Die Zuger Linken erobern die bürgerliche Bastion

Die Grünen nach 8 Jahren wieder in Bern: Alles Klima oder was?

Manuela Weichelt, die grosse Gewinnerin des Tages, herzt CSP-Kandidatin Vroni Straub. (Bild: wia)

Sie sind mit dem Klimawind gesegelt, haben die Segel richtig gesetzt und sich – Boom – einen Sitz im Nationalrat gesichert. Den Linken gelingt nach einer Durststrecke von acht Jahren der Wiedereintritt in die Grosse Kammer des Bundesparlaments. Dass nur die Klimadebatte dafür verantwortlich sei, will der ALG-Präsident so nicht gelten lassen.

Das Gerangel um den freiwerdenden Nationalratssitz ist spektakulär zu Ende gegangen. Die Alternative-die Grünen machen sich den Sitz von Bruno Pezzatti (FDP) zu eigen. Und das mit links.

Mit 6’292 Stimmen sichert sich Manuela Weichelt von der ALG den freiwerdenden Posten. Für die Linken ist das nach acht Jahren Absenz eine riesige Erleichterung. «Ich kann es gar noch nicht fassen», erklärt Weichelt kurz nach der Verkündung der Resultate. «Ich freue mich riesig darüber, dass es den Linken gelungen ist, diesen Sitz zurückholen.»

Die acht mageren Jahre sind vorbei

Die letzten Jahre waren für die Zuger Linken keine leichten. Angefangen mit der knappen Abwahl von ALG-Nationalrat Josef Lang im Jahr 2011 zugunsten von FDP-Mann Bruno Pezzatti. 0,4 Prozent hatten dem Grünen damals zur Wiederwahl gefehlt.

Auch 2015 gelang die Rückeroberung nicht. Zwar erzielte die SP doppelt so viele Stimmen wie vier Jahre zuvor. Doch die Ereignisse an der Landammannfeier 2014 um die damalige ALG-Co-Präsidentin Jolanda Spiess-Hegglin erschütterten die Alternative-die Grünen in ihren Grundfesten.

Der Aufbau von Kandidierenden für die Wahl 2015 lief nicht wie erwartet. Was sich wiederum in den Wahlresultaten zeigte. Erreichten die Grünen 2011 noch 18’000 Stimmen, waren es vier Jahre später nicht einmal 8’500.

Erwartbar, und doch überraschend klar

Dass 2019 die Sterne besser liegen würden, war lange schon klar. Die Klimadebatte sorgte bei den Grünen schweizweit für Schub. Der Frauenstreik dürfte sowohl SP als auch ALG ebenfalls nicht geschadet haben. Dass sie daher zulegen würden, war anzunehmen.

Ein weiteres Plus für SP und ALG, die geschlossen um den dritten Nationalratssitz kämpften: Die drei Listen, welche die FDP (mit Ach und Krach) zustande gebracht hatten und eher unbekannte Kandidaten portierten, ebneten den Linken den Weg zusätzlich.

Dass es in Zug jedoch so klar werden würde, hätte bis zum Wahltag trotzdem kaum jemand gedacht. Und ist zu grossen Teilen der ALG zu verdanken. Während die SP mit nur 9 Prozent über 4,5 Prozent weniger Stimmen erreichte als bei den letzten Wahlen, können sich die Grünalternativen freuen.

Glanzresultat der ALG

Mit 19,2 Prozent schrieb die Partei in Zug das zweitbeste Resultat im nationalen Vergleich. «Mit 19 Prozent ist unser Wähleranteil so hoch wie noch nie», freut sich Andreas Lustenberger, Präsident der ALG. Noch 2015 waren es gerade mal 7 Prozent.

Ist das alles nur der Klimadebatte zu verdanken? Die Aussage will Lustenberger so nicht stehenlassen. «Der Trend hat uns sicher geholfen und motiviert. Doch letztlich haben hunderte Menschen hart gearbeitet, um diesen Sitzgewinn zu realisieren.» Vize-Präsidentin Esther Haas ergänzt: «Wahrscheinlich war es einfacher, die Leute zur Mithilfe zu motivieren, da wir guten Gewissens sagen konnten, dass ein Sitzgewinn in Reichweite ist.»

Wir waren immer in Bewegung, haben viel Basisarbeit geleistet, auch in den Gemeinden.»

Andreas Lustenberger, Präsident der Zuger ALG

Doch habe man auch abgesehen vom Klima gute Arbeit geleistet in den letzten vier Jahren, betont Lustenberger. «Wir waren immer in Bewegung, haben viel Basisarbeit geleistet, auch in den Gemeinden.» Und letztlich habe man dieses Jahr den «stärksten Wahlkampf geliefert, den wir je hatten», ergänzt Esther Haas.

Ausserdem habe es durch die starke Hauptliste – auf dieser stand neben Manuela Weichelt auch Andreas Lustenberger sowie Stadträtin Vroni Straub – einen internen Konkurrenzkampf gegeben. «Dieser hat angetrieben und belebt», so Haas.

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