Stadt gegen Land

Die Plastik-Entsorgung in Luzern soll vereinheitlicht werden

In der Stadt Luzern werden Plastikabfälle regulär über den Güselsack entsorgt. (Bild: Zentralplus)

Bisher handhaben die Stadt und ländliche Gemeinden das Recycling von Plastikabfällen unterschiedlich. Nun wollen die Abfallverbände eine einheitliche Lösung finden. Die Idee ist aber umstritten.

Im Kanton Luzern herrscht Uneinigkeit, wenn es um das Recyclen von Plastikabfällen geht. Während ländliche Gemeinden wie Nottwil ihre Werkhöfe mit entsprechenden Containern erweitern, sieht man in der Stadt und der Agglomeration bisher keinen Handlungsbedarf. Hier wandern Plastikabfälle wie Pet-Flaschen in den normalen blauen Abfallsack – und werden später verbrannt.

Wie die «Luzerner Zeitung» schreibt, werden in der Kehrrichtverbrennungsanlage Renergia in Perlen jährlich rund 140'000 Tonnen Abfall «thermisch verwertet». Aus der Abwärme der Entsorgung werden über 44'000 Haushalte mit Strom, die Perlen Papier mit Prozessdampf und rund 2000 Einfamilienhäuser mit Fernwärme versorgt.

Verbände spannen mit Migros zusammen

Aus diesem Grund will die Real (Recycling Entsorgung Abwasser Luzern) Plastikabfälle auch weiterhin nicht getrennt entsorgen. Wie der Website zu entnehmen ist, seien gemischte Kunststoffe am nachhaltigsten über den Kehrrichtsack oder über die vom Detailhandel angebotenen Separatsammlungen zu entsorgen.

Nun soll sich das Plastik-Recycling trotzdem vereinheitlichen. Aus diesem Grund spannen die Zentralschweizer Abfallverbände – darunter auch die Real – mit der Migros zusammen. Die Migros wollte bereits früher ein Plastik-Recycling-Programm auf die Beine stellen – und musste dieses kurzfristig verschieben (zentralplus berichtete). Das Ziel ist, ein Konzept zur separaten Plastikentsorgung zu erarbeiten. Dieses soll aufzeigen, ob eine Plastiksammlung einen ökologischen Mehrwert gegenüber der regulären Entsorgung im blauen Sack bietet.

Thema ist umstritten

Das Kunststoff-Recycling ist allerdings umstritten. So rechnet die Real mit einer eher geringen Öko-Bilanz – wegen der aufwändigeren Sortierung. Darum plant sie im Moment auch keinen Ausbau der Infrastruktur. Martin Zumstein, Geschäftsleitungsmitglied der Real, schreibt gegenüber der Zeitung: «Die zu erwartende gesammelte (kleine) Kunststoffmenge rechtfertigt unserer Meinung nach aktuell keine eigenen Anlagen.»

In der Pflicht steht aber auch die Verpackungsindustrie. Zumstein in der «Luzerner Zeitung»: «Sie muss den Einsatz von recycelbaren Materialien forcieren und gleichzeitig verpflichtet werden, Rezyklat zurückzukaufen damit eine Nachfrage vorhanden ist.» Bisher liegt die Recyclingquote von Verpackungsmaterialien bei rund 50 Prozent.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Heidi Koch
    Heidi Koch, 23.11.2020, 19:00 Uhr

    Zumstein sagt in der «Luzerner Zeitung» auch, dass nur rund drei Prozent der brennbaren Siedlungsabfälle Kunststoffe seien. Auf was bezieht sich der Prozentanteil: auf Volumen, auf Gewicht oder…? Stimmt dieser geringe Anteil wirklich?

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 23.11.2020, 23:03 Uhr

      Wir können zu einer Aussage in der Luzerner Zeitung keine Stellung nehmen. Nur soviel: Jeder Schweizer / jede Schweizerin generiert laut Bundesamt für Umwelt 716 kg Siedlungsabfall. Zur Schweiz sind kaum Zahlen zum Plastikabfall je Person zu finden. In Deutschland waren es zuletzt 38,5 kg, in Irland über 58 kg. So gesehen dürften es hierzulande also etwa 5-7% des Gewichts sein. Jährlich entstehen in der Schweiz 780‘000 Tonnen Kunststoffabfälle, davon werden über 80% in Kehrichtverbrennungsanlagen verwertet, rund 80‘000 Tonnen werden rezykliert.

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  • Profilfoto von Irene Aebi
    Irene Aebi, 23.11.2020, 13:53 Uhr

    Der Grund, warum Real keine Plastikabfälle will, ist ganz einfach wirtschaftlicher Natur. Sie brauchen Plastik als billigen Treibstoff für die Kehrichtverbrennung. Würde Plastik wegfallen, müssten sie andere gut brennbare Materialien zukaufen. Zudem füllt Plastik den Sack, was den Umsatz ankurbelt. Ein gutes Beispiel hatten wir im Kanton Zug, wo Plastik aller Art kostenlos im Ökihof recycelt werden konnte. Als Zug dann seine Abfälle nach Perlen brachte, musste das recycling eingestellt werden. Dafür wurden die Abfallsäcke für den Haushalt etwas günstiger. Anders gesagt: Real verdient am Plastik doppelt und will nicht, dass er anderswo entsorgt wird. Mit einer schlechteren Öko-Bilanz hat das nun wirklich nichts zu tun.

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  • Profilfoto von estermap
    estermap, 23.11.2020, 11:43 Uhr

    Statt Absichtserklärungen möchte ich lieber konkrete Ergebnisse lesen.

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