Cupsieger FCL trifft auf viele Ex-Luzerner

Die Chamer schossen schon Fotos mit dem Cup-Pokal des FCL

Cham-Trainer Roland Schwegler (rechts) und 14 seiner 23 Kader-Spieler haben eine Vergangenheit beim aktuellen Cupsieger FC Luzern. (Bild: Reto Müller)

Der Schweizer Fussball bekommt an diesem Wochenende seine Volksfeste im Cup zurück. Und das Zentralschweizer Duell zwischen dem SC Cham und dem FC Luzern bringt einen besonders in die Zwickmühle: Richard Furrer. Er ist Finanzchef beim aktuellen Cupsieger, sein Sohn ist einer von 14 Chamer Kaderspielern mit FCL-Vergangenheit.

Er sei kein Glückskind des Schweizer Cups, behauptet Roland Schwegler von sich und lacht. Statistisch betrachtet hat der 39-jährige Exprofi zweimal an einem Endspiel teilgenommen. 2002 unterlag sein damaliger Arbeitgeber GC dem FC Basel 1:2 nach Verlängerung. Zwei Jahre später lag Roland Schwegler bei einer der grössten Cupsensationen nach einer Kreuzbandoperation im Spital, als sich die Grasshoppers Zürich dem FC Wil im Final beugen mussten.

Aber er könnte jetzt ein Glückskind des Schweizer Cups werden. Als Trainer mit dem Aussenseiter SC Cham aus der Promotion League. Wenn er den FC Luzern bei dessen erstem Auftritt als Titelverteidiger stoppt. Schliesslich haben die Luzerner einen Fehlstart in die aktuelle Saison hingelegt.

Aber so weit mag Schwegler, den alle «Roli» rufen, nicht denken. Er freut sich einfach «rüüdig» auf das Duell gegen den «grossen Bruder», wie er sagt. «Auf die eine oder andere Art und Weise sind ja alle Zentralschweizer FCL-Fans. Darum mag ich meinen Spielern den Auftritt im nationalen Fokus von ganzem Herzen gönnen, mit dem Schweizer Fernsehen und den vielen Zuschauern im Eizmoos.»

Das grösste Spiel seiner bisherigen Trainerkarriere

Aber es ist auch für Roli Schwegler ein Highlight, «das grösste Spiel in meiner bisherigen Trainerlaufbahn», wie der gebürtige Römerswiler mit Blick auf nächste Cupduell (Sonntag, 16 Uhr, Eizmoos) zugibt (zentralplus berichtete). Vor fast vier Jahren war er zwar mit dem FC Linth 04 in den Sechzehntelfinals erst mit 4:5 im Penaltyschiessen am FC St. Gallen gescheitert.

Doch auch Roli Schwegler hat eine dreijährige Vergangenheit als Innenverteidiger beim FC Luzern. 2012, nur zwei Jahre danach, beendete er seine Profikarriere beim FC Vaduz.

«Wir haben ein Interesse daran, jene Talente, die es nicht direkt in die 1. Mannschaft des FC Luzern schaffen, bei uns weiterzubilden.»

Roland Schwegler, Trainer des SC Cham

Der SC Cham und der FC Luzern: Das ist eine Klubbeziehung mit verschiedenen Facetten. Nach dem Aufstieg mit Linth 04 in die 1. Liga 2019 hat Roli Schwegler den SC Cham, seit 2014 in der dritthöchsten Liga der Schweiz beheimatet, als Trainer übernommen. «Vom aktuellen FCL-Team kenne ich nur noch Assistenztrainer Claudio Lustenberger und Petra, die Materialwartin.»

Aber er halte Kontakt mit FCL-Sportchef Remo Meyer. «Wir haben ein Interesse daran, dass wir jene Talente, die es nicht direkt in die 1. Mannschaft des FC Luzern schaffen, bei uns weiterbilden. Der Letzte, der in diesem Sinne vom FCL zu uns stiess, ist Julian Hermann in diesem Sommer.»

Seine Frau hilft FCL-Finanzchef aus der Patsche

14 der 23 Chamer Kaderspieler, die der Verein auf seiner Homepage aufführt, haben eine Vergangenheit beim FC Luzern. Der wohl bekannteste davon ist Nico Siegrist. Der 30-jährige Angreifer brachte es zwischen 2008 und 2013 auf 52 Meisterschaftseinsätze (9 Tore) für den FCL.

Der frühere FCL-Spieler Nico Siegrist (links) befindet sich im Dress der Chamer auf Torejagd. (Bild: Reto Müller)

Lou Furrer ist dagegen wohl nur den eingefleischtesten FCL-Fans ein Begriff. Aber die familiäre Verwicklung des 19-jährigen Mittelfeldspielers mit dem aktuellen Cupsieger macht die Geschichte umso spannender. Sein Vater Richard Furrer arbeitet seit gut vier Jahren als Finanzchef des FC Luzern – und er ist ein regelmässiger Gast bei den Heimspielen des SC Cham.

Als der Vater nach der Cupauslosung gefragt wurde, ob sein Herz nun für das sportliche Glück seines Sohnes oder für jenes des FC Luzern schlage, geht das Narrativ so, dass ihm seine Frau hilfreich zur Seite gesprungen sei. Sie habe diplomatisch gesagt, dass sie nun halt zwei Herzen in ihrer Brust hätten, erzählt Roli Schwegler mit einem Schmunzeln.

Man könnte auch sagen: Die Familie Furrer wird sich am frühen Sonntagabend so oder so emotional mit dem Sieger dieses Cupduells verbunden fühlen.

Zuger «FCL-Filiale» will zeigen, was sie drauf hat

Dank den Furrers haben die Chamer aber auch schon erleben dürfen, wie es ist, den Cup-Pokal in eigenen Händen tragen zu dürfen. Fast zwei Wochen nach dem Erringen des ersten Pokalgewinns seit 29 Jahren haben FCL-Präsident Stefan Wolf und Familienoberhaupt Richard Furrer die silberne Sandoz-Trophäe zum zweitletzten Heimspiel der Chamer mitgebracht.

«Eine lässige Sache. Wir konnten ‹Fötelis› mit dem Pokal machen», sagt Roli Schwegler dankbar. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand erahnen, wohin die Luzerner das erste Los auf dem Weg zur Titelverteidigung führen sollte.

Der Sohn des aktuellen FCL-Finanzchefs: Lou Furrer (Mitte) setzt seine Karriere beim Cupgegner Cham fort. (Bild: Reto Müller)

Selbstredend ist: Die Zuger «Filiale» will ihrem fussballerischen Hauptsitz in Luzern am Sonntag zeigen, was sie drauf hat. Allein schon in diesem Jahrtausend haben die Chamer tapfer gegen die damaligen Super Leagisten GC (15/16), FC Zürich (14/15), FC Thun (07/08 und 10/11) und FC Basel (09/10) im Cup gekämpft. Nur eine Sensation ist den Zugern dabei geglückt. Im September 2012 gegen den Super-League-Aufsteiger Servette (2:1).

Eine Speerspitze gegen den FCL?

Von einem Sieg gegen den FC Luzern träumt Roli Schwegler nicht. Obwohl er im viermal wöchentlich stattfindenden Training die zunehmende Anspannung seiner Spieler spürt und die Vorfreude der Bevölkerung in und um Cham: «Natürlich werden wir alle auf diesen Match angesprochen. Und es wird uns viel Glück gewünscht.»

«Meine Spieler sollen nach vorne spielen, sodass auch die Zuschauer ihre Freude haben werden.»

Aber was bedeutet für den Cham-Trainer sportliches Glück am nächsten Sonntagabend? «Das mache ich nicht von einem Sieg abhängig. Meine Spieler sollen wie in der Meisterschaft nach vorne spielen, sodass auch die Zuschauer ihre Freude haben werden. Dieser positive Eindruck ist selbst bei einer Niederlage möglich.»

Seine taktische Grundidee geht von einer sattelfesten Defensive aus. «Wenn du dir ein Gegentor fängst, wird der Aufwand, um einen Rückstand in ein Unentschieden oder einen Sieg zu verwandeln, deutlich grösser.» Auf die Frage, ob das als Speerspitze gegen den defensiv inferior in die Saison gestarteten FCL zu verstehen sei, lacht Roli Schwegler auf und bemerkt: «Sicher nicht, aber dieses Wissen ist ja im Mannschaftssport in- und ausserhalb der Schweiz nicht neu.»

Im Angriffsfussball hilft dem SC Cham nicht nur der liebe Gott, sondern ihm helfen auch «unsere tollen Offensivspieler. Sie sind jederzeit dazu in der Lage, aus einer Chance einen Treffer zu machen», weiss Roli Schwegler.

Vielleicht wird er doch noch ein Glückskind des Schweizer Cups. Irgendeines Tages.

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