Selbstversuch: AdventureRooms in Emmen

Die Rätseluhr tickt unbarmherzig

In den AdventureRooms müssen verschiedene Rätsel gelöst werden. Hier geht es um das Knacken eines Zahlencodes.

(Bild: Nathalie Ehrenzweig)

Eine Stunde ist kürzer als man denkt, vor allem wenn man einen kniffligen Rätselparcours zu bewältigen hat. Nach zweieinhalb Jahren am Kasernenplatz sind «AdventureRooms» an den Seetalplatz umgezogen. Und bieten dort drei neue Parcours. Unser Selbstversuch zeigt: Gamefreaks haben entscheidende Vorteile.

Es macht «klick» und unsere Handgelenke sind mittels Handschellen an die Wand gefesselt. So beginnt das Rätsel «Das geheime Fenster» in den AdventureRooms (übersetzt: Abenteuerräume), die erst gerade vom Kasernenplatz an den Seetalplatz umgezogen sind. In einer Stunde sollen wir alle Rätsel gelöst haben und wieder am Empfang stehen. Achtung, fertig, los!

«Unter der Woche tagsüber buchen vor allem Firmen die drei Rätsel, abends und an den Wochenenden kommen Familien und Freunde», sagt Urban Aregger, Geschäftsführer der AdventureRooms Luzern. Eine ideale Gruppengrösse seien fünf oder sechs, möglich seien aber sieben pro Gruppe. «Durch unsere drei Parcours und die Möglichkeit, ein Rätsel im Duell-Modus zu spielen, können bis zu 40 Personen gleichzeitig spielen», so der Geschäftsführer.

Urban Aregger, Geschäftsführer der AdventureRooms war von der Geschäftsidee von Anfang an begeistert.

Urban Aregger, Geschäftsführer der AdventureRooms war von der Geschäftsidee von Anfang an begeistert.

(Bild: Nathalie Ehrenzweig)

Durchmischte Gruppe als Erfolgsrezept

Natürlich sollen die Teilnehmenden keine Fotos machen oder Lösungen verraten. Grundsätzlich ist es aber so: Ein Team soll von Raum zu Raum gelangen. Wie viele Räume es sind, weiss man nicht. Diese Ungewissheit erhöht die Spannung und den Zeitdruck. In der Ecke jedes Raumes ist die Uhr, die rückwärts läuft. Schon 20 Minuten durch, und wir stecken immer noch im ersten Raum fest. An der Tür zum nächsten Raum hängt ein Zahlenschloss, die Zahlen haben wir noch nicht rausgefunden.

«Kinder nehmen Sachen anders wahr als wir Erwachsene.»

Urban Aregger, Geschäftsführer AdventureRooms

Zu zweit haben wir es schwieriger als grössere Gruppen. «Die erfolgreichsten Gruppen sind die, die möglichst gut durchmischt sind betreffend Alter und Geschlecht. Zum Beispiel eine Familie mit Grosseltern, Eltern und Kindern. Denn Kinder nehmen Sachen anders wahr als wir Erwachsene. Die Erwachsenen decken dafür den analytischen, strategischen Teil», erklärt Urban Aregger, der vorher im Tourismus-Bereich tätig war.

Zu Beginn wird man mit Handschellen gefesselt und muss versuchen, sich zu befreien.

Zu Beginn wird man mit Handschellen gefesselt und muss versuchen, sich zu befreien.

(Bild: Nathalie Ehrenzweig)

Altes Kantonalbank-Gebäude bietet neue Möglichkeiten

Die Uhr tickt. Die Musik, leicht dramatisch, irritiert. Das Licht ist gedämpft. Im zweiten Raum hat es ganz neue Rätsel, wir diskutieren, probieren verschiedene Lösungsmöglichkeiten aus. Die Uhr tickt weiter und führt dazu, dass wir das Gefühl haben, uns beeilen zu müssen, auch wenn wir gar nicht wissen, wie weit wir im Rätsel fortgeschritten sind. Umso ärgerlicher, dass meine ungeschickten Finger Mühe haben, die Rädchen am Zahlenschloss in eine andere Position zu drehen. Auch wenn es höchstens um Ruhm und Ehre geht, ist die Freude gross, wenn wir ein Rätsel lösen.

«Ein Berner Physiklehrer hat die AdventureRooms für die Schule erfunden und nachher ein Franchising-System damit aufgebaut, das es bereits international gibt», erläutert Urban Aregger. «Nachdem ich das in Bern selber ausprobiert hatte, wusste ich: Das brauchen wir in Luzern auch. Im November 2013 eröffneten wir am Kasernenplatz», erinnert er sich. Diesen Frühling ist AdventureRooms an den Seetalplatz gezogen, unter anderem weil neue Rätsel auch mehr Platz brauchen. «Hier im Gebäude der alten Kantonalbank bieten sich ganz neue Möglichkeiten», freut sich der Geschäftsführer.

«Streit gibt es nicht, doch manchmal nehmen Eltern Vorschläge der Kinder nicht ernst – und verpassen so durchaus mal die Lösung eines Rätsels.»

Urban Aregger, Geschäftsführer AdventureRooms

Urban Aregger ist kein Physiker. «Neue Rätsel erfindet man quasi ständig. Ich habe immer ein Notizbuch dabei, verbringe viel Zeit in Elektronikfachgeschäften. Ausserdem gibt es ein jährliches Treffen aller AdventureRooms, da tauschen wir uns aus», erklärt Urban Aregger. Bevor es aber ans Rätselraten geht, werden die Gruppen im Foyer begrüsst, die Regeln werden erklärt. «Dann geht es los. Und der Gamemaster beobachtet und hört die Gruppen unterwegs», sagt Urban Aregger.

Gamer sind im Vorteil

Die letzte Minute ist angebrochen, die Sekunden sind gezählt. Hektisch versuchen wir, die Klötzchen zu sortieren, um einen weiteren Code zu knacken. Dann ist der Traum von Ruhm und Ehre ausgeträumt. Wir haben es nicht geschafft. Urban Aregger kommt schmunzelnd herein und lässt uns «raus». Er hatte Recht: Zu zweit ist es schwieriger: Weniger Köpfe, die mitdenken und weniger Hände, die ausprobieren. Trotzdem hatten wir grossen Spass, wie die meisten Besucher: «Streit gibt es nicht, doch manchmal nehmen Eltern Vorschläge der Kinder nicht ernst – und verpassen so durchaus mal die Lösung eines Rätsels», meint Urban Aregger lachend.

Eine Rangliste führt AdventureRooms nicht, so dass wir nicht wissen, wie gut oder schlecht wir abschnitten. Doch einige lösen die Rätsel offenbar in nur 45 Minuten. «Es gibt Leute, die sehen die Rätsel und die Lösungen sehr schnell, vielleicht sind das Menschen, die oft Computergames spielen. Denn das Prinzip ist recht ähnlich, auch wenn man bei uns keine Computer hat», betont er. Nun, wir haben noch zwei Rätselparcours offen. Vielleicht was für den nächsten verregneten Wandertag.

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