Ausbau und Subventionen für die nächsten 20 Jahre

Die Stadt Luzern will 6,1 Millionen Franken in die «Schüür» stecken

Geht davon aus, dass es die Schüür auch in sehr ferner Zukunft noch geben wird: Die Luzerner Baudirektorin Manuela Jost.

Das Luzerner Konzerthaus Schüür soll bald in neuem Kleid erscheinen. Dafür will der Stadtrat tief in die Tasche greifen und die Zwischennutzung für mindestens weitere 20 Jahren fit machen. Wenn nicht sogar für noch länger.

Das Konzerthaus Schüür in Luzern ist in die Jahre gekommen und entspricht architektonisch nicht mehr den betrieblichen Anforderungen der heutigen Zeit. Deshalb will die Stadt Luzern, die im Besitz der ehemaligen Scheune ist, die 1992 zum Kulturlokal umfunktioniert wurde, viel Geld in dessen Ausbau investieren. Kostenpunkt: 4,12 Millionen Franken.

Hinzu kommen jährliche Subventionsbeiträge im Umfang von 165'000 Franken für die kommenden 20 Jahre. Darin enthalten sind 85'000 Franken für Betrieb und Unterhalt, eine jährliche Veranstaltungs-Pauschale von 30'000 Franken sowie eine maximale Defizitgarantie von 50'000 Franken. Die Stadt wird ausserdem mit der Gebrauchsleihe im Sinne der Unterstützung des Lokals auf Einnahmen von jährlich 227'900 Franken verzichten.

Ohne Schüür gäbe es wohl kein KKL

«In den letzten knapp 30 Jahren entwickelte sich die Schüür zum führenden Haus in den Sparten Rock und Pop in der Region und zu einer etablierten Plattform für regionale, nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler», begründet der Stadtrat im Bericht und Antrag, den er dem Parlament zur Genehmigung vorlegt.

Dass die Stadt bereit ist, eine solch hohe Summe in die Schüür zu stecken, hat vor allem einen entscheidenden Grund: Die Schüür ist ein Kind des sogenannten «Kulturkompromisses», der in den frühen 1990er-Jahren im Vorfeld des Baus des KKL in der Stadt Luzern geschmiedet wurde. Darin wurde festgehalten, dass die städtische Kultur in ihrer ganzen Breite gefördert wird. Unter anderem dank dieser Abmachung, die gezielt auch die alternative Szene einband, fand das KKL an der Urne letztlich eine Mehrheit.

Nur eine Zwischennutzung wegen der Spange Süd

Weil das Konzerthaus auf dem Areal steht, das bis heute als mögliche Einfahrt zum Autobahn-Südzubringer (Spange Süd) reserviert ist (die andere Zufahrt käme auf dem Areal der Kubra beim Eichwäldli zu liegen), handelt es sich bei der Schüür im eigentlichen Sinne nur um eine Zwischennutzung. Grundsätzlich auch weiterhin.

«Ich persönlich gehe davon aus, dass die Schüür auch nach den nächsten 20 Jahren Bestand haben wird.»

Manuela Jost, Luzerner Baudirektorin (GLP)

Da die Spange Süd politisch jedoch chancenlos und auch im neusten Agglomerationsprogramm des Kantons nicht mehr vorgesehen ist, wird die Schüür den Luzernerinnen wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Und darum möchte der Stadtrat nun zünftig investieren. Auch weil die Schüür direkt an das Gebiet Rösslimatt/Güterbahnhof grenzt, das in den kommenden Jahren neu überbaut wird. Dies wurde vom Stadtrat in die Überlegungen miteinbezogen.

«Ich persönlich gehe davon aus, dass die Schüür auch nach den nächsten 20 Jahren Bestand haben wird», blickte Baudirektorin Manuela Jost (GLP) bei einem Augenschein vor dem Konzerthaus in die Zukunft. Denn es sei wichtig, dass dieses Angebot auch für die kommenden Generationen erhalten werden könne. «Auch wenn wir alle heute nicht wissen, welche Veränderungen im Gebiet mit der Realisierung des Durchgangsbahnhofs tatsächlich auf uns zukommen», so Jost.

Noch bessere Eigenfinanzierung durch mehr Events

Seit der Eröffnung wurde die Schüür intensiv genutzt, am Gebäude indes nur kleinere Umbauten und Reparaturen vorgenommen. «Trotz regelmässigem und fachkundigem Unterhalt sind Sanierungsarbeiten nötig, die gemäss Gebrauchsleihvertrag durch die Stadt als Verleiherin zu tragen sind. Gleichzeitig soll eine Erweiterung realisiert werden», hält der Stadtrat dazu fest.

Der Ausbau sei aus zwei Gründen angezeigt: Erstens sei aus betrieblicher Sicht zwingend, dass die Konzerträume im Erd- sowie im Obergeschoss räumlich und akustisch voneinander getrennt und somit gleichzeitig bespielbar würden. «Diese Anpassung des Konzepts ist nötig, um die schwindenden Umsätze bei der Gastronomie mit mehr Veranstaltungen zu kompensieren und so den hohen Eigenfinanzierungsgrad weiterhin zu erreichen», hält der Stadtrat dazu fest. 2019 habe dieser mehr als 96 Prozent betragen, rechnete Jost vor. «Sogar im Coronajahr 2020 erreichte die Schüür noch 87,5 Prozent Eigenfinanzierung.»

Weniger Einnahmen an den Bars

Wurde in der Saison 2007/08 mit 190 Veranstaltungen an den Bars im Parterre, im Konzertsaal und im Garten noch ein Umsatz von 1,35 Millionen Franken erwirtschaftet, waren es in der Saison 2017/18 mit 293 Events noch knapp 1,2 Millionen Franken. «Dies liegt am veränderten Ausgehverhalten des jüngeren Publikums: Man geht später und bereits verpflegt aus oder man bringt Getränke mit, die vor dem Besuch im Freien konsumiert werden», erklärt der Stadtrat.

Zweitens sollen die engen Platzverhältnisse für die Künstlerinnen, Mitarbeiter sowie die Gäste im Gebäude-Innern und im Aussenraum verbessert werden. Wer den Backstagebereich der Schüür kennt, weiss, zu welchem Gedränge es dort kommen kann, wenn an einem Abend zum Beispiel mehrere Bands auftreten. Insbesondere, da seit einigen Jahren zwei Bühnen betrieben werden.

Der zweigeschossige Neubau (rot) soll an der Fassade beim Eingang erstellt werden.

Ein zweistöckiger Neubau

Eine ruhige Ecke für die Konzertvorbereitung zu finden ist für die Musikerinnen mitunter fast unmöglich. Folglich soll die kleine Bühne im Erdgeschoss einen eigenen Backstagebereich erhalten. Dieser komme in einer der Gebäudeerweiterungen zu liegen und solle einen eigenen Zugang zum Aussenbereich erhalten.

Weiter soll es an der Ostfassade Richtung Rösslimatt einen zweigeschossigen Neubau geben. «Von dort gelangen die Besucherinnen und Besucher über eine neue Treppe zum Saal im Obergeschoss oder über einen direkten Zugang ins Bistro im Erdgeschoss. Die Toiletten-Anlagen werden neu im Obergeschoss angesiedelt. Alle diese Massnahmen sollen dafür sorgen, dass die heute komplizierten Bewegungslinien im Haus entflechtet werden», führt der Stadtrat aus.

Die Stadt und die Verantwortlichen wollen die momentanen coronabedingten Einschränkungen nutzen und so schnell wie möglich loslegen. Geplant ist der Baustart im kommenden August. Wie ein Betrieb parallel zu den Bauarbeiten stattfinden kann, werden die Verantwortlichen je nach Situation noch analysieren. Der Grosse Stadtrat wird voraussichtlich am 20. Mai über den Betrag sowie über den Sonderkredit für die Sanierung und Erweiterung der Schüür entscheiden.

Die Baustangen lassen die Dimensionen des Anbaus erahnen (Bild: bic).
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Elarquitectoregional
    Elarquitectoregional, 20.04.2021, 20:54 Uhr

    Ein Architekturwettbewerb unter jungen regionalen Büros wäre doch was gewesen. Nun kommt leider ein totales Gebastel hin was dann in 30 Jahren einem Neubau weichen wird. Wie ging das nochmals mit dem Öffentlichen Beschaffungsrecht?

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    • Profilfoto von Michel von der Schwand
      Michel von der Schwand, 21.04.2021, 09:43 Uhr

      Ich gehe davon aus, dass das Projekt öffentlich ausgeschrieben wurde. Soweit ich weiss, handelt es sich um das Hol-Prinzip. Öffentliche Ausscheibungen finden Sie übrigens auf www.simap.ch.

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  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 20.04.2021, 18:30 Uhr

    Die untragbar gewordene Jost verteilt wieder Steuergeld…… Kann sie ja, darf sie ja, sie holt auch viel Geld rein (siehe Soldatenstube etc.). Erneut ein Paradebeispiel, wie gleichgesinnte gleichgesinntes mit Geld unterstützt, welches mehrheitlich vom achsobösen Bürger aus dem anderen Lager stammt. Kurz…… Vetterliwirtschaft!

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    • Profilfoto von Michel von der Schwand
      Michel von der Schwand, 21.04.2021, 09:46 Uhr

      Frau Jost verteilt hier gar nichts. Es handelt sich um einen normalen politischen Prozess, wie im Artikel beschrieben. Der Grosse Stadtrat befindet über diesen Sonderkredit für die Sanierung und Erweiterung der Schüür am 20. Mai. Zudem wurde das Projekt öffentlich ausgeschrieben etc.
      Also nichts von Vetterliwirtschaft.

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