Warten auf ersten Saisonsieg geht weiter

Die FCL-Desperados suchen ihren Tritt

FCL-Neuzugang Martin Frydek (links) im Zweikampf gegen den Vaduzer Mohamed Coulibaly. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Das 1:1 gegen Vaduz hat vor Augen geführt: Es harzt mit der Umwandlung des FC Luzern von einer Fussball arbeitenden zu einer Fussball spielenden Mannschaft. Weil jene, die als Verstärkung geholt wurden, weit davon entfernt sind, das Team tragen zu können.

Auch wenn der FCL in der Schlussphase einen umstrittenen Penalty-Entscheid gegen sich hinnehmen musste (zentralplus berichtete) und später gerne einen für sich nach einem Handspiel von Manuel Sutter im Vaduzer Strafraum bekommen hätte: Die Probleme dieses FCL sind nicht einer bösen Laune des Schickals geschuldet. Sie liegen tiefer.

Um das Luzerner Defizit aufzuzeigen, bringt uns das Aufwerfen einer zentralen Frage weiter: Welche FCL-Spieler strahlen in dieser Saison auf ihrer Position Sicherheit aus?

Es ist nur einer: Goalie Marius Müller. Auch wenn selbst der Deutsche zwar nicht in jedem, aber in den meisten der sieben bisherigen Meisterschaftsspielen tadellos blieb.

Zwangsläufig in einer Negativspirale

In der Konsequenz bedeutet das kein gutes Zeugnis für die sieben Neuzugänge, die für einen spielerischen Neuanfang des FCL stehen sollten. Sie aber schon als Fehltransfers abzustempeln, wäre dumm und erst recht falsch.

Vielmehr scheinen die Carbonells, Frydeks, Schaubs, Sorgic' und Tasars eine Art FCL-Desperados zu sein. Alle haben sie ihre Qualitäten schon unter Beweis gestellt, aber halt eine Zeitlang, bevor sie aus einer mehrheitlich schwierigen Situation zum FCL gestossen sind.

Mit wenig Vorbereitung, noch weniger Rhythmus und verschwindend kleinem Selbstvertrauen haben sie ihre Arbeit beim FC Luzern aufnehmen müssen. Sie sind schier schon fast zwangsläufig in eine Negativspirale hineingelaufen, weil jeder mit sich selbst zu kämpfen hatte und darum keiner dazu beitragen konnte, das Team in diesem Verwandlungsprozess gewinnbringend zu unterstützen.

Weit weg von Celestinis Spielphilosophie

Damit die Spielphilosophie von FCL-Trainer Fabio Celestini überhaupt Sinn macht, muss seine Mannschaft pro Match mindestens fünf klare Torchancen herausspielen können. Um im Fall von einem oder zwei Gegentreffern noch eine reelle Siegchance zu haben.

Im Duell der Tabellenletzten war es eine einzige über die gesamte Spieldauer, und immerhin diese hat Dejan Sorgic zur zwischenzeitlichen Führung genutzt. Aber es hat letztlich nicht zum Sieg gereicht.

Aber um die Problematik dieser FCL-Mannschaft genauer lokalisieren zu können, schauen wir uns am besten den Leistungsausweis der Neuzugänge an:

  • Alex Carbonell (23): Sein Einstand beim 2:2 gegen St. Gallen war hervorragend, danach muss ihn sein schwacher Auftritt auf dem Berner Kunstrasen komplett aus der Rolle geworfen haben. Der bisherige Tiefpunkt sind seine zwei gelbe Karten innerhalb von 80 Sekunden und der Platzverweis gegen Vaduz. Die Frage ist: Verlangt er von sich mehr als er derzeit zu leisten imstande ist? Er hatte zuletzt eine schwierige Zeit in Spanien.
  • Martin Frydek (28): Eigentlich auf gutem Weg mit seinen defensiven und offensiven Fähigkeiten. Aber ein Rückschlag in seinem dritten FCL-Einsatz ist der von ihm verschuldete Penalty, den Vaduz zum 1:1 nutzt. Der tschechische Internationale wäre mit grossen Leistungen bei Sparta Prag kaum beim FCL gelandet.
  • Louis Schaub (25): Ein feiner linker Fuss und ein gutes Auge: Aber er ist noch nicht der torgefährliche Mittelfeldspieler im FCL, der er sein müsste. Wurde beim 1. FC Köln aussortiert, nachdem der Hamburger SV ihn vor seinem finalen und vergeblichen Bemühen, in die 1. Bundesliga aufzusteigen, während der entscheidenden Phase auf die Tribüne setzte.
  • Dejan Sorgic (31): Zwei Tore in fünf Spielen – das ist nicht mal so schlecht. Aber zu wenig, weil er sonst kaum Einfluss aufs Spiel hatte. Sein Wechsel von Thun zu Auxerre bescherte ihm beruflich kein Glück. Daran scheint er noch heute zu nagen.
  • Varol Tasar (24): In der Gunst von Trainer Fabio Celestini geht es abwärts. Gegen Vaduz blieb er auf der Bank, nachdem er drei Spiele von Beginn weg auflaufen, aber nichts Zählbares beitragen konnte. Auch er sucht die Form seiner seit längerem zurückliegenden besten Tage im Servette-Dress.

Von den FCL-Neueinkäufen müssen die Youngsters Samuel Alabi (20), derzeit am Knie verletzt, und Yvon Alounga (18) aus der Kritik genommen werden. Sie haben nur dann eine echte Chance, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, wenn die Arrivierten im FCL dazu in der Lage sind, ihre Leistung erbringen und die Talente darüber hinaus unterstützen können.

Sieben Spiele bleiben Celestini

In der aktuellen Verfassung, in der sich die FCL-Mannschaft präsentiert, ist es müssig, eine Trainer-Diskussion um die Person von Fabio Celestini zu führen. Es gibt zu viele Spieler, die wegen eigener Unzulänglichkeiten nichts zu einer durchschlagenden Entwicklung der Luzerner beitragen können.

FCL-Trainer Fabio Celestini braucht und wird weiterhin Zeit bekommen. Allerdings wird er das so dringend benötigte Erfolgserlebnis nicht herbeireden können.

Ihm muss es in den nächsten sieben FCL-Spielen bis zur Winterpause gelingen, in seinem personellen Aufgebot und der taktischen Ausrichtung an den richtigen Stellschrauben zu drehen.

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