Black Rebel Motorcycle Club rocken am Blue Balls

Die schwarze Essenz des Rock’n’Roll

Sänger und Gitarrist Robert Levon Been von Black Rebel Motorcycle Club.

(Bild: Marco Masiello)

Die grosse Rockshow am diesjährigen Blue Balls setzte sich am Dienstag fort: Black Rebel Motorcycle Club heizten mit ihrem verschwörerischen und zeitlosen Rock’n’Roll ein. Zuvor zeigte das Newcomer-Trio Velvet Volume, wie es auch knalliger geht.

Es war schon vor Konzertbeginn offensichtlich, dass es laut werden würde. Zwei mächtige Verstärkertürme standen links und rechts auf der Bühne, je einen für Peter Hayes und Robert Levon Been, die sich an Gesang, Bass und Gitarre abwechselten. In der Mitte das Schlagzeug für Leah Shapiro. Mehr braucht das Trio aus San Francisco nicht.

Kurz nach 22 Uhr: Nebel verhüllte die Bühne, karges Scheinwerferlicht darauf und drei schwarz gekleidete Gestalten fassten ihre Instrumente. Black Rebel Motorcycle Club stampften los, dumpfes Grollen aus den Bassboxen vermischte sich mit Gitarren-Feedback. Die ersten Songs hiessen «King of Bones» und «Little Thing Gonna Wild» von ihrem aktuellen Album «Wrong Creatures». Dass der Sound anfangs noch ein ziemliches Mus war – Nebensache.

Gitarrist und Sänger Peter Hayes von Black Rebel Motorcycle Club.

Gitarrist und Sänger Peter Hayes, einer der beiden Gründer des Black Rebel Motorcycle Club.

(Bild: Marco Masiello)

B.R.M.C. zelebrieren nun schon seit acht Alben den Rock’n’Roll nach alter Schule und waren Anfang des Jahrtausends neben Bands wie The Strokes und White Stripes die neuen Retter des Gitarrenrocks. Jedoch waren sie einiges verschrobener als der Rest, ihre Songs noch eine zünftige Spur dreckiger – und der Bandname sowieso der beste von allen.

Kurzum: B.R.M.C. waren die coolsten Socken dieser neuen Rock’n’Roll-Generation, die Underdogs lieferten mit «Whatever Happened to my Rock’n’Roll» die Hymne für ebendiese Generation. Und: Sie sind es immer noch, während anderen Bands aus jener Zeit der Schnauf ausgeht.

Liebe brennt

Die Bedenken, ob es B.R.M.C. heute noch bringen, waren an diesem Dienstagabend schell aus dem Weg geräumt. Sie gehen ihren mit harten Riffs geflankten Weg des verschwörerischen Bluesrocks beharrlich weiter.

Kaum Effekte, keine Posen, wenig Worte: Die zelebrierte Nachlässigkeit in Sachen Gitarrenrock ist bei B.R.M.C. nicht gespielt, sondern passt wie die Faust aufs Auge. Die Effekte ruhen allein in ihrer Musik. B.R.M.C. demonstrierten im KKL ihre zwei Seiten: die drückend-lauten Rock’n’Roll-Nummern – und die groovig-bluesigen Stücke mit Mundharmonika und scheppernder Gitarre. So spielten sie früh ihren Hit «Ain’t No Easy Way» an, bei dem Peter Hayes seine Stimme durch seine Mundharmonika presste.

Durch die Songs zogen sich immer wieder Feedbacks aus den Boxentürmen und es lohnte sich, in ihre zum Teil zehnminütigen monotonen Kracher einzutauchen. Es brauchte fast eine Stunde, bis der Sänger mehr als ein «How are you?» über die Lippen brachte.

Sänger und Gitarrist Robert Levon Been von Black Rebel Motorcycle Club.

Kaum Ansagen, keine Effekte: Sänger und Gitarrist Robert Levon Been.

(Bild: Marco Masiello)

Eine Verschnaufpause gab es mit zwei schönen Akustiknummern, welche die beiden Sänger nacheinander alleine zum Besten gaben, bevor der Blues-Rock-Zug von Neuem Fahrt aufnahm und die Band ihre Übersongs wie «Berlin», «Spread Your Love» oder «Love Burns» anstimmte.

«Spread your Love like a Fever» – der Sound von B.R.M.C. hat etwas von Fieber. So mancher Zuschauer sog die krachenden Gitarrengewitter mit einem seligen Lächeln auf den Lippen in sich auf, andere versuchten sich im Stagediven – und irgendwann war dem Sänger doch zum Reden zumute und er erzählte von ihrem Zwischenfall an der italienischen Grenze, der sie fünf Stunden kostete (darum vielleicht kein Soundcheck?).

Keine Zugabe

Schade, der Luzerner Saal war nur zur Hälfte gefüllt und einige hielten die gut eineinhalb Stunden des Konzerts nicht durch. Klar fordert die rohe Energie dieses Trios Geduld und Hingabe, aber einmal eingetaucht, kann man sich ihr nur schwerlich entziehen.

Und dann natürlich, nach einer kurzen Danksagung, kam zum Schluss «Whatever Happened to my Rock’n’Roll». Es musste dieser Song sein, die schwarze Essenz des Rock’n’Roll. Das war eine Punktlandung sondergleichen. Diese Band braucht keine Zugabe, sie bestimmt, wann Schluss ist.

Dänisches Trio als Vorband

Als erste Band des Abends spielte zuvor Velvet Volume. Das dänische Trio ist eine Neuentdeckung, die drei Schwestern waren das erste Mal in der Schweiz und wurden vom «Rolling Stone» zu einer der besten neuen Bands 2018 gewählt.

Velvet Volume heizten vor B.R.M.C. ein.

Velvet Volume heizten vor B.R.M.C. ein.

(Bild: Marco Masiello)

Sie hatten keinen leichten Stand, das noch zaghafte Publikum um 20.30 Uhr an diesem heissen Sommerabend in den kühlen Saal zu locken und abzuholen. Aber sie taten das unbeschwert, unverhohlen gut gelaunt und lieferten eine energiegeladene Show mit satten und polternden Rocksongs.

Was für ein Kontrast ihr quirliger Sound zur Hauptband danach war! Während B.R.M.C. Rock’n’Roll in schwarz-weiss zelebrieren, zeigten Velvet Volume: Rockmusik geht auch bunt und effektvoll. Schwarze Lederjacke vs. knallige modische Outfits. Stark und sympathisch war beides.

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