«Die Mehrheit hat Angst vor Minderheiten»

Wir fühlen uns im Mainstream wohl und vergessen, ihn zu hinterfragen, meint Michel Ebinger aus Rotkreuz in seinem Leserbrief und mahnt dabei, dass wir alle in irgendeiner Form zu einer Minderheiten gehören könnten.

Leserbrief von Michel Ebinger:

Nicht alle Moslems sind Terroristen

Schaut man sich in der Geschichte um, so kann man leicht feststellen, dass die Mehrheit sehr oft Angst vor Minderheiten hat und sie deshalb unterdrückt. Es werden Lügen über sie verbreitet. Schriften werden schluderig oder absichtlich falsch übersetzt usw. Nichtigkeiten werden aufgebauscht.

Seit Jahrhunderten sind Religionsgemeinschaften davon betroffen. Das prägnanteste Beispiel sind die Juden, welche zu Millionen getötet wurden. Viele indigene Völker wurden als Minderheit ausgerottet. Oft spielten wirtschaftliche Interessen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nahrungsmittel-, Rohstoff- und Energiekonzernen sind Minderheiten immer völlig Wurst. Für Profit zerstören sie Lebensgrundlagen von ganzen Populationen.

Aber ich will hier nicht nur von Juden, indigenen Völker oder Schwarzen reden, auch nicht von Migranten aus dem Balkan oder von Moslems, welche als Minderheit ihrerseits unter einer Minderheit leiden, nämlich unter denen, welche sich nicht zu benehmen wissen. Nein, ich will davon reden, dass wir selber immer eine Minderheit sein könnten. Raucher, Dicke, Behinderte und Kranke zum Beispiel sind eine Minderheit und die Mehrheit hat Angst vor ihnen und gebärdet sich oft unter fadenscheinigen Behauptungen sehr intolerant ihnen gegenüber. 

Wenn wir ihnen wieder mal was vorwerfen, sollten wir in uns gehen und uns überlegen, ob sie nicht einfach das verkörpern, was wir gerne täten, aber wovon wir Angst haben, weil wir uns der Mehrheit beugen. Oft sehen wir einfach nicht gerne in den Spiegel, der uns die unbeugsame Minderheit vorhält, sind neidisch oder einfach zu feige ihnen zu folgen. Wir fühlen uns im Mainstream wohl und vergessen, ihn zu hinterfragen.

Erst wenn unsere eigenen Krankenkassenprämien um 50 Prozent steigen, weil wir zwei Kilo schwerer sind als die Magersuchtvorgaben der staatlichen Gesundheitsbehörden empfehlen und damit zum Risiko für die Mehrheit werden, erwachen wir und fragen uns, was der Staat hier tut und kommen nicht auf den Gedanken, das wir mithalfen die Saat zu sähen!

Michel Ebinger
Rotkreuz

 

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