Verein schiebt Verantwortung ab

Die dünnen Ausreden des FC Luzern nach Fanansturm bei Cupfeier

Bereits im Vögeligärtli stieg während des Cupspiels eine ausgelassene Fete.

Gegen 10‘000 Personen feierten, als ob es Corona nicht gäbe. Dass die FCL-Fans in solch grossen Scharen den Cupsieg ihres Vereins feierten, sorgt für harsche Kritik. Nun äussert sich der FC Luzern. Dieser findet: Die Menschenansammlung habe man nicht verhindern können. Etwas würde man heute dennoch anders machen.

Es ist ein historischer Moment: Tausende Fans feierten am Montag den FC Luzern als neuen Cupsieger. Endlich holte der FCL nach 29 Jahren den lang ersehnten «Chöbu» zurück nach Luzern. Da ging doch neben dem Ausnahmezustand «Cupsieg» glatt vergessen, dass eigentlich auch ein anderer Ausnahmezustand herrscht, dass wir eine Pandemie namens Corona zu bekämpfen haben. An Abstände und Maskenpflicht war da grösstenteils natürlich nicht zu denken.

Das sorgte am Dienstag für harsche Kritik. Es sei «skandalös», das Verhalten der Polizei und des FCL, meinten die Jungen Grünen des Kantons Luzern (zentralplus berichtete).

Nun äussert sich der FCL. «Der FC Luzern war selber auch überrascht von der Menge der Fans auf der Allmend», erklärt Markus Krienbühl, Medienverantwortlicher des Fussballvereins, auf Anfrage von zentralplus. «Auch wir bedauern, dass die Coronamassnahmen nicht eingehalten worden sind.» Der FCL findet aber auch: «Die spontanen Feiern in der Stadt oder dann auch auf der Allmend hätte man aus unserer Sicht nicht verhindern können.» Sie hoffen auf Verständnis: «Für diese grossen Emotionen muss man nach einer solch langen Zeit ohne Titel ein gewisses Verständnis aufbringen – auch wenn leider viele die verordneten Massnahmen nicht eingehalten haben, was auch wir bedauern.»

Der Moment auf dem Balkon sorgte für besondere Kritik

Die Jungen Grünen kritisierten insbesondere den Moment, als die Fussballspieler auf dem Balkon vor die Fans getreten sind. «Dass der FCL mit der ganzen Mannschaft auf dem Balkon oberhalb des Impfzentrums die Masse noch anheizt – ohne Maske –, ist an Ignoranz nicht zu überbieten», so die Kritik der Partei. In ihren Augen hätte der FCL «auf keinen Fall» in die Allmend kommen dürfen.

«Wir stellen uns der Kritik, dass wir die Präsentation der Mannschaft auf dem Balkon kürzer hätten halten sollen.»

FC Luzern

Recherchen von «Pilatus Today» und «Tele 1» zeigten zudem, dass der Luzerner Stadtpräsident – der im Vorfeld klar auf die Eigenverantwortung und die Solidarität hingewiesen hat und entschied, dass es keine Cupfeier geben würde – seine Finger bei der Balkonfeier im Spiel hatte. Er soll dafür gesorgt haben, dass sich die FCL-Spieler auf dem Balkon der Messe den Fans präsentieren konnten.

Stapi bestätigt Absprachen

Auf Anfrage von «Pilatus Today» und «Tele 1» erklärt Markus Lauber, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Messe Luzern, die das Gebäude mit dem Balkon mietet, dass er «sehr kurzfristig von Stadtpräsident Beat Züsli angerufen» worden sei. Dieser fragte, ob er «seinen» Balkon dem FC Luzern zur Verfügung stelle. Für ihn war es klar, Hand zu bieten. Man habe befürchtet, dass es ansonsten zu Randalen gekommen wäre. Im Medienbericht bestätigt Beat Züsli, dass es im Vorfeld zu Absprachen zwischen ihm, der Luzerner Polizei und dem FCL gekommen ist. Der Entscheid, die Feier auf dem Balkon zuzulassen, sei spontan gefallen. Dies, nachdem man gesehen habe, wie viele Fans sich auf der Allmend versammelten.

Was sagt der FCL zur Balkonfeier? Man nehme die Kritik zur Kenntnis. Möchte aber zugleich darauf hinweisen, dass bei einer spontanen Feier von 10'000 Fans ein Nichterscheinen der Mannschaft «nicht zielführend» gewesen wäre. Auch dies hätte man nicht verhindern können. «Die Mannschaft musste sich nur schon aus logistischen Gründen zurück ins Stadion begeben und nicht, weil sich 10'000 Fans davor versammelt hatten», rechtfertigt Krienbühl das Erscheinen der Mannschaft nach dem Cupsieg.

Das würde der FCL heute anders machen

Hat man denn kein schlechtes Gewissen, dass Tausende Fans ihren Verein bejubelten, ohne die Schutzmassnahmen einzuhalten? Der FCL zieht sich aus der Veranwortung, erklärt, dass man nichts verhindern hätte können. Von wirklicher Einsicht ist beim Luzerner Fussballverein kaum etwas zu spüren. «Wir stellen uns der Kritik, dass wir die Präsentation der Mannschaft auf dem Balkon kürzer hätten halten sollen, so wie dies etwa der EV Zug bei seiner Meisterfeier gemacht hat», so Krienbühl.

Viele Fussballspieler sind – gerade für viele Jugendliche – ein Vorbild. Dieser Vorbildfunktion ist sich auch der FCL bewusst. Und an dieser will er auch nicht rütteln. Man habe sich während der gesamten Saison «rigoros» an die Schutzmassnahmen des Bundesamts für Gesundheit, aber auch der Swiss Football League gehalten und man nehme «seit Ausbruch der Pandemie eine Vorbildfunktion in diesem Bereich» ein.

Polizei wollte Eskalationen nicht provozieren

Bereits Beat Züsli, der Luzerner Stadtpräsident, und auch die Luzerner Polizei begründeten, dass sie die Feierlichkeiten der FCL-Fans toleriert haben, weil sie aus «Gründen der Verhältnismässigkeit» gehandelt haben. Eine Auflösung der Menschenansammlung hätte laut Christian Bertschi, dem Mediensprecher der Luzerner Polizei, allenfalls dazu geführt, dass es zu Eskalationen und Ausschreitungen gekommen wäre. Ein klein bisschen enttäuscht zeigte sich der Stapi aber dennoch: «Dass sich die jubelnden Fans nicht an die geltenden Vorschriften gehalten haben, ist für den Stadtrat schade.»

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11 Kommentare
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 26.05.2021, 14:01 Uhr

    Ich persönlich bin froh haben wir bei der Polizei noch vernünftige Leute ein eingreifen der Polizei wäre eine Kriegserklärung an die 10000 von Covid 19 gezeichnet Personen gewesen. Wenn man in einer Pandemie noch so viel kraft zum Feiern hat kannst du gar nicht krank sein. Es gibt in unserem Land viele Leute die vom Hypochonder angesteckt sind vielleicht sollte man die auch einmal Testen und nachträglich richtig Impfen . In diesem Sinne Hopp FCL ihr habt nichts falsch gemacht sonst hätte der Gegner den Pokal nach Hause genommen und wir müssten von den Kritiker lesen wie Super sich die St.Galler verhalten hätten

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    Hannes Estermann, 26.05.2021, 07:21 Uhr

    Zuerst freut es mich,das der FCL Cupsieger wurde-herzliche Gratulation!
    Weniger allerdings,über das nachfolgende, unkontrollierte Gelage beim Impfzentrum etc….welcher Hohn und Verniedlichung der medizinischen Sachlage!
    Eine Naivität & Frechheit sonder gleichen aller Verantwortlichen gegen über evtl.daraus resultierenden schwerst erkrankten Coronapatienten oder noch schlimmer Toten!
    Die fadenscheinigen Ausreden von sämtlichen zuständigen Stellen sind unterste Schublade politischer Kultur.Auch sowas nennt sich Bananenrepublik !
    Gut währe es,wenn die Stimmbürger dies bis bis zur nächsten Stapiwahl nicht vergessen. Vermutlich vergebene Hoffnung.
    Geschrieben von jemand, der seit 1952 (!) emotional dem FCL stets sehr nahe stand…diese unrühmliche Geschichte könnte dies ändern! Sehr schade !

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    Tobias Hurschler, 25.05.2021, 23:43 Uhr

    Da holt der FCL nach 29 Jahren wieder einmal einen Titel und zentralplus reitet auf der Party rum. Immer alles ins Negative ziehen. Schämt euch ! Der FC Luzern und die Luzerner haben alles richtig gemacht. Hopp Lözärn !

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      Michel von der Schwand, 26.05.2021, 09:06 Uhr

      Genauso und nicht anders verspielt dieser Verein die letzten Sympathien. Schämen müssen sich die Verantwortlichen beim FC Luzern, diverse Kantonsräte, die beiden Nationalräte und der Sicherheitsdirektor des Kanton Luzern. Notabene alles rechtsbürgerliche Law-and-Order-Politiker, welche lieber in der Presidents-Lounge an einem Cüpli schlürfen. Dazu die so genannten FCL-Fans, welche im eigentlichen Sinne nur Randalierer, Hauswand-Pinkler und Pryomanen sind. Einfach nur peinlich und stillos.

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    Lucommenter, 25.05.2021, 22:31 Uhr

    Stapi Züsli hat die Veranstaltung organisiert – der Auftritt des FCL auf dem Balkon. Aktuell ist es verboten, Aussenveranstaltungen für über 100 Personen zu organisieren. Weiter wurde kein Schutzkonzept umgesetzt. Das Recht gilt für alle – egal ob Stapi oder Papi.

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  • Profilfoto von Lucommenter
    Lucommenter, 25.05.2021, 20:34 Uhr

    Stapi Züsli hat eine illegale Party mit 10’000 Teilnehmern organisiert – ohne jeglichen Respekt vor Corona Opfern, der Bevölkerung welche sich grösstenteils seit 15 Monaten an Regeln hält und dem Pflegepersonal. Er gehört dafür vor Gericht – falls er verurteilt wird, muss er zurücktreten.

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    • Profilfoto von Mac Tanner
      Mac Tanner, 25.05.2021, 20:56 Uhr

      Ich stimme Ihnen zu 100% zu! Aus meiner Sicht gehört der Klassenkaspar aus Kriens, welcher sein Antlitz liebend gerne bei jeder sich bietenden Möglichkeit in irgendeine Kamera streckt, genauso dazu! Das solche Typen auch noch am Cupfinal in Bern auf der Tribühne sitzen dürfen, ist an Hohn und Spott gegenüber all den FCL-Fans, welche für ihre teuer bezahlte Saisonkarte null Gegenleistung bekommen haben, nicht zu überbieten. Tja, ein Justitz- und Sicherheitsdirektor muss offensichtlich bei Laune gehalten werden……

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    • Profilfoto von Michel von der Schwand
      Michel von der Schwand, 25.05.2021, 21:03 Uhr

      Rechtsbürgerlicher Schwachsinn! Am liebsten auf den Scheiterhaufen. Verantwortlich ist einzig und alleine der FC Luzern.

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    • Profilfoto von Markus Zopfi
      Markus Zopfi, 25.05.2021, 21:04 Uhr

      Nur so aus Interesse: Welchem Verbrechen hat sich Züsli denn strafbar gemacht? Ein Gericht kann bekanntlich nicht einfach so mal nach Gefühl urteilen. Oder möchten Sie Moralinstanzen?

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 25.05.2021, 21:56 Uhr

      Da ja gerne mal unter dem Deckmantel der Solidarität Dinge getan und unterlassen werden dürfen sich mal ausnahmsweise die Nicht-FCL-Fans (mich eingeschlossen) für die FCL-Fans freuen. Als nächstes müsste Herrn Züsli konsequenterweise die Bewilligung als Stapi entzogen werden, z. B. wegen «Ermöglichung von todbringenden Veranstaltungen.»
      Dr. Andreas Heisler weiss wie es sich anfühlt wegen einem solchen Mumpitz an den Pranger gestellt zu werden.

      Ernsthaft; ausser einem Berg Abfall und viel Urin ist nichts passiert. Diese Story ist bezeichnend für die Angst und das mangelnde Augenmass in der Covid Politik. Es ist an der Zeit die Masken niederzulegen und sich gegen den gesellschaftsspaltenden Wahnsinn zu wehren. Dann müssen sich manche nicht mehr über so unwichtige Dinge aufregen.

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 26.05.2021, 07:19 Uhr

      Jaja, Lucommenter, mit den kantigen Forderungen aber ohne Namen:
      Wenn Ihrer Argumentation Folge zu leisten wäre, dann dürften in den nächsten 500 Jahren „aus Respekt vor Corona-Opfern und dem Pflegepersonal“ überhaupt keine freudigen Veranstaltungen irgendwelcher Art mehr stattfinden. Nur noch Heulen und Zähneknirschen. Oder zu welchem Zeitpunkt wäre denn Ihrer Meinung nach der Zwang zur Kollektivbusse abverdient? Nunja, solche Forderungen haben mehr mit subjektiver Befindlichkeit und persönlichem Charakter zu tun als mit wirklichen Tatbeständen, mit Moralposieren mehr als mit Moral. Was alles wollen wir uns eigentlich aus Respekt vor den zehn mal mehr Toten sämtlicher anderen finalen Krankheiten im normalen menschlichen Sterbealter verkneifen? Doofe Frage? Zynisch, häää? Gehn Sie mal wieder über die Spreuerbrücke!

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