Das Seebad Seeliken ist für viele die Nummer eins

Die Schwümmheitskönigin von Zug

Für viele Zuger die Nummer eins unter den hiesigen Badis: das Seebad Seeliken.

 

(Bild: wom)

Die Badi Seeliken ist für viele Zuger die Rigi, die Regina, die Königin des Sees. Direkt neben der Zuger Altstadt gelegen, liegt hier an heissen Julitagen ein Hauch Tessin in der Luft. La Dolce Vita im Steuerparadis – kein Wunder, liegen hier die schweissnassen Leiber manchmal fast zweilagig auf dem Grün.

Frühmorgens sieht man von Badi-Glamour noch wenig. Die runden Plastiktöpfe mit den Süssigkeiten zum «Chrömle» werden auf der Theke aufgereiht, mit einem Laubbläser werden lautstark die ersten Vorboten des Spätsommers unter den Tischen weggefegt. Und der Einzige, der sich jetzt schon auf der schattigen Grünfläche tummelt, ist der Rasenmäher der Bademeisterin. Eine für diesen Ort ungewöhnliche Geschäftigkeit hat sich breitgemacht. «Hier steckt überall viel Arbeit dahinter», erzählt Barbara Gilardoni.

Der gehobene Badisnack

Seit neun Jahren führt sie mit ihrem Ehemann das Bistro der Badi Seeliken. «Besonders stolz sind wir auf unsere Küche.» Gilardoni serviert Carpaccio vom Rind, Roastbeef-Sandwich, Couscous-Salate und vieles mehr. Auch der Aperol Spritz kommt nicht mit irgendeinem übersüssten Prosecco daher, sondern wird mit richtigem Champagner serviert.

Auf die eherne Grundlage jeder gängigen Badi-Küche wird hier ganz verzichtet: Die prollige Portion Pommes mit Ketchup kriegt man erst wieder am Landsgemeindeplatz vorne. Hier gibt’s nur leckere «Wedges». Besser bekannt unter dem volkstümlicheren Namen aus der Migrostheke: «Countrycuts.»

Kulinarisches Zentrum: Das Bistro im Seebad Seeliken.

Kulinarisches Zentrum: Das Bistro im Seebad Seeliken.

(Bild: wom)

«Nummere sibenefierzg isch fertig! Nummere sibenefierzg!» Barbara Gilardonis Ehemann Guido Gilardoni sorgt mit seiner kräftigen Stimme wieder einmal dafür, dass das hungrige Warten für den Glücklichen mit der Nummer 47 ein Ende hat. Der kleine blaue Sender mit der entsprechenden Nummer will wohl mal wieder nicht. Oder er ist zu weit weg von der Küche. Item: Tenor über Technik. Und Gilardoni schreitet wie der Kuckuck nach dem Ruf wieder zurück in sein Häuschen.

Der grösste Wasserpark der Stadt

Im grünblauen Wasser vor der seelik’schen Küste schwimmt der grösste Aquapark der Stadt. Hier liegt die metallene Mine, die überraschende Kräfte entwickelt, wenn man sie zu zweit schaukelt. Oder die schlichte Holzkugel, die mit ihren Kerben und Algen immer wieder Jungspunde dazu anstachelt, ihre Balancekünste an ihr zu messen, bis die Brust rot vom Holz und die Finger ganz schrumpelig vom Wasser sind. Der grosse Baumstamm, oder natürlich das Floss, auf dem man einfach die Seele baumeln lässt.

Barbara Gilardoni mit ihrer Stellvertreterin, Romana Müller.

Barbara Gilardoni mit ihrer Stellvertreterin, Romana Müller.

(Bild: wom)

Mit Herzblut verteidigt

Als 2012 darüber diskutiert wurde, ob im Zuge des Umbaus des Casinos in Zug das Gelände der Seeliken beschnitten werden solle, gründeten 150 Zuger den Verein «FSS – Freunde Seebad Seeliken», um ihre geliebte Badi zu schützen.

Mit ihrem beherzten Engagement konnten sie die Vorlage kippen und erzielten an der Urne in Zug ein klares Nein (83%) gegen die Vorlage des Stadtrates. Die Seeliken wird in Zug seit 1882 als Badeort genutzt und ist laut dem FSS das älteste Seebad im Kanton Zug. Die alte Dame sitzt also nicht grundlos auf dem Badi-Thron.

«Unsere Stammgäste wissen unsere Arbeit sehr zu schätzen.»

Barbara Gilardoni, Betreiberin Bistro Seebadi Seeliken

Der Umbau im Casino hat dem kleinen Örtchen zwar nichts abgezwackt, ganz schadlos bleibt der Badibetrieb aber doch nicht bei der ganzen Umbauerei. «Wir hatten Stromausfälle, versperrte Zulieferwege und kleinere Scherereien. Man muss den Bauführern aber auch zugutehalten, dass sie auf unsere Saison hier Rücksicht genommen und die lautesten Arbeiten in den Herbst verschoben haben.»

Weniger Liegefläche? Für die FSS kein Thema – sie haben das Terrain erfolgreich verteidigt.

Weniger Liegefläche? Für die FSS kein Thema – sie haben das Terrain erfolgreich verteidigt.

(Bild: wom)

Manchmal mit Musik

Auch musikalisch bleibt die Seeliken nicht unbeseelt. Sechs Konzerte pro Saison hat die Stadt kontingentiert. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Obergrenze wegen den Anwohnern zustande gekommen ist», meint Barbara Gilardoni. «Wir verstehen uns mit allen rundum sehr gut und um zehn Uhr ist sowieso Schluss.»

Aber die sechs Mal reichen der Pächterin auch. Am 17. August spielt bei gutem Wetter der Zuger Singer Songwriter Akim Tree. «Auf Ende August hoffen wir, dass die Pissnelken bei uns spielen werden», erklärt die Dame weiter.

Das Floss ist eine der Installationen, die im See zum Planschen einlädt.

Das Floss ist eine der Installationen, die im See zum Planschen einlädt.

(Bild: wom)

Immer für die Stammgäste

«Unsere Stammgäste wissen unsere Arbeit hier sehr zu schätzen. Und das freut uns natürlich» erzählt Barbara Gilardoni. «Leider werden die Sommer immer unberechenbarer. Das macht es schwierig für uns hier, unsere Kunden zu bewirten.» Gegen die volatile Wetterlage hat das geschickte Unternehmerpaar einen guten Kniff entwickelt. Vom 1. September bis am 7. Oktober stellen sie Zelte auf, in denen sie Fondue servieren. Wer sich also von seiner Lieblingsbadi trotz fallenden Temperaturen noch nicht trennen mag, ist hier gut aufgehoben.

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