Häberlis Team vor dem Millionen-Spiel in Bern

Die drei FCL-Szenarien und ihre Auswirkungen

Für den FCL (hier Ruben Vargas  Marios Vrousai von Olympiakos Piräus) gab es in der Qualifikationsphase zur Europa League noch nie ein Durchkommen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Es ist eines der bedeutendsten Spiele für den FCL in diesem Jahrzehnt: Gewinnen die Luzerner am Samstag beim erfolgreichen Titelverteidiger YB in Bern, laben sie sich als Dritte der Super League an den Honigtöpfen des internationalen Geschäfts. Verlieren sie aber, können sie das europäische Geschäft sogar noch verpassen.

Für den FCL geht es um 3,3 Millionen Franken Startgage für die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League. Dazu können Prämien für jeden Sieg (rund 630’000 Fr.) und jedes Unentschieden (rund 220’000 Fr.) kommen. Plus die Zuschauereinnahmen aus den drei Heimspielen.

Der Super-Ligist, der am späten Samstagabend auf Platz 3 stehen wird, wird mit den Millionen überschüttet. Nach dem 3:0-Heimsieg gegen den FC Zürich hält der FCL diesen Platz inne. Aber die letzte Meisterschaftsrunde hält für den FCL noch eine harte Prüfung parat. Er muss zu YB, derweil der bloss einen Punkt zurückliegende Verfolger Lugano die abgestiegenen Grasshoppers empfängt (zentralplus berichtete).

Finale grande mit Auswirkungen

Die Hoffnung auf gutes Gelingen lebt aber bei den Luzernern: Diese wissen als einziger Super-Ligist, wie man YB vor deren eigenem Anhang bezwingt. Und sie haben die Berner zudem aus dem Cup-Viertelfinal geworfen.

Ob direkt in die Gruppenphase, in die Qualifikation zur Europa League oder bloss Rang 6: Das Finale grande in Bern wird beim FCL Auswirkungen auf die Finanzen, die Spieler und die Meisterschaft haben. Das sind die drei Szenarien:

Rang 3: Ab in die Gruppenphase

Es klingelt in der Kasse. Je nach Attraktivität der Gruppengegner – die Spiele finden zwischen dem 19. September und 12. Dezember statt – und dem sportlichen Abschneiden liegen für den FC Luzern gut 5 Millionen Franken Einnahmen drin. Die FCL-Investoren würden sich die Hände reiben.

Aber Achtung: Die Luzerner müssten dringend in die Verbreiterung des Kaders investieren, um die Dreifachbelastung (Meisterschaft, Europa League, Cup) durchstehen zu können. Das ist ein Mehraufwand von mindestens einer Million Franken.

So schön wie er jubelt kein anderer Trainer der Super League: Thomas Häberli nach dem frühen 1:0 durch Ruben Vargas.

So schön wie er jubelt kein anderer Trainer der Super League: Thomas Häberli nach dem frühen 1:0 durch Ruben Vargas.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Für die FCL-Spieler ist die Europa League eine attraktive Bühne, um sich zu präsentieren und den eigenen Marktwert steigern zu können. Zudem gibt sie der sportlichen Führung ein schlagkräftiges Argument in die Hand, um einen Shootingstar wie Ruben Vargas zum Bleiben zu bewegen. Um einem Leistungsträger wie dem Gladbacher Marvin Schulz eine vorzeitige Vertragsverlängerung über die nächste Saison hinaus schmackhaft zu machen. Um bessere Karten bei den Spielern zu haben, die der FCL engagieren möchte.

Doch die lukrative Teilnahme an der Europa League bedeutet auch, dass der FCL seinem im positiven wie negativen Sinne emotionalen Umfeld klarmachen muss, was die Mehrfachbelastung für die Meisterschaft bedeutet und an welchen Zielen sich der FCL messen lässt. Sonst wird Trainer Thomas Häberli schnell auf dem Schleudersitz Platz nehmen. «Ja, das wäre wohl die Konsequenz», sagte er in einem Aufsehen erregenden, weil realitätsnahen Interview mit zentralplus.

Rang 4 und 5: Ab in die Qualifikation zur Europa League

Welchen Wert hat für den FCL die Teilnahme an der Qualifikationsphase zur Europa League? Sportlich – man muss es so ausdrücken – ein geringer. Ob der FCL nun in den Playoffs der zweiten oder dritten Qualifikationsrunde eingestiegen ist – er ist bei sechs Gelegenheiten seit 2010 stets nach dem ersten Duell rausgeflogen. Wurde es am Ende der abgelaufenen Saison noch als freudiges Ereignis verkauft, auf europäischem Terrain unterwegs zu sein, so war die Begeisterung im FCL für diesen Wettbewerb zwei Monate später wie weggeblasen.

Auch finanziell betrachtet machte der FCL bisher nicht den Reibach. Genaue Angaben dazu macht der FCL nicht. «Es kommt darauf an, was man in die Rechnung einbezieht», heisst es beim Verein. Das bedeutet: Nimmt man bloss die Einnahmen aus dem Europa-League-Duell und zieht die Reisekosten davon ab, kommt man auf ein anderes Ergebnis als wenn man noch die von der Liga ausgeschüttete Rangprämie als Plus verbucht. «Ein grosses Geschäft war es aber auch so noch nie», richtet der FCL aus.

Ein Schelm, wer behauptet, dass die Qualifikationsphase zur Europa League für den FCL mehr Pflichtübung als Trostpflaster für die entgangene Teilnahme an der Gruppenphase ist. Der Nutzen für die Spieler, internationale Erfahrung sammeln zu können, hält sich im überschaubaren Rahmen. Und für den Trainer ist es wichtiger, am Beginn einer neuen Meisterschaft gut aus den Startpflöcken zu kommen.

Rang 6: Konzentration auf Meisterschaft und Cup

Das europäische Geschäft ist für den FCL in der nächsten Saison kein Thema. Der im Februar nach drei Rückrundenspielen neuverpflichtete Thomas Häberli kann sich in der Vorbereitung vollumfänglich darauf konzentrieren, seiner Mannschaft seine Vorstellungen und Ideen von Fussball zu vermitteln. Mit dem Abstiegsgespenst im Nacken hatte er dazu noch nie Gelegenheit.

Mit diesem Spruchband verschafften die FCL-Fans ihrem Unmut gegenüber Häberlis Aussagen Luft.

Mit diesem Spruchband verschafften die FCL-Fans ihrem Unmut gegenüber Häberlis Aussagen Luft.

(Bild: ain)

Häberli hätte am liebsten Platz 3 oder 6

Ginge es nach Häberli, so soll es am Samstagabend entweder Platz 3 oder 6 für den FCL sein. Denn erst als seine realitätsnahe Einschätzung von den FCL-Fans mit scharfen Worten ins Visier genommen worden ist (zentralplus berichtete), versuchte Häberli die Wogen zu glätten, indem er sich beim Thema Europa League fortan wieder in einer unverfänglichen, weil unverbindlichen Wortwahl übte.

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