Mit diesen Spielern ging es rauf oder runter

Die Gewinner und Verlierer in der laufenden FCL-Saison

Mit seinen Leistungen hat er sich allergrösste Wertschätzung bei Trainer Fabio Celestini erarbeitet: der polyvalent einsetzbare Marvin Schulz. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Für den FC Luzern unter seinem Trainer Fabio Celestini heisst die sportliche Realität im neuen Jahr abermals Abstiegskampf. Trotzdem gab es Spieler, die bei der Transformation des FCL in der laufenden Meisterschaft eine gute Rolle spielten – auch wenn es mehr negative Beispiele gibt.

Der FC Luzern hat sich am Mittwoch mit einer schmerzhaften 1:2-Niederlage gegen den FC Basel in die Winterpause verabschiedet (zentralplus berichtete). Es war nicht das erste Spiel in der laufenden Meisterschaft, in dem der FCL die bessere Mannschaft war, aber letztlich als Verlierer vom Platz stapfte. Das hat den Luzerner Protagonisten die Stimmung vor den Weihnachtsferien gründlich verhagelt.

Der FCL hat sich im Sommer einer spielerischen Neuorientierung verschrieben – mehr Technik und weniger Fleissarbeit. Bemerkenswert dabei ist: Zu den Gewinnern der laufenden Meisterschaft gehören nicht die Schönspieler unter den Arbeitnehmern.

Das sind die Gewinner

  • Marvin Schulz: Den 25-jährigen Deutschen als Luzerner Notnagel zu bezeichnen, käme einer Beleidigung gleich. Der Gladbacher ist vielmehr ein Troubleshooter. «Der Mann für all unsere Probleme», wie sich sein Trainer Fabio Celestini kürzlich ausdrückte. «Was Marvin Schulz leistet, ist unglaublich.» Und das auf verschiedenen Positionen: Erst als Rechtsverteidiger, dann in der zentralen Abwehr – und jüngst übernahm er das Kommando im Mittelfeld als Abfangjäger. Weil der gross gewachsene und wuchtige Deutsche so viel Potenzial in beide Richtungen auf dem Platz hat, hütet sich zentralplus davor, zu sagen, dass wir bereits den besten Marvin Schulz im FCL-Dress gesehen haben.
  • Filip Ugrinic: Offiziell hat der FCL vor dieser Saison sieben neue Spieler verpflichtet. Für Fabio Celestini fühlte sich Filip Ugrinic indes wie der achte an. Weil das «ewige» FCL-Talent Anfang 2020, als Celestini beim FCL übernahm, an den holländischen Erstligisten FC Emmen ausgeliehen war. Kein Wunder allerdings, dass der 21-Jährige seinen neuen Chef auf Anhieb von seinen Qualitäten zu überzeugen wusste. Sein Vertrag wurde gar vor Saisonbeginn um ein weiteres Jahr bis 2022 verlängert. Ugrinic verbindet Technik mit Wucht. Eine eher seltene Gabe. Der Mittelfeldspieler hat 13 von 14 Spielen in der laufenden Meisterschaft gemacht. Damit er aber seinen Platz in der Stammformation behaupten kann, muss er dringend und zwingend produktiver werden. Ein Tor und ein Assist reichen schlicht nicht.
  • Silvan Sidler: Wer Fabio Celestinis Vorstellungen von Fussball kennt, kam nicht umhin, dem 22-jährigen Zuger eine schwierige Saison 2020/2021 zu prognostizieren. Weil Silvan Sidler noch kaum je mit Technik und Persönlichkeit auf sich aufmerksam gemacht hat. Doch nun hat der Aussenverteidiger 14 von bislang 14 Meisterschaftsspielen absolviert. Wie das? Zum einen deshalb, weil der FCL im Sommer-Transferfenster mit Martin Frydek nur einen und nicht zwei neue Aussenläufer holte. Und zum andern deshalb, weil sich Sidler mit dem Messer am Hals zu Beginn der Saison deutlich zu steigern wusste. Mittlerweile zeigt seine Leistungskurve aber wieder deutlich nach unten: Nach dem zweiten Gegentreffer in Lausanne (1:2) muss Silvan Sidler auch das zwischenzeitliche 0:2 gegen den FC Basel (1:2) wegen eines schlimmen Fehlpasses auf seine Kappe nehmen. So kann es nicht weitergehen.

Das sind die Verlierer

  • Alex Carbonell: Der Wunschspieler von Fabio Celestini hätte der Denker und Lenker seines neu formierten FCL werden sollen. Aber nach einer starken Premiere verlor der 23-jährige Mittelfeldspieler seinen Tritt – er sollte fortan nur noch mit schwerwiegenden Fehlern auf sich aufmerksam machen. Schon vor den letzten beiden Niederlagen gegen Lausanne und Basel hat sich der Katalane in die Weihnachtsferien Richtung Heimat verabschiedet, um den Kopf zu lüften. Ist er nach sechs Spielen und einem Vertrag bis 2022 bereits gescheitert? Diese Frage mit Ja zu beantworten, wäre ein voreiliges Urteil. Es muss Celestini und seinen Teamkollegen ein Anliegen sein, den neuen Teamkollegen ins FCL-Gefüge zu integrieren und ihn mental zu unterstützen. Denn Fussball spielen kann Carbonell.
  • Ibrahima Ndiaye: Ein einziger Moment kann dein Leben verändern – das musste der 22-jährige Offensivspieler in dieser Saison erfahren. Und zwar in einem für ihn negativen Sinne: Der Abstieg des Senegalesen (Vertrag bis 2023) im FCL, für den er in seiner ersten Saison noch ein belebendes Element war, begann mit einem kapitalen Fehlschuss. Im Cup beim unterklassigen Thun (1:0) verfehlte Ibrahima Ndiaye das leere Tor – und verlor nach dem ungenügenden FCL-Saisonstart mit zwei Spielen und bloss einem Punkt seinen Platz in der Startformation. Seither versucht der pfeilschnelle und wirblige Flügel zwar alles, um sein Standing zu verbessern. Allerdings ist sein Ertrag bis zum siegsichernden 3:1 in Genf bisher überschaubar ausgefallen.

«Marcos Pech ist, dass wir mit ihm in der Startformation oft verloren haben.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

  • Marco Bürki: Wird der Bruder von Dortmunds Goalie Roman Bürki zum schlechtesten Transfer in der Zeit von FCL-Sportchef Remo Meyer? Cheftrainer Fabio Celestini sagte vor ein paar Wochen: «Marco Bürki ist ein stets positiv eingestellter und tadelloser Profi.» Bevor er zum Aber kam: «Marcos Pech ist, dass wir mit ihm in der Startformation oft verloren haben.» Das vermittelt einem Trainer selbstredend ein ungutes Gefühl. Der 27-jährige Berner ist in dieser Saison erst in drei von 14 Spielen zum Zug gekommen. Sein Vertrag mit dem FC Luzern läuft noch bis im Sommer 2022. Gibt es einen Interessenten im zwischen dem 16. Januar und 15. Februar 2021 geöffneten Winter-Transferfenster, ist die Zeit von Marco Bürki auf der Allmend schnell vorbei.
  • Lorik Emini: Der 21-jährige Mittelfeldspieler war der Shootingstar der zweiten Saisonhälfte 2019/2020, als im FCL mit Fortdauer der Saison zusehends akuter Personalmangel wegen Verletzungen herrschte. Doch der traumhafte Aufstieg des kecken und unbekümmerten Zugers erlitt einen Rückschlag: Mittlerweile scheint Lorik Emini bei Fabio Celestini wieder ins zweite Glied zurückgefallen zu sein, auch wenn er beim 1:2 gegen Basel in der Startformation stand. Doch diese Chance konnte er nicht nutzen.
  • FCL-Talente: Sie heissen Tyron Owusu, Ashvin Balaruban, Ardon Jashari, Mark Marleku und Lino Lang: Im Sog von Lorik Emini wurden sie in Zeiten personeller Not beim FCL an die Oberfläche gespült. Mittlerweile werden sie auf dem Matchblatt nur noch als Absenzen genannt. Nicht jeder von ihnen besitzt das Potenzial für eine Karriere in der höchsten Schweizer Spielklasse. Sportchef Remo Meyer erwartet, dass die Talente sich jetzt erst recht ins Zeug legen, um ihre beruflichen Ansprüche anzumelden. In Zeiten einer veritablen Resultatkrise vertrauen selbst Trainer wie Fabio Celestini auf routinierte Kräfte. Verabschiedet sich der FCL abermals aus dem Tabellenkeller, ist es seine Verantwortung, den echten Talenten Auslauf zu geben.
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