Junge Illustratorin präsentiert ihre Arbeit

Die dramatische Kindheit als Tochter einer Opernsängerin

Carla Haslbauer wird an der Werkschau ihren autobiografischen Comic «Die Tode der Mutter» präsentieren.

(Bild: jav)

Carla Haslbauers Mutter ist eine Diva – von Berufes wegen. Welche Erlebnisse und emotionalen Achterbahnen die Tochter dadurch erleben durfte und musste, zeigt die Studentin an der diesjährigen «Werkschau» in der Luzerner Messe.

Die Oper ist eine dramatische Welt – wunderschön und extravagant, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, sie ist bezaubernd, aber auch recht übertrieben und seltsam. Ungefähr so hört es sich auch an, wenn Carla Haslbauer von ihrer Mutter spricht.

«Sie ist eine grosse Frau mit dunklem Haar und knallblauen Augen, die noch intensiver werden, wenn sie richtig wütend ist. Stets auffällig gekleidet, emotional und kreativ – eine Diva», sagt Haslbauer, während sie in den Skizzenentwürfen ihres Buches «Die Tode der Mutter» blättert. Das Buch – ein teils autobiographischer Comic – selbst befindet sich gerade im Druck, damit es pünktlich zur «Werkschau» bereit liegt (siehe Box).

Die Warnung in den Wind geschlagen

Sie seien im Unterricht an der Hochschule vor autobiografischen Arbeiten gewarnt worden. Es könne auch gefährlich sein, wenn man Themen aus der eigenen Vergangenheit in die Öffentlichkeit stelle. Doch Carla Haslbauer wollte nicht hören. Die 24-jährige Illustratorin hat als Bachelor-Arbeit ein Buch über ihre eigene Kindheit als Tochter einer Opernsängerin erschaffen. Darüber, wie sie einerseits stolz war und andererseits auch oft überfordert.

«Einfach war es tatsächlich nicht, das ganze Persönliche so zu zeigen», sagt die Studentin. Aber ihre Kindheit sei ja schon eine ganze Weile her, und im Buch jetzt schliesslich auch vieles abgewandelt und angepasst.

Die Skizzen von Haslbauer geben einen Eindruck davon, wie ihr Buch sich präsentieren wird.

Die Skizzen von Haslbauer geben einen Eindruck davon, wie ihr Buch sich präsentieren wird.

(Bild: jav)

Vom Singen und vom Sterben

Für die Arbeit habe sie zu Beginn vor allem in Erinnerungen gegraben, erzählt Haslbauer. Sich an Kleinigkeiten aus dem Alltag erinnert, und an Begegnungen im Theater. An die eigene Nervosität, wenn die Mutter auf die Bühne trat, oder den ständigen Gesang. «Wenn ich morgens aufgewacht bin, sang sie unten im Wohnzimmer.» Fast jeden Morgen sei sie davon geweckt worden.

«Ich fühle mich wohl in dieser schrägen, eigenen Welt.»

An das typische «Sängerlachen» ihrer Mutter, das sie manchmal auch bei sich selbst bemerke. «Es ist theatral und unüberhörbar, nicht normal», sagt Haslbauer und lacht – wohl bewusst leise.

Zuhause spielten die drei Geschwister mit ausrangierten Kostümen, falschen Wimpern und üppigen Abendkleidern Oper, anstatt wie die Nachbarskinder «Verkäuferlis». Solche Erinnerungen, die Reaktionen von Mitmenschen, die Welt der Oper und die ausdrucksstarken, wilden Zeichnungen lassen den Leser aus der Sicht eines Kindes in die Theaterwelt eintauchen. In losen Szenen zeigt sie darin die Oper als seltsamen, ein wenig unheimlichen Ort. Ein Ort voller spannender Requisiten und lauter Menschen in wunderbaren Kostümen. Die Mutter singt und spielt, und stirbt. «Ich kann nicht zählen, wie oft ich sie habe sterben sehen – auf der Bühne», sagt Haslbauer und lacht.

Emotional und extravagant – so wird die Mutter im Comic dargestellt.

Emotional und extravagant – so wird die Mutter im Comic dargestellt.

(Bild: jav)

Die Welt des Theaters

Das Theater sei auch ein bisschen wie ein Zuhause, sagt Haslbauer. Deshalb möge sie ihren Nebenjob im Luzerner Theater auch so gerne. «Ich fühle mich wohl in dieser schrägen, eigenen Welt», so Haslbauer. Sie sei zwar teilweise völlig übertrieben, aber die Stimmung wie in einer Familie.

Werkschau Design & Kunst 2018

An der Werkschau stellen die Absolventinnen und Absolventen Studentin des Departements Design & Kunst der Hochschule Luzern in der Halle 3 und 4 der Messe Luzern ihre Abschlussarbeiten vor. Sie zeigen die Produkte, Werke und Visionen, mit welchen sie sich auf den Weg in ihre berufliche Zukunft machen. Ob digital oder analog, mit Kamera oder Webstuhl, Computer oder Bleistift, sie alle tragen durch ihre Designs, ihre Filme und ihre Kunst bei.

Die Vernissage der Werkschau Design & Kunst fand am vergangenen Freitag statt. Danach bleiben die Arbeiten bis am 1. Juli ausgestellt.

Die Faszination für die Oper und das Theater jedenfalls hat sie von ihrer Mutter übernommen. Fast hätte sie sich ebenfalls für die Bühne entschieden – der Entscheid fiel zwischen dem Musikstudium auf Konzert-Harfe und der Illustration. Doch schliesslich entschied sie sich für das Zeichnen, das sie seit Kindheit begleitet und worin sie von ihren Eltern auch immer unterstützt worden sei.

Von Mut und Ehre

Als sie ihrer Mutter von ihrer autobiografischen Arbeit erzählt habe, sei die Rückmeldung dementsprechend positiv ausgefallen. «Sie fühlte sich auch ein bisschen geehrt.» Aber natürlich hätten sie gewisse Erinnerungen der Tochter beschäftigt, «wie, dass ich mich teilweise auch vor ihr gefürchtet habe», so Haslbauer. Doch ihre Mutter habe sie immer ermutigt, die eigenen Träume zu verfolgen, zur eigenen Meinung zu stehen und so herumzulaufen, wie es ihr gefalle. Mutig zu sein.

Das Ziel sei nun erst mal, die Werkschau über die Bühne zu bringen, den Bachelor gut abzuschliessen. Dann will Haslbauer Erfahrungen sammeln, Aufträge an Land ziehen – am liebsten erst mal in Luzern bleiben. «Und natürlich wünsche ich mir, mit dem Buch einen Verlag zu finden.»

Eine der losen Szenen im Comic von Haslbauer.

Eine der losen Szenen im Comic von Haslbauer.

(Bild: jav)

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