Wer übernimmt das Steuer der SVP Luzern?

Die Parteisoldatin gegen den Ambitionierten

Franz Grüter am Steuer des Traktors gibt sein Präsidium ab.

(Bild: Montage les)

Die SVP Luzern sucht einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für ihren Präsidenten Franz Grüter. Zur Auswahl stehen eine abgewählte und wieder nachgerutschte Kantonsrätin und der Manager von DJ BoBo. Trotzdem zeigt man sich mit der Auswahl überglücklich. Diesen Donnerstagabend kommt’s zum Showdown.

Die Luzerner SVP wählt ein neues Oberhaupt. Zur Auswahl stehen diesen Donnerstagabend Kantonsrätin Angela Lüthold und Vizepräsident Oliver Imfeld. Beide haben Makel: Lüthold-Sidler wurde 2015 aus dem Kantonsrat abgewählt, Oliver Imfeld scheiterte sowohl bei den Kantonsrats- wie auch bei den Nationalratswahlen. Warum sollen die beiden die SVP weiterbringen?

«Das Präsidium wäre für mich eine neue Herausforderung», sagt Angela Lüthold. «Nach acht Jahren habe ich im vergangenen Sommer das Präsidium des FC Nottwil abgegeben, ich bin motiviert für etwas Neues.» Die 59-jährige Unternehmerin attestiert sich selbst einen «guten Rucksack». «Als Kantonsrätin, Orts- und Wahlkreis-Parteipräsidentin habe ich meine Sporen in der SVP abverdient.» Ihre Abwahl aus dem Kantonsrat sieht sie nicht als Karriereknick. «Darüber denke ich kaum nach», erklärt sie. Sie wolle den Blick nach vorne richten.

Der Manager von DJ BoBo

«Ich stelle mich zur Verfügung, weil ich überzeugt bin, die Arbeit von Franz Grüter gut weiterführen zu können», sagt Oliver Imfeld. Dass er sowohl bei den Kantonsrats- wie auch bei den Nationalratswahlen scheiterte, stört ihn nicht. «Ich machte mir da keine Illusionen, als Neuling hat man es schwer», sagt er. Als SVP-Vize und als Co-Wahlkampfleiter bei den Nationalratswahlen 2015 war er mitverantwortlich, dass die SVP im Kanton Luzern erstmals die CVP als wählerstärkste Partei ablöste.

Imfeld ist Geschäftsleiter bei der «Yes Music AG». Er amtet unter anderem als DJ BoBos Manager. «Durch meine täglichen Aufgaben habe ich einen guten Bezug zur medialen Welt», sagt Imfeld. Ein Blick auf seinen Facebook-Account zeigt: Imfeld hat bereits vor einem Jahr einen eigenen Kanal «Imfeld TV» lanciert. Und er hat Dutzende Selfies und Fotos mit der SVP-Prominenz hochgeladen. Imfeld, der SVP-Fan? Er relativiert: «So würde ich das nicht sagen. Klar ist, die Leute interessiert’s, deshalb dokumentiere ich meine politischen und geschäftlichen Aktivitäten.»

Auf Facebook posiert Imfeld im Edelweiss-Hemd mit SVP-Bundesrat Ueli Maurer:

 

Das Parteipräsidium als Trittbrett?

Der 49-Jährige aus Horw ist mit einer Einwanderin verheiratet und engagiert sich für die UNO. Passt das zur SVP? «Perfekt», sagt er prompt. «Ich helfe mit, ein Fehlurteil zu korrigieren, dem viele SVPler ausgesetzt sind.» Imfeld macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Präsidium auch einen Schub für seine politische Karriere für möglich hält. Ihn reizt die nationale Bühne. Er denkt, dort seine Fähigkeiten ideal einsetzen zu können. «Das Präsidium kann hier sicher ein Vorteil sein, auch wenn man sich exponieren muss.»

«Sie haben bewiesen, dass sie nicht beim kleinsten Gegenwind die Flinte ins Korn werfen.»

Felix Müri, SVP-Nationalrat

Solche Planspiele sind Angela Lüthold fremd. «Das hat für mich überhaupt keine Priorität.» Die Entwicklung der Partei stehe in erster Linie im Vordergrund. «Falls diese von mir zu einem späteren Zeitpunkt eine Kandidatur verlangen würde, müsste ich mir dies überlegen.» Gewinnt Lüthold, bleibt Imfeld Vize. Gewinnt Imfeld, übernimmt Lüthold automatisch das Vize-Präsidium. «Wir sind ein gutes Gespann und würden gut harmonieren. Miteinander statt gegeneinander», so Lüthold.

Müri kritisiert Prozess bei der CVP

Sowieso betonen beide die Vorteile des Zweier-Tickets. Man habe die volle Auswahl zwischen Mann und Frau, Stadt und Land, Erfahrung und Frische. Dies betont auch der Präsident der Findungskommission, Nationalrat Felix Müri. «Bei der SVP haben wir eine echte Wahl.» Anders machte es die CVP, wo Christian Ineichen als einziger Kandidat vorgeschlagen wurde und die Wahl Formsache war (zentralplus berichtete). «Das ist einfach nur schwach und gleicht einem Diktat von oben», schüttelt Müri den Kopf. 

Trotzdem die kritische Frage: Genügen die beiden Kandidaten den Ansprüchen der SVP tatsächlich? Vor dem Volk scheinen sie nicht allzu grossen Kredit zu geniessen. Findungskommissionpräsident Müri: «Populär zu sein, ist nicht unbedingt ein Kriterium. Man muss bereit sein, Arbeit zu übernehmen.» Dass beide schon Niederlagen haben einstecken müssen, sieht Müri als Vorteil: «Sie haben bewiesen, dass sie nicht beim kleinsten Gegenwind die Flinte ins Korn werfen.» Die SVP brauche Personen mit grossem Durchhaltewillen.

Bei dieser Ausgangslage hätte man sich ja durchaus auch ein Co-Präsidium mit den beiden Kandidaten an der Spitze vorstellen können. Müri hämisch: «Das können die Linken gerne machen. Bei uns muss eine Person die Fäden ziehen.» Die Unterstützung sei dieser jedoch garantiert: «Ich bin auch in der Parteileitung und auch Franz Grüter wird dieser erhalten bleiben.»

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