Die andere Zauberflöte in der Gewürzmühle Zug

Die glorreichen Neun oder wie Menschen mit Behinderung Herzen erobern

Die Masken waren eines der Highlights der Aufführung. (Bild: Marinella Polli)

Neun Akteure in vierzig Rollen. Das Stück «Die Zauberflöte und andere kataStrophen» wurde diesen Samstag in der Gewürzmühle Zug auf besondere Art aufgeführt. Nobles Ziel des Veranstalters ist die Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen.

Das Thurgauer Theaterensemble «COMEDYexpress» beschäftigt seit seiner Gründung im 2003 Schauspielerinnen und Schauspieler mit Behinderung aus der Bildungsstätte «Sommeri». Einem «Ort, wo gelernt, gewohnt und gearbeitet wird». Das hochmotivierte Ensemble, das inzwischen mit Stolz auf zehn Eigenproduktionen mit über zweihundert Aufführungen zurückschauen kann, ist auch zu einem Tourneetheater geworden.

Der Veranstalter hat primär ein sehr nobles Ziel, nämlich die Förderung der Integration von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Die Leitung haben der Thurgauer Theaterpädagoge und Theaterschaffende Peter Wenk, der in dieser Produktion auch Schauspieler, Regisseur und Dramaturg ist, und seine Partnerin, die Kulturmanagerin Ambrosia Weisser, Co-Regisseurin, Kostümbildnerin und Organisatorin.

«Die Zauberflöte und andere kataStrophen»

Auf dem Programm stand Samstagabend in der Gewürzmühle Zug die Eigenproduktion «Die Zauberflöte und andere kataStrophen, Romanze in Lach-Dur mit feurigen Untertönen», sehr frei nach Wolfgang Amadeus Mozart. Das Publikum hatte hier die Chance, eine sehr spannende, turbulente, aber auch feinwitzige Inszenierung der berühmten Mozart-Oper mitzuerleben.

Die Aufführung zeigt Szenen hinter der Bühne. (Bild: Marinella Polli)

Alles jedoch vom Backstage-Bereich her, in einer Zeitspanne, in der alles immer mehr ausser Kontrolle zu geraten drohte. Dies mit allem möglichen Drum und Dran: Aufregung, Wirrwarr, Pannen, Eifersüchteleien, folgenschwere Intrigen, Irrtümer, Verwechslungen; mit anderen Worten alles, was auch den gemütlichsten und friedlichsten Intendanten der Welt an den Rand der Depression bringen kann. Last but not least erschien noch ein überaus komischer und von der Polizei eifrig verfolgter Verbrecher, der sich, wenn auch ungewollt, in die Inszenierung einmischt.  

Musik, Spass, Verkleidungen und Masken

Keiner der jungen Schauspieler muss selber singen, da die verschiedenen Arien und die Musik ab Band oder vom Keyboard des Technikers und Pianisten Julian Weisser wiedergegeben werden. Die wirklich tollen Verkleidungen, welche die einzelnen Schauspieler rasch wechseln müssen, bilden schon an sich ein grossartiges Spektakel: von einfachen, grauen Schürzen zu goldenen Turbanen, von herrlich lustigen Tutus zu bunten Krawatten, schwarzen Strumpfhosen, unglaublichen Perücken. Klamauk im Klamauk, sicher, jedoch für Poesie – und was für eine -– sorgen ja die Masken. Und für Ausdruckskraft auch noch, da sie von den Schauspielern, die keine Gesichtsmimik mehr zeigen können, mehr Bewegung, mehr Gestik, einen mehr körperbetonten Auftritt verlangen.

Grosse Begeisterung für eine grossartige Leistung

Das leider nicht sehr zahlreiche Publikum war am Samstagabend jedoch tief beeindruckt. Sicher schon von der witzigen, hinreissenden Aufführung, aber auch weil die Verantwortlichen imstande waren, eine angemessene Rollenverteilung zu schaffen. Eine, die die verschiedenen Fähigkeiten sowie die Stärken und Schwächen der Schauspieler berücksichtigt. Die Zuschauer waren aber vor allem von der Leistung des ganzen Ensembles entzückt. Neun Akteure, die sich in vierzig Rollen perfekt auszeichnen konnten. Der Applaus war stürmisch und lang.

Die glorreichen Neun überzeugten mit ihren Kostümen. (Bild: Marinella Polli)

Dies zu Recht, weil sie alle, voll Humor und Spielfreude fiebernd, aber auch mit Präzision, Authentizität und Selbstbewusstsein die verschiedenen Charaktere mit enormer Bühnenpräsenz verkörperten und damit die Herzen aller Anwesenden eroberten. Es war wunderschön während zweier Stunden zu sehen, wie die glorreichen Neun nicht nur unterhielten und begeisterten, sondern auch sich selber sehr amüsiert und begeistert zeigten. Es war für alle ein sensationelles, bereicherndes Bühnenerlebnis.     

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