Luzerner wollen sicheres Schwimmen fördern

Die neue «Rüss»-App soll zum Sprung in den Fluss locken

Die neue App soll das Baden in der Reuss schmackhaft machen. (Bild: bic)

Was sich in Bern etabliert hat, soll auch in Luzern Fuss fassen: Drei Luzerner Freunde wollen mit einer App das Reussschwimmen sicherer und attraktiver machen. Damit wollen sie auch die technologische Entwicklung vorantreiben.

Das Schwimmen in der Reuss liegt im Trend. Jedes Jahr lassen sich in Luzern mehr Leute flussabwärts treiben, um sich abzukühlen. Nicht wenige Wasserratten ziehen den Fluss heute bereits dem See vor.

Doch mit dem Bad im Fluss sind immer auch Gefahren verbunden. Die Stadt hat deshalb in den letzten Jahren einige Massnahmen ergriffen, um das Reussschwimmen sicherer zu machen (zentralplus berichtete). Nun springen drei Freunde aus Luzern auf diesen Zug auf. Sie haben eine Website mit der dazugehöriger Rüss.App entwickelt, mit der sich Badelustige aktuell über die Bedingungen der Reuss informieren können.

Aare-App startete in Bern durch

Angestossen wurde die Idee von Peter Limacher (32). «Ich arbeite seit einiger Zeit in Bern, wo das Schwimmen in der Aare schon lange Tradition ist. Selber schwimme ich im Sommer fast täglich die Aare hinunter. Seit einigen Jahren gibt es deshalb eine von Privaten entworfene Website mit dazugehöriger App, die sich bei der Bevölkerung grosser Beliebtheit erfreut», erzählt er.

«Im letzten Sommer war die neue Anwendung eines der heiss diskutierten Themen in der Bundesstadt», sagt Limacher. Die Auswärtigen und Fremdsprachigen hätten sich über den Berner Dialekt amüsiert, in welchem Homepage und App gehalten sind, während sich die Einheimischen schon morgens auf dem Weg zur Arbeit über die neusten Entwicklungen rund um Temperatur und Fliessgeschwindigkeit der Aare unterhielten.

Wollen nicht nur die Sicherheit in der Reuss, sondern auch die neueste Generation von Apps vorantreiben: die drei Luzerner Raphael Felber, Gabriel Kaspar und Peter Limacher (von links nach rechts).

Wie beliebt die Aare-App in Bern ist, schildert Limacher mit einer speziellen Anekdote: «Die Entwickler hatten den Zugang zur Homepage für den Internet Explorer von Microsoft wegen technischer Probleme gesperrt. Wenig später erhielten sie einige böse Mails von Mitarbeitern der Bundesverwaltung, die mit diesem Browser arbeiten. Deshalb wurde der Zugang dann wieder freigegeben.»

Installiert wurde die Berner App mittlerweile von zehntausenden Nutzern. Die Website wird ebenfalls stark frequentiert.

Daten vom Bund und von Messstationen

Ihm sei sofort klar gewesen, dass auch die Luzernerinnen eine solche Web-App brauchen, sagt Limacher. Deshalb hat er sich an zwei Freunde gewandt, die ihn mit ihrem Fachwissen unterstützen. Den Grafiker Gabriel Kaspar (26) hat Limacher auf einer längeren Zugfahrt von seiner Idee überzeugt und dem Informatiker Raphael Felber (34) hat er an einem Konzert von seinem Vorhaben erzählt.

«Beide waren sofort dabei», sagt Limacher. Zu dritt haben sie anschliessend den Verein «Rüssdorapp» gegründet, der hinter der Website und der App steht. Seit kurzem ist auch die Luzernerin Raffaela Braun mit im Boot für die Betreuung der Social-Media-Kanäle.

«Wir wollen diesen Sommer eine Karte mit den besten Ein- und Ausstiegsstellen aufschalten.»

Gabriel Kaspar

Die App kann nicht im App-Store gekauft werden, sondern nur direkt über die Website auf dem Bildschirm des Smartphones gespeichert werden. Gespeist wird die Anwendung alle zehn Minuten mit Daten von Meteotest und den hydrologischen Daten des Bundes.

Gemessen wird in Luzern, Hünenberg (ZG) und Bremgarten (AG). Auch die offiziellen Gefahrenstufen wurden eingebaut und warnen die Reussschwimmer zum Beispiel vor zu grosser Strömung. «Als Nächstes werden wir eine Grafik aufschalten, die die Leute zum Beispiel darauf hinweist, dass man bei viel Wasser erst nach der Autobahnbrücke einsteigen soll», so Limacher.

Profit ist nicht das Ziel

«Wir finden es super, dass sich nun auch die Stadt Luzern mit den geplanten neuen Ein- und Ausstiegsstellen entlang der Reuss verstärkt für die Sicherheit der Reuss-Schwimmer einsetzt», sagen die drei Freunde.

Auf der Suche nach Partnern könnten sich die App-Entwickler gut vorstellen, künftig mit der Schweizerischen Lebensrettergesellschaft (SLRG) sowie lokalen Behörden zusammenzuarbeiten und auch die von der Stadt geplante Flusskarte zu integrieren – Gespräche laufen bereits.

«Wir wollen aber bereits diesen Sommer eine Karte mit den besten Ein- und Ausstiegsstellen aufschalten», so Kaspar. Und Raphael Felber ergänzt. «Das Ziel ist, dass man auch in der Reuss schwimmen kann, wenn man keine Ahnung von diesem Fluss hat.» Soweit sei man aber noch nicht, für Neueinsteiger sei es immer noch innvoll mit geüben Schwimmern zu starten.

Doch kann man sich nicht auch ohne diese App über die Gefahren und Bedingungen informieren? «Natürlich kann man sich diese Informationen auch sonst beschaffen. Die Idee ist aber, dass alles kompakt an einem Ort zusammengeführt wird», sagt Peter Limacher.

«Die App ist für uns eine Art Spielwiese, um neue Dinge auszuprobieren.»

Peter Limacher, Mitbegründer der Reuss-App

Geld verdienen wollen die drei mit ihrer App nicht, wie sie unisono betonen. Deshalb schalten sie auch keinerlei Werbung. «Es ist für uns eine Art Hobby, das enorm Spass macht», sagt Gabriel Kaspar. Für die Wetterdaten würden sie deshalb sogar bezahlen.

«Das Ziel ist aber, dass wir zumindest die entstehenden Kosten dereinst decken können. Dann sind wir vollkommen zufrieden», fügt Raphael Felber hinzu. Wie das genau passieren soll, wissen sie momentan noch nicht. Eine Möglichkeit könnte aber ein Fundraising bei den Nutzern sein, sagt Peter Limacher. Rund 100 Personen nutzen den Dienst momentan pro Tag. Die Homepage ist seit gut zwei Wochen aufgeschaltet.

Neuste Technologie soll vorangetrieben werden

Die drei sind noch lange nicht am Ziel. «Wir haben zig Ideen, was wir alles noch machen könnten», sagt Raphael Felber. Über den Winter werde man einige davon umsetzen.

Und wieso gibt es die App nicht im Store? Die Rüss.App basiere auf der so genannten «Progressive Web App»-Technologie. Das bedeutet, dass die Anwendung immer über den Webbrowser läuft. «Diese Technologie ist aus verschiedenen Gründen stark im Aufwind. Zum Beispiel Google möchte in Zukunft bei einzelnen Anwendungen mehr auf diese Karte setzen. Mit unserer App wollen wir diese Entwicklung ein bisschen pushen», fügt der Informatiker als weiteres Ziel des Projekts an.

Und Peter Limacher ergänzt: «Die App ist für uns eine Art Spielwiese, um neue Dinge auszuprobieren, denn wir haben alle einen Job, wo wir uns täglich mit den neuesten Innovationen im Web-Bereich auseinandersetzen müssen.» Man darf also gespannt sein, was die drei Freunde in naher Zukunft noch aus dem Hut zaubern werden.

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