Zum Jubiläum der Galvanik Zug

Die Heimat der Zuger Kultur

Die Galvanik lädt zum Saison Abschluss am 18. Juni. 

(Bild: zentralplus)

Es ist eine bewegte Geschichte. Anno 1989 brachte der Verein «Durchzug» frischen Wind in die Zuger Kulturszene. Er wird zum pulsierenden Herz des Hauses. Dann kommt der Abstieg, der Konkurs, der Brand und mit viel Unterstützung die Neueröffnung.  

Die Anfänge der Galvanik reichen zurück bis 1989: Mit dem neu gegründeten Verein «Durchzug – Verein für Kulturpower» soll frischer Wind ins Zuger Kulturleben gebracht werden. In Jugendtreffs und kleineren Sälen finden erste Veranstaltungen statt, die Eintrittspreise sind bewusst tief gehalten.

Die «Luzerner Neusten Nachrichten» urteilen: «Falls es den Initianten bei ihrem rasanten Tempo nicht den Schnauf verschlägt, dürfte der ‹Durchzug› in der Zuger Kulturszene vermutlich einiges an Staub aufwirbeln» (Ausgabe vom 27.12.1989). Bereits im Jahr darauf organisiert der Verein Konzerte im Bereich Jazz, Rock und Alternativ sowie mit Grössen wie Polo Hofer.

«Durchzug» zieht in Galvanik ein

1992 geht die Wilhelm AG in der Chollermüli Konkurs, die Liegenschaft der heutigen Galvanik findet mit Schwerzmann Metallbau einen neuen Eigentümer. Der Verein «Durchzug» kann die Liegenschaft mieten und darin ein privat finanziertes Kulturzentrum einrichten. Ziel ist es, möglichst unabhängig und selbstbestimmt zu bleiben. Kurz zuvor war der Verein als Veranstalter aus der Industrie 45 geworfen worden, das Verdikt: Man habe sich nicht an Verträge gehalten.

«Falls es den Initianten bei ihrem rasanten Tempo nicht den Schnauf verschlägt, dürfte der ‹Durchzug› in der Zuger Kulturszene vermutlich einiges an Staub aufwirbeln.»

Luzerner Neuste Nachrichten (1989)

 

Die Stadt unterstützt das Vorhaben des Vereins, da es unter anderem den Forderungen von Musikschaffenden (vertreten durch das Kollektiv «KURZUM») nach Konzert- und Proberäumen entgegenkommt. Das gelingt aber nicht ohne Misstöne: «KURZUM» und die Lokalzeitungen sind der Meinung, dass damit den Forderungen der Musikschaffenden nach einer kulturellen Nutzung des damals bereits leer stehenden Theilerhauses der Wind aus den Segeln genommen werden soll.

Anfang 1995 erhält «Durchzug» die Umbaubewilligung. Für Probleme sorgten insbesondere die veralteten Baupläne der Liegenschaft Galvanik: Nur gerade das Hauptgebäude war darauf verzeichnet, verschiedene Anbauten waren illegal vorgenommen, nie bewilligt und entsprechend nirgends dokumentiert worden. Über 100 Helfer arbeiten intensiv am Umbau mit. Zusätzlich zu Sponsoren beteiligen sich Stadt und Kanton mit 90 000 Franken am Umbau des Gebäudes.

Offizielle Eröffnung am 1. Januar 1996

Bereits im Mai 1995 folgt de facto die Eröffnung im Rahmen der «Graffiti-Art 95», eines Graffiti-Festivals mit überregionaler Ausstrahlung. Die Vereinsmitglieder wollen von Beginn weg möglichst unabhängig bleiben und auf Subventionen verzichten. Am 1. Januar 1996 folgt die offizielle Eröffnung der Galvanik.

1998 wird der Mietvertrag von den Eigen­tümern um weitere drei Jahre verlängert – bis 2008 bleibt der Mietvertrag eine Unkonstante. Anfang 1999 können die ersten Proberäume in den oberen Stockwerken der Galvanik durch die «Probe- und Kulturraum-Genossenschaft Zug» eingeweiht werden.

Es gab viel zu tun: Renovationsarbeiten 1995

Es gab viel zu tun: Renovationsarbeiten 1995

In den Anfangsjahren kann sich das Kulturzentrum Galvanik bei Bands und Booking-Agenturen sukzessive einen Namen aufbauen und die Besucher immer wieder auch mit internationalen Acts überraschen. Das Programm ist enorm breit und umfasst neben anderen Veranstaltungen auch sämtliche Musikgenres bis hin zur Klassik. Von 1995 bis Ende 2000 hat der Verein «Durchzug» unter Mithilfe unzähliger Fremdveranstalter über 680 Veranstaltungen durchgeführt, rund 250 000 Personen haben das Kulturzentrum in diesem Zeitraum besucht.

Die Pioniere müssen Konkurs anmelden

Die möglichst unabhängige Finanzierung des Betriebes funktioniert aber nur ein paar Jahre: Am 7. November 2000 meldet der Verein Konkurs an, und in der Öffentlichkeit beginnt eine Diskussion über Weiterführung und Institutionalisierung des Betriebs. Die Galvanik trage zur kulturellen Identifikation bei, wird argumentiert, die überregionale Ausstrahlung des Hauses sei wichtig für das positive kulturelle Image der Stadt Zug.

Die  Interessengemeinschaft Galvanik Zug (IGGZ) wird gegründet und sammelt mit einer Petition 3’126 Unterschriften für das Kulturzentrum. Die IG lanciert eine Spendenaktion und kann im Frühjahr 2001 mit Hilfe des Kantons Zug, sämtlicher Zuger Gemeinden und einiger Sponsoren die Infrastruktur aus der Konkursmasse des ehemaligen Betreibers erwerben. Die Galvanik wird als Teil des Kulturraumnetzwerkes verstanden. Nach dem Konkurs mietete die Stadt das Gebäude vorübergehend und stellte es der IGGZ zur versuchsweisen Weiterführung zur Verfügung.

Es braucht ein neues Konzept

Anfang Mai 2001 wird ein Versuchsbetrieb mit reduzierten Öffnungszeiten gestartet, dessen Finanzierung Kanton und Gemeinnützige Gesellschaft Zug ermöglichen. Die Stadt  Zug übernimmt den Mietzins für die Liegenschaft. Das Programm gestaltete der Verein Fluxus. Durch den reduzierten Betrieb und das veränderte Programm (keine Grosskonzerte und Partys) bleibt das junge Stammpublikum teilweise weg. Ab 2002 soll ein neues Konzept wieder die frühere Zielgruppe ansprechen, die Betriebsleitung wird mit einem erfahrenen Zweierteam besetzt.

«the dlilahs» bei einem ihrer Auftritte in der Galvanik

«the dlilahs» bei einem ihrer Auftritte in der Galvanik

Ein Kulturzentrum, wie es die IGGZ in ihrem Betriebskonzept vorsieht, kommt auch den 1999 formulierten Zielen des Stadtrats in Bezug auf die soziale Integration entgegen: Für die Jahre 2002 bis 2004 wird ein jährlicher Beitrag von 120 000 bewilligt. Ab 2004 wird dieser vom Grossen Gemeinderat der Stadt Zug (GGR) für drei Jahre auf 190 000 Franken erhöht.

Baumängel, Teilschliessung und Brand

Die Beitragsleistungen der Stadt Zug und der Mietvertrag mit dem Eigentümer der Liegenschaft drohen per Ende 2006 auszulaufen. Gespräche betreffend Sanierung oder den Kauf der Liegenschaft durch die Stadt führen zu keinen Ergebnissen. Der Verkauf des Grundstücks durch den Eigentümer wurde in den vorangegangenen Jahren immer wieder angestrebt, weswegen keine grossen Investitionen seitens der Stadt oder der Betreiber getätigt werden.

Das rächt sich nun: Sicherheitsüberprü­fungen bringen Mängel ans Licht, die dringend behoben werden müssen, ein umfassendes Brandschutzkonzept wird gefordert. Eine Sanierung der Liegenschaft wird unausweichlich, die oberen Proberäume werden aus feuerpolizeilichen Gründen geschlossen. Letztlich erklären sich die Grundeigentümer bereit, den Mietvertrag im Sinne einer Überbrückung um ein weiteres Jahr bis Ende 2008 zu verlängern. Derweil sucht die IGGZ nach einem neuen Standort.

Die Galvanik geht fremd

2008 kann die Stadt Zug einen Baurechtsvertrag für die Dauer von 25 Jahren unterzeichnen. Ein Projekt zur Sanierung der Liegenschaft bis Sommer 2010 wird angegangen. In der Nacht auf den 7. September 2008 kommt es zu einem Brand im Erdgeschoss der Galvanik. Mit «Galvanik on Tour» besteht glücklicherweise bereits ein Konzept zur Weiter­führung des Betriebes in anderen Zuger Kulturhäusern.

Da der Baukredit für die Sanierung einen Volksentscheid benötigt, verlängert sich die Betriebspause auf insgesamt drei Jahre. Das Zuger Stimmvolk ist es letztlich, das im Frühjahr 2010 einem Baukredit von 4,35 Millionen Franken für die Grundsanierung und Erweiterung der Galvanik zustimmt.

Die «Galsche» steht wieder auf

Im September 2011 werden die Tore der Galvanik unter der neuen Geschäftsleiterin Eila Bredehöft mit ihrem sechsköpfigen Team wieder geöffnet. Heute erhält die IGGZ für den Betrieb der Galvanik von Stadt und Kanton Zug jährlich je einen Beitrag von 230 000 Franken. Sämtliche übrigen Gemeinden im Kanton Zug leisten jährliche weitere Subventionen von insgesamt 82’500 Franken. Die «Galsche», wie die Zuger die Galvanik nennen, präsentiert sich seither in ihrem unvergleichlichen Look und bietet ihren Bands und Gästen all das, was man von einem modernen Kulturzentrum an Infrastruktur erwarten darf. 

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit zwischen zentral+ und Zug Kultur entstanden und erscheint auch in der Dezemberausgabe von Zug Kultur.
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