident Franco Faé (3’176 Stimmen). Geschickt hielt er sich aus dem hässlichen Geplänkel raus. So konnte er nebst den Stimmen aus dem linken und dem eigenen Lager wohl auch noch rechts davon etwas abgrasen.

Geht Politikrimi in zweite Runde?

Nun gilt abzuwarten, ob die SVP einen neuen Kandidaten aus dem Hut zaubert – vom Wähleranteil her hätten sie ein Anrecht darauf – und ob sich FDP-Konrad einen zweiten Wahlgang antun will. Klar ist: Es bleibt spannend. Denn am 27. September könnten der CVP einige Stimmen der Linken fehlen, die sind ja seit diesem Sonntag mit der Wahl Wigets fein raus. Obwohl: Sie könnten nach dem Rauswurf der SP aus der Luzerner Regierung auch auf eine kleine Retourkutsche auf kommunaler Ebene aus sein.

Soll noch einer sagen, Politik sei nicht spannend!

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