Luzerner Strassenmusiker «Cello Inferno»

Die Strasse ist ehrlich

Marcello Palermo mit seinem Bandkumpanen, dem «Inferno». (Bild: zvg)

Marcello Palermo macht seit fünf Jahren hauptberuflich Strassenmusik. Als «Cello Inferno» ist der gelernte Lastwagenfahrer nicht nur auf Luzerns Strassen unterwegs. Aber immer gemeinsam mit seinem Bandkollegen, dem brandheissen «Inferno». Der erste Teil einer losen Reihe über Luzerner Strassenmusiker.

Auf dem Asphalt steht ein improvisiertes Schlagzeug aus einem schwarzen Kanister und einer brennenden Caffettiera, dahinter sitzt ein bärtiger Mann mit Mütze und einer selbstgebauten Cigarbox-Guitar und einem handtaschengrossen Verstärker – er spielt Blues-Trash. Wer schon einmal am Strassenmusiker «Cello Inferno» auf Luzerns Strassen vorbeigegangen ist, wird sich nun erinnern.

Marcello Palermo nennt sich «Cello Inferno». Und das seit ungefähr zehn Jahren. «Ich wollte einen Künstlernamen und nicht unter meinem eigenen Namen Musik machen», so Palermo. Obwohl sich nach einem Namen wie Marcello Palermo wohl so einige Künstler die Finger lecken würden.

Wie Cello zum Inferno kam

Palermo war es wichtig, etwas Besonderes zu machen. «Es reicht nicht mehr, sich einfach mit dem Banjo an die Strasse zu stellen.» Er habe viel ausprobiert, wollte etwas Einzigartiges finden. Vor ungefähr drei Jahren fand er es schliesslich auch. «Die Idee mit der brennenden Kaffeekanne als Hi-Hat war ein Geistesblitz.» Wie passend, dass der Name «Inferno» zu diesem Zeitpunkt bereits da war. Die Kanne ist übrigens noch immer dieselbe – seit drei Jahren. «Ich stelle sie meist als meinen Bandkollegen ‹Inferno› vor.»

Die Strasse ist ehrlich

Die Kanne ist sein Merkmal. Und mittlerweile werden die beiden neben der Strassenmusik auch öfters für Konzerte gebucht. «Ich spiele immer mehr Gigs. Derzeit sind es so vier bis fünf pro Monat.»

Im Winter seien es mehr Konzerte, im Sommer ist er vor allem auf der Strasse unterwegs. «Auch wenn ich von den Konzerten leben könnte, ich würde trotzdem noch auf der Strasse spielen.» Die Strasse sei gleichzeitig auch eine Art Proberaum und Versuchsort für ihn. «Die Reaktionen der Leute auf der Strasse zeigen dir ehrlich, was ankommt, vor allem auch bei neuen Songs.»

«Was die Leute für Augen machen.»

Die Reaktionen seien meist positiv. «Manchmal erstaunt es mich heute noch, was die Leute für Augen machen, wenn sie um die Ecke biegen», amüsiert sich Palermo. Denn die Passanten erwarten meist mehr als einen Musiker – spielt Palermo doch mehrere Instrumente gleichzeitig – Banjo oder eine seiner selbstgebauten Cigarbox-Guitars und sein improvisiertes Schlagzeug. Dazu kommt der Gesang. «Ich bin eine One-man-Band.» Doch das sei nicht von Beginn an so gewesen. «Angefangen habe ich nur mit dem Banjo. Alles weitere, auch das Singen, hat sich erst mit der Zeit entwickelt.» Am Anfang hätte er sich nie getraut zu singen.

Aus einer Notlage heraus

«Das erste Mal war schlimm. Ich brauchte sicher fünf Anläufe. Zwei Minuten gespielt, hatte ich bereits wieder aufgehört und ging ein Bier trinken», lacht Palermo. Es brauche Mut, am Anfang.

Mittlerweile ist er ein alter Hase, was die Strassenmusik angeht. «Vollberuflich Strassenmusik mache ich seit ungefähr fünf Jahren.» Daneben baut er auch eigene Gitarren aus Zigarren-Boxen in einer Werkstatt, die er mit nutzen kann. «Aber nur als Hobby.» Manchmal springe ein kleiner Nebenerwerb dabei heraus. Aber es gehe ihm vor allem um das Ausprobieren verschiedener Resonanzkörper bei der Gitarre.

«Ich wollte auf keinen Fall Sozialhilfe beziehen.»

Auch die Musik war früher nur ein Hobby. Aus einer Notlage heraus begann Palermo dann erst mit der Strassenmusik. «Ich hatte meinen Job als Lastwagenfahrer verloren, es mir mit dem RAV verscherzt und wollte auf keinen Fall Sozialhilfe beziehen.» Da war die Strassenmusik eine Möglichkeit sich das Geld zu verdienen. Der Stundenlohn liege bei ungefähr 50 Franken pro Stunde. «Das kann man aber nicht generalisieren.»

Tüftler und Autodidakt

Der Musikstil nennt sich Blues-Trash. Palermo spielt zum Teil Covers, teils selbstgeschriebene Songs, aber das sei nur «unkomplexes Blues-Trash-Zeugs», lacht er. Beigebracht hat er sich alles selbst – das Spiel der Instrumente, aber auch das Bauen derselben. «Ich mache nicht nur Musik. Viel ist auch Tüftelei und Werken.»

Und es gehört auch Organisatorisches zur Strassenmusik. Beispielsweise bei den Bewilligungen. «Mit der Zeit kennt man sich aus, wie es mit den Bewilligungen in den verschiedenen Städten läuft.» Und nicht nur auf Schweizer Strassen hat er gespielt, sondern auch in «Deutschland, Frankreich, England, Irland, ein bisschen auch in Italien».

Dabei ist er mit einem handtaschengrossen Verstärker unterwegs. Eigentlich dürfe er das auf der Strasse wegen der Lautstärke gar nicht. Aber bei dem kleinen Ding sei es meist kein Problem. «Ich glaube, die haben alle nie einen richtigen Verstärker gesehen», amüsiert er sich, wenn Leute sich dann wirklich einmal über die Verstärkung ärgern.

 

 

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