Neue Pläne für Rössligasse und «Jazzkantine»

Die Hochschule Luzern macht Platz für Kreativwirtschaft

Bleibt das Haus der Kunst erhalten? Die Rössligasse 12, wo die Fachklasse Grafik einquartiert ist. (Bild: jwy)

Die alten Räume der Jazzschule und der «Kunsti» in der Altstadt sind begehrt. Sie sollen auch nach dem Wegzug der Hochschulen als Proberäume und Ateliers zur Verfügung stehen. Interessenten stehen bereit und Verhandlungen laufen. Auch das Restaurant Jazzkantine möchte weitermachen.

Was passiert eigentlich mit all den Räumen, die durch den Wegzug der Musik- und Kunsthochschule in Luzern frei werden? Zum Beispiel mit dem historischen Gebäude an der Rössligasse 12? Oder mit den Proberäumen oberhalb der «Jazzkantine» im Löwengraben?

Denn die Hochschulen zieht’s weg vom Stadtzentrum in die Peripherie: Das Departement Kunst & Design ist bereits komplett nach Emmen in die Viscosistadt gezügelt (zentralplus berichtete). Und nächsten Sommer folgt die Musikhochschule in den Neubau neben dem Südpol in Kriens und gibt ihre vier Standorte in der Stadt auf (zentralplus berichtete).

Die bisherigen Räume sollen auch nach dem Auszug der Studierenden weiter kreativ und öffentlich genutzt werden. Es ist einiges in Bewegung, wie man derzeit von verschiedenen Seiten hört. Bemühungen und Verhandlungen laufen. Einerseits im Haus der Jazzschule und der «Jazzkantine» im Löwengraben, andererseits in der Rössligasse. Dort ist ein neuer Verein bereits aktiv geworden und hat ein Konzept für eine weitere Nutzung erstellt.

Die beiden zentralen Häuser böten eine Möglichkeit, das Leben in der viel beklagten toten Altstadt zu erhalten – oder sogar zusätzlich zu forcieren.

Rössligasse: Neuer Kreativ-Hotspot in der Altstadt?

Für die Rössligasse 12 gab’s schon 2016 eine politische Initiative für eine Umnutzung. So forderte die städtische SP, dass die Stadt das renovierungsbedürftige Gebäude mit 3’000 Quadratmetern Fläche kauft und öffentlich nutzt (zentralplus berichtete). 

Das Haus gehört dem Kanton, die Stadt hatte damals ein «gewisses Interesse am Erwerb dieser Liegenschaft», wie sie in der Antwort schrieb – und nahm das Postulat entgegen. Dies auch aus strategischen Gründen, weil das Nachbarhaus schon der Stadt gehört.

«Wir möchten das Gebäude weiterhin öffentlich nutzen.»

Erich Brechbühl, Grafiker

Die Design- und Kunsthochschule ist mit ihren Werkstätten ausgezogen, momentan ist noch die Fachklasse Grafik an der Rössligasse zuhause. Bis 2022 sollen auch diese Studierenden in einen neuen «grafischen Campus» in der Nähe der «Kunsti» in Emmen ziehen, so die Pläne des Kantons. «Der Schulstandort Rössligasse 12 ist mittelfristig aufzugeben», steht in der kantonalen Immobilien-Strategie.

Peter Lötscher, Leiter Portfoliomanagement beim Kanton Luzern bestätigt: «Die Liegenschaft soll vom Kantonsrat für den Verkauf freigegeben werden und danach verkauft werden.» Konkrete Gespräche mit Interessenten würden erst geführt, wenn der Auszug der Fachklasse Grafik definitiv ist.

Verein ist in den Startlöchern

Die städtische Immobilienabteilung ist weiterhin mit dem Kanton in Kontakt. Aber wenn überhaupt, käme ein Kauf nur mit einer konkreten Nutzung infrage, heisst es auf Anfrage. Eine solche zeichnet sich jetzt ab: Im Verlauf des Jahres hat sich ein neuer Verein formiert, um das Haus als kreativen Ort zu erhalten. Im Co-Präsidium sind der Grafiker und Organisator des Weltformat Graphic Design Festivals Erich Brechbühl und Christine Portmann, Co-Leiterin des Comicfestivals Fumetto (das ebenfalls seine Büros in den Räumlichkeiten hat).

Das Gebäude mit Innenhof und Kapelle liegt an bester Altstadtlage und beherbergt jeweils auch Ausstellungen des jährlichen Comicfestivals Fumetto. Es soll weiterhin ein Kunst-Hotspot und Atelierhaus bleiben.

Ein erstes Konzept für die Nutzung steht, weil aber momentan noch viele Fragen offen sind, tauscht sich der Verein derzeit mit beteiligten Playern ab – etwa mit Stadt und Kanton Luzern, Quartierverein, Hochschule und anderen Vereinen. «Wir möchten das Gebäude weiterhin öffentlich nutzen», sagt Erich Brechbühl. Die Aura der ältesten Kunstgewerbeschule der Deutschschweiz solle erhalten bleiben.

Altstadt neu beleben

Erich Brechbühl denkt schon weiter: Zusammen mit der nahen «Jazzkantine» könnte ein kreativer Hotspot – eine Verbindung von Musik und visuellen Künsten – zwischen Löwengraben und Rössligasse entstehen. «Es wäre eine schöne Form, die Altstadt zu beleben und den Leuten zurückzugeben», sagt Brechbühl.

Das ist alles Zukunftsmusik, jetzt geht es darum, dass die richtigen Leute im Boot sind und die Idee bei den politischen Entscheidungsträgern ankommt. Auch finanzielle Fragen sind noch offen. Aber angesichts der knappen Räume für die kreative Szene wäre es eine vergebene Chance, dazu Nein zu sagen. 

Konkret dürfte die weitere Nutzung im Verlauf des nächsten Jahres werden. Ende 2020 stimmt der Kantonsrat über einen Kredit für Miete und Umbau einer alten Fabrikhalle in der Viscosistadt für die Fachklasse Grafik ab. Mit einem positiven Entscheid wäre der Weg geebnet für die neue Nutzung der Rössligasse.

Bald zieht hier die Jazzschule aus. Die Hoffnung ist, dass das Restaurant und die Proberäume bleiben können. (Bild: jwy)

Was passiert in den Räumen der Jazzschule?

Obwohl schon länger absehbar, drängt die Zeit für eine Nachfolgelösung im Haus der Jazzabteilung und der «Jazzkantine». Denn bereits nächsten Sommer zieht die Jazzabteilung der Musikhochschule aus der Grabenstrasse 8 aus.

In Luzern fehlt es an allen Ecken und Enden an Musik-Proberäumen (zentralplus berichtete). Aus der Musikszene hört man deshalb den dringenden Wunsch, dass in diesem Gebäude weiterhin Proberäume existieren.

«Wir sind sehr zufrieden, wie es läuft, und möchten gern weitermachen.»

Mario Waldispühl, «Jazzkantine»

Doch wie die weitere Nutzung des Hauses aussieht, ist im Moment noch offen. Klar ist: Auch die Restaurant-Betreiber Mario Waldispühl und Sylvan Müller sind an einer weiteren Bleibe über 2020 hinaus interessiert. Sie haben die Beiz erst vergangenen März übernommen.

«Wir sind sehr zufrieden, wie es läuft, und möchten gern weitermachen», sagt Koch Mario Waldispühl. Und die Signale sind positiv: Auch vom Hausbesitzer sei der Wunsch da, dass die «Jazzkantine» in dieser Form weiterexistiert.

Weitere Gebäude umgenutzt

Ebenfalls von der Kunsthochschule genutzt wurde das Areal an der Sentimattstrasse 1. Das fast 5’000 Quadratmeter grosse Gebäude mit grünem Innenhof gehört ebenfalls dem Kanton Luzern und wird nun hauptsächlich durch die Pädagogische Hochschule genutzt. Dies wird bis zur Eröffnung des neuen Campus Horw (voraussichtlich 2029) so bleiben. Danach wird das Areal «Sentimatt» auf voraussichtlich 2029 im Rahmen einer Arealentwicklung einer Nachnutzung zugeführt.

Eine weitere Nutzung eines Ex-HSLU-Gebäudes ist geklärt: Im Konsipark mit ihren Villen, die der Stadt Luzern gehören, wird es künftig einen Skulpturenpark, Ausstellungen und Veranstaltungen geben (zentralplus berichtete). Die Megger Finartis Kunsthandels AG hat sich in einer öffentlichen Ausschreibung gegen weitere Interessenten durchgesetzt.

Die Verhandlungen laufen

Das Haus gehört dem Bauunternehmer Bruno Amberg. Gemietet wird das Restaurant mit Veranstaltungskeller von der Jazzkantine GmbH, welche die Räume an die Jazzschule und das Restaurant untervermietet. Noch ist über die weitere Nutzung noch nichts spruchreif. Die Verhandlungen mit Interessierten laufen und verschiedene Optionen werden derzeit geprüft, heisst es auf Anfrage.

Ob letztlich Musiker die Räume in den oberen Stockwerken nutzen, Start-ups oder Akteure aus der Kreativwirtschaft, bleibt abzuwarten. Für Mario Waldispühl ist die Bedingung, dass es ein offenes, lebendiges und belebtes Haus bleibt – dass also nicht einfach Büros oder Wohnungen entstehen.

In letzter Zeit sei wieder Leben im Löwengraben eingekehrt – mit der «Jazzkantine», der neuen Blok-Bar oder dem «Izakaya Nozomi». «Man geht wieder eher in die Altstadt, um zu essen, etwas zu trinken oder für Konzerte», sagt Waldispühl. Er hofft, dass diese Qualität auch künftig im Haus weiterlebt. «Die Tendenzen sind gut, es gibt einige Interessenten», sagt er.

In dem Punkt sind sich wohl alle einig: Eine weitere öffentliche Nutzung des Gebäudes im prosperierenden Löwengraben wäre wünschenswert.

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